
Von einigen treuen Lesern bekomme ich hin und wieder
Nachfragen bezüglich der geringen Auslastung meines Blogs mit Reiseberichten
und dem muss ich leider zustimmen. Aber ich bin nicht mehr in Neuseeland wo ich
alle 14 Tage mit 4 freien Tagen ausgestattet mal eine kleine Reise unternehmen
konnte und meine Kamera auf Hochtouren laufen ließ. Die Zeiten sind leider
vorbei und so muss eben auch ich mich dem Diktat der Arbeitswelt unterwerfen
und mit dem geringen Urlaub auskommen, der mir gewährt wird (einschließlich
finanzieller Mittel). Aber (und hier gibt es endlich mal ein ABER), zu Ostern
ergab sich die wunderbare Gelegenheit, die freien Tage zu nutzen und mich für
einen Kurztrip nach Berlin aufzumachen.

Checkpoint Charlie und
der damit verbundene ehemalige Grenzübergang zwischen Ost und West war schon
immer sehr beliebt bei den Besuchern. Fürs gemeinsame Foto mit dem Grenzposten
zahlt man inzwischen 1 Euro, was die meisten Touristen nicht weiter stören
wird, schließlich hat man sich als Ausländer auch an die ungewöhnliche Sitte
gewöhnt, für ein deutsches öffentliches Klo eine Gebühr berappen zu müssen.
Diejenigen, die sich das Geld lieber für gestellte Fotos oder Souvenirs
aufsparen, belagern lieber die Toiletten der ansässigen Fast-Food-Ketten, wo
man schon mal geschlagene 10 Minuten für eine freie Toilette anstehen muss.
Zugegeben, vielleicht war ich von d
em ganzen Mauer Tourismus nur deswegen so
genervt, weil unsere Begleitung Meliana so erpicht auf Mauer Fotos war, aber
wenn man mit der Mauer gelebt hat und
von ihr ein- oder ausgesperrt war (je nach Sichtweise) dann sieht man diesen
Tourismus mit etwas anderen Augen.
Ein sehr empfehlenswertes, sogar kostenloses, Unterfangen
ist eine Führung durch die Glaskuppel des Reichstages. Wer seine Reise weit im
Voraus planen kann sollte die Führung mindestens einen Monat im Voraus online
buchen und kann sich die Warterei vor Ort sparen. Wir hatten dies leider
verpasst und so standen wir geschlagene 2,5 Stunden in der Schlange, um uns für
eine Führung durch die Kuppel zu registrieren. Dabei wählt man Datum und
Uhrzeit der Führung selbst aus (auch mehrere Tage im Voraus möglich). Die ganze
Warterei hätten wir sicher auch in 2 Stunden oder noch weniger absolvieren
können, hätte sich die eine der beiden Mitarbeiterinnen nur etwas motivierter
an ihre Arbeit gemacht, anstatt minutenlang auf ihren Bildschirm zu starren
aber vielleicht sollte ich ihr das nicht verübeln. Wer weiß wie ich mich dabei
fühlen würde, müsste ich diesen Job tagein und tagaus erledigen. Egal, die
Führung war informativ und dank der ebenfalls kostenlos zur Verfügung
gestellten Audio Guides auch sehr individuell und ans eigene Tempo
ausgerichtet. Und die Aussicht sicher nicht zu vergleichen mit dem der
Siegessäule (meine Lunge bedankte sich sehr für den Aufstieg wie übrigens auch
meine Beine) oder des Fernsehturmes (fiel für uns aufgrund der ebenfalls langen
Wartezeit aus) aber dennoch sehenswert. Und wenn man bedenkt, dass man für all
dies nichts bezahlt (nicht mal fürs Klo!) kann man dies vor allem als Familie
gern auf die Aktionsliste setzen, um den Geldbeutel zu schonen. Eine
klaustrophobische Veranlagung ist beim Fahren mit dem Aufzug mit knapp 50
anderen Leuten allerdings weniger
hilfreich und könnte zu Komplikationen führen. Es sei denn man hat das Glück
eine weniger gut besuchte Führung zu erwischen.
Von der Orangerie ist es nur ein kurzer Spaziergang zum
eigentlichen Schloss Sanssouci und wer es jemals schafft, ohne Tricks und
fremde Hilfe (abgesperrter Park oder ähnliches) ein Foto ohne andere Leute zu
erhaschen verdient den Titel Genie (oder hat ein super timing). Um den Brunnen
sieht es nicht besser aus und irgendwann hat man einfach keine Lust mehr auf
all die Menschenmassen. Mein letztes Mal in Sanssouci irgendwann in den späten
90er Jahren verlief definitiv ruhiger.
Was gibt es sonst noch über Berlin zu sagen? Das
Herumkommen ist einfach und mit einem Tagesticket für 6,70 (Zonen A und B) auch
nicht besonders teuer. Sightseeing Busse (die berühmten hopp on- hopp off
Busse) gibt es zur Genüge für 20 bis 30 Euro und je nach Anbieter mit
zusätzlichen Angeboten. Wir sparten uns allerdings das Geld und folgten einem
Tipp aus dem Internet, wonach die Linien 100 und 200 an fast allen
Sehenswürdigkeiten vorbeifahren und ein 20 Euro ticket unnötig machen. Um einen
Geheimtipp handelt es sich dabei nicht, macht Euch also auf volle Busse gefasst
und schnell ist es aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens auch nicht immer, aber
man sieht was von Berlin. Wenn es schneller gehen soll, steigt man in die
U-Bahn um, die schnell von A nach B gelangt. Das System ist einfach und gut
ausgeschildert, man kann also nicht verloren gehen. Außer am Potsdamer Platz,
da ist die Verbindung von S-Bahn zu U-Bahn recht umständlich und mit langen
Laufwegen verbunden. Wenn man es einrichten kann, sollte man das Umsteigen dort
vermeiden.


Und ich musste an die Menschen in der Ukraine denken, die
momentan im Osten für eine Abgrenzung vom Rest des Landes kämpfen. Wofür stehen
diese Leute und ist ihnen wirklich bewusst, was es heißt, ein Land zu teilen,
seine Menschen voneinander zu trennen, manchmal Familien auseinanderzureißen?
Ein Land zu teilen ist einfach, es später wieder zu einen, ist eine viel
schwierigere Aufgabe, an der auch wir Deutschen noch lange zu arbeiten haben.