Monday, May 24, 2010

2 Tage entspannen auf Vancouver Island

Dank des Victoria Day am 24. Mai kam ich in den Genuss zweier freier Tage hintereinander und da dies nicht allzuoft vorkommt, entschied ich mich, mal wieder nach Vancouver Island zu jetten und den Feiertag gebuertig in Victoria selbst zu feiern, der Stadt, die nach Queen Victoria von England benannt wurde. Victoria Day wuerdigt den Geburtstag der Namensgeberin und wird ausserdem inoffiziell auch als Sommeranfang gefeiert. Nun ja, das Wetter zeigte sich noch nicht hundertprozentig in Sommerlaune, denn es war trotz der Sonne teilweise noch ziemlich kuehl, aber es gab kein Grund zur Beschwerde.

Am Sonntag morgen machte ich mich mit dem Bus auf dem Weg nach Tsawassen, wo die Faehre nach Victoria ablegt. Ich schaffte es als einer der ersten aufs Schiff und suchte mir sofort einen guten Platz am Ausgang, damit ich in Victoria angekommen schnell von der Faehre kommen wuerde. Dies machte ich dann auch und machte mich mit zig anderen Leuten auf den Weg zur Bushaltestelle, wo ich mal wieder aus erster Hand beobachten konnte, wie wunderbar der Herdentrieb funktioniert. Zwei Busse standen an der Haltestelle und ich stellte mich am ersten an, weil es nur logisch ist, dass der erste Bus auch zu erst wegfaehrt. Naja, waehrend ich da so alleine stand, sammelte sich eine riesige Traube von Menschen vor dem anderen Bus, weil zwei Busfahrer in diesem quatschend ihre Pause verbrachten (der Bus war verschlossen). Einer der Wartenden verstaute sogar schon sein Fahrrad auf dem aussen befindlichen Fahrradstaender. Als sich dann nach ca. 15 Minuten einer der Busfahrer aus dem Bus bequemte und in Richtung des ersten Busses lief, triumphierte ich innerlich und die Massen rannten auf den anderen Bus zu, in dem ich mir in aller Ruhe den besten Platz aussuchen konnte.

Von Swartz Bay dauert es ca. 1 Stunde bis nach Victoria, wo ich gleich mal in mein hostel eincheckte. Das letzte Mal in Victoria war ich von meinem hostel alles andere als begeistert und so probierte ich diesmal eben ein anderes aus. Entschieden hatte ich mich fuer das Ocean Island Backpackers Inn und da kein Mehrbettzimmer fuer Maedels mehr uebrig war, steckte man mich in ein gemischtes Zimmer. Sehr gemischt war das allerdings nicht, denn ich war das einzige Maedel, was mich normalerweise nicht stoert, aber wenn sich 4 der 5 Herren mit Schnarchen abwechseln, ist die Nacht alles andere als erholsam. Nach dem Einchecken rief ich erstmal zu Hause an, wo man bereits im Halbschlaf auf meinen Anruf wartete.

Da das schoene Wetter ausgenutzt werden wollte, machte ich mich spaeter auf den Weg in die Stadt, schliesslich wollte ich bei dem schoenen Wetter nicht im hostel rumsitzen. Ich machte mich auf zur harbourfront, wo sich u.a. auch das Parliamentsgebaeude befindet und folgte einem Ratschlag meines Arbeitskollegen Christian, der meinte, man kann kostenlose Fuehrungen im Parliament machen. Ich meldete mich fuer die Fuehrung an und knapp 10 Minuten spaeter gings auch schon los. Die Gruppe war leider etwas gross und so bekam ich das meiste des Gesagten gar nicht mit, weil es immer Mitteilungsbeduerftige gibt, die im gleichen Moment reden muessen, wie der Fuehrer der Gruppe. NERVIG! Naja, ich lernte trotzdem einige interessante Fakten zum Beispiel ueber das offizielle Wappen von British Columbia:

Das Schild (gehalten von einem Wapiti Hirsch links symbolisch fuer Vancouver Island und rechtes von einem Dickhornschaf, symbolisch fuer das Festland), zeigt die Union Flag auf der oberen Haelfte und darunter die Flagge von British Columbia und unterscheidet sich damit ganz entscheidend von frueheren Anfertigungen. Da befand sich die Flagge von BC mit der sich darauf befindlichen untergehenden Sonne oberhalb der Union Flag und das fand die Krone nicht besonders witzig, denn es gibt einen Spruch, wonach die Sonne niemals im Britischen Reich untergeht und so musste das Wappen geaendert werden. Das Memo mit den Aenderungen ist anscheinend nicht oder nur sehr spaet in Victoria angekommen, denn noch immer sieht man hier und da einige der aelteren (ungenehmigten) Wappen im Parliamentsgebaeude.

Da ich einen langen Abend vor mir hatte, nahm ich erstmal eine Staerkung zu mir, ging wieder zurueck ins hostel, um mir ein paar zusaetzliche Schichten Kleidung sowie meine Kamera und Stativ zu besorgen und lief zurueck zum Hafen, wo ich auf die Dunkelheit wartete. Das Parliament wird nachts von hunderten (oder vielleicht auch tausenden) kleinen Gluehbirnen beleuchtet und macht sich somit auf Bildern ganz hervorragend. Ich war nicht die einzige mit meinem Stativ, denn neben mir hatten sich eine kleine Herrscharr von Fotografen mit ihrer Ausruestung plaziert und wir alle knipsten wie die Weltmeister.

Als es nach einigen Stunden nichts mehr zu fotografieren gab und ich Frostbeulen an meinen Fingern befuerchtete, lief ich zurueck ins hostel und legte mich schlafen. Hach, Fotosafaries sind anstrengend!

Wie gesagt, die Nacht war gepraegt von Strassenlaerm (das Fenster stand weit offen) und dem Geschnarche von 4 Herren. Netterweise wechselten sie sich immer ab, damit es nicht langweilig wurde. Was ich immer wieder interessant finde, ist die Tatsache, dass morgens nicht geschnacht wird. Der Morgen verlief sehr ruhig und so holte ich in diesen Stunden den Grossteil meines Schlafs nach, stand aber trotzdem frueh auf, um schnell beim Cafe um die Ecke zu fruehstuecken, auszuchecken und mir entlang der Douglas Street einen guten Platz fuer die Victoria Day Parade zu sichern. Dort stand ich dann fuer geschlagene 4 Stunden und sah mir alles an, was Victoria zu bieten hat! Von Schulen, Kindergruppen, Vereinen, Krankenhaeusern, Supermaerkten, Coffee Shops, Radiostationen, Selbsthilfegruppen, Veteranen Verbaenden bis hin zu verschiedenen kulturellen Gruppen (Chinesen, Koreaner, Norweger, Polen usw). Am meisten erstaunte mich mal wieder der Aufzug der Polizei, des Militaers, Militaerpolizei, Feuerwehr usw, und fuehlte mich stark an die fruehere DDR zurueckerinnert. Als wir zu bestimmten Anlaessen an Erich und seinen Parteigenossen vorbeimarschiert sind und sich die alten Herren die Waffenstaerke des Landes haben vorfuehren lassen. Im Prinzip war das heute nichts anderes, aber sowas darf man ja nicht laut sagen...

Da die Parade auf Victorias Hauptstrasse stattfand und auch mein Bus diese Route nehmen wuerde, steckte ich erstmal in der Stadt fest und lies die Parade ueber mich ergehen. Anfaenglich war das alles noch sehr interessant, aber nach der 20. oder 30. Schueler Blaskapelle gab es nichts mehr, was ich noch nicht fotografiert hatte! Komischerweise waren sehr viele Schulen aus dem U.S. Bundestaat Washington vertreten, was mich ein wenig verwunderte, aber eigentlich sollte mich ja nichts mehr wundern in diesem Land.

Im Vergleich zum gestrigen Tag war die Faehre bis zum Platzen mit Leuten gefuellt, aber ich schaffte es trotzdem, einen Platz nahe am Ausgang zu ergattern und flitzte nach dem Anlegen wie ein Flitzebogen zum Bus, der mich zurueck in die Stadt bringen sollte.

Der Wilde Westen mitten in Vancouver

Man muss nicht in die Vereinigten Staaten von Amerika fliegen, um ein Rodeo aus erster Hand miterleben zu koennen. Auch an Calgary, das fuer seine Stampade weltberuehmt ist, dachte an diesem Tag niemand, als das traditionelle Rodeo in Cloverdale eroeffnet wurde. Bevor ich nach Kanada gekommen bin, haette ich mir nicht im Traum vorstellen koennen, ein Rodeo live mitzuerleben, deswegen war ich sofort Feuer und Flamme, als ich von dem Ereignis hoerte. Katrin und ich trafen uns nach der Arbeit und die Fahrt mit den oeffentlichen Verkehrsmitteln erinnerte uns an eine Odyssee; erstmal ueberhaupt einen Bus zu finden, der ins Niemandsland faehrt, dann genug Geduld fuer die lange Fahrt aufzubringen und der schlechten Beschilderung folgend zu wissen, wann man eigentlich aussteigen muss. Nordamerika ist definitiv nicht das Mekka des oeffentlichen Verkehrsnetzes und ich denke, dass es den Veranstaltern lieber ist, wenn die Leute ganz einfach und bequem im eigenen Auto kommen. Oder vielleicht sogar auf dem eigenen Pferd....?

Eine knappe halbe Stunde vor Beginn des Rodeos trudelten wir auch endlich ein und suchten uns sofort einen guten Platz mit umfangreichen Ueberblick ueber das ganze Geschehen. Da es der erste Tag des Rodeos war, gab es sitzplatzmaessig keine Probleme, ich kann mir aber gut vorstellen, dass dies in den nachfolgenden Tagen anders ausgesehen haben koennte.

Zu sehen gab es Laeufe in vier verschiedene Kategorien: Bareback Riding, Saddle Bronc Riding, Bull Riding und Ladies Barrel Racing und dabei handelt es sich um Reiten von Wildpferden mit und ohne Sattel, das Reiten von Stieren und Hindernisreiten fuer die Damen. Starten kann man pro Kategorie zweimal und wenn es das Wohlbefinden zulaesst, auch in allen Kategorien (naja, beim Hindernisreiten der Ladies gibts offenbar ein paar Faktoren, die eine Starterlaubnis ausschliessen).

Ganz ehrlich, ein bisschen bescheuert muss man schon sein, wenn man sich auf ein wildes Pferd wagt und so lange festklammert, bis man sich nicht mehr auf dem Ruecken halten kann. So ganz schmerzfrei und ohne blaue Flecken wird man bei dem Hobby nicht davonkommen, muss es also vielleicht sogar ein wenig geniessen. Spannend fand ich das auf alle Faelle, aber jedes Jahr anschauen muss ich mir das nicht unbedingt. Wie bei vielen anderen Dingen auch, handelt es sich hier um eine Lebenseinstellung und die versuche ich nicht zu kritisieren. Kann ja jeder selbst fuer sich entscheiden!

Wir hielten recht lange durch und sahen ausser dem Stierreiten alle Durchgaenge aber danach trieb uns die Kaelte und der Hunger nach Hause. Ausserdem war es schon recht spaet und uns stand noch eine lange Heimfahrt bevor. Selbst an einem grossen event wie dem Rodeo haelt es naemlich Translink (der Bus-und Bahnanbieter) nicht fuer notwendig, mehr Busse einzusetzen und so faehrt um diese Zeit eben nur ein Bus pro Stunde von Cloverdale zum naechsten Bahnhof. Spaeter, als ich hungrig, muede und frierend im Zug sass, wurde dieser noch aufgehalten, weil ein paar Stationen weiter ein Irrer nichts besseres zu tun hatte, als auf den Schienen rumzulaufen und aus Sicherheitsgruenden wurden alle Zuege angehalten. Wir warteten fast ne halbe Stunde, bis es endlich weiter ging und als ich endlich nach Hause kam, war es Mitternacht. Toll, wenn man dran denkt, dass man am naechsten Tag das Haus um spaetestens 6.15 Uhr verlassen muss, um rechtzeitig auf Arbeit zu sein.

Sunday, May 9, 2010

neue Arbeit - neue Herausforderung

Ich hatte ja bereits mehrfach in aelteren Beitraegen erwaehnt, dass ich nach meinem Trip in die Rockies einen neuen Job anfangen werde. An meinem ersten Tag wusste ich nicht so recht, was mich erwarten wuerde, denn ich hatte waehrend der Olympics nicht besonders viel Zeit, die Dinge mit meinem neuen Boss zu besprechen. Nicht mal meine Anfangszeit. Meine neue Arbeit - wieder eine Vermietung fuer Wohnwagen, die hier aber RVs genannt werden (recreational vehicles) - befindet sich auf Anacis Island, das ich jeden Morgen nach einer einstuendigen Fahrt mit Bussen und Bahn erreiche. Das klingt jetzt nach besonders viel Stress und vielem Umsteigen, ist es aber gar nicht. Ich hab mich dran gewoehnt und hoere entweder meine podcasts auf'm ipod oder lese und so vergeht die Zeit wie im Flug.

An meinem ersten Tag stellte ich ziemlich schnell fest, dass die Dinge anders laufen als in Australien. So staunte ich nicht schlecht, als alle Nase lang jemand anders zur Tuer reinkam und meinte, heute sei der erste Arbeitstag. Soviel Belegschaft hatten wir in Australien zu unseren betriebsamsten Arbeitstagen nicht. Ausserdem ist unsere Firma sehr europaeisch und die Anzahl der Kanadier kann ich an einer Hand abzaehlen. Mit mir haben noch zwei andere Deutsche angefangen, zwei Schweizer und eine Hollaenderin. Die gesamte Chefetage besteht aus Hollaendern und Schweizern und das bereits vorhandene Personal, mit dem wir zusammenarbeiten, besteht aus zwei ausgewanderten deutschen aelteren Damen, die noch ordentlich Hummeln im Hintern haben und einer weiteren Hollaenderin.

An den ersten Tagen gab es nicht so besonders viel zu tun, schliesslich gibt es fuer diese Zeit des Jahres erfahrungsgemaess nicht sehr viele Buchungen. Auf selten eintreffende Kunden stuerzten wir uns wie die Aasgeier, um das theoretisch Erlernte anwenden zu koennen. Leider machte uns der dumme Vulkan in Island einen gewaltigen Strich durch die Rechnung, denn die meisten Kunden sassen in Europa fest.

Dass ich bereits fuer eine Wohnmobilvermietung gearbeitet habe, hat mir bei der Einarbeitung sehr geholfen, schliesslich habe ich Wohnwagen schon mal gesehen, bin in ihnen gereist und weiss, wie sie funktionieren. Gleich am ersten Tag machte ich eine Einweisung in einen Camper und am zweiten Tag schon Vertragssachen am Computer.

Seit knapp einer Woche haben wir jeden Tag genuegend Buchungen, um uns ordentlich in Schach zu halten und obwohl unsere zwei aelteren Damen jeden Morgen total aus dem Haeuschen sind und manchmal ein wenig panisch wirken, laeuft alles ganz gut. Wir haben uns inzwischen alle an den Job gewoehnt, die meisten wissen auch was sie tun und der Rest kommt von allein. Wie gesagt, ich bin es nicht gewohnt, mit soviel Personal zu arbeiten und denke, dass wir uns manchmal gegenseitig auf die Fuesse treten, aber egal. Zumindest bin ich Stress gewohnt, und weiss, dass man auch 60 oder 80 Abholungen am Tag meistern kann.

Das Wetter zeigt sich seit einer Woche von seiner besten Seite und wir freuen uns alle auf den Sommer! Gerade wo ich wohne ist es wegen der kurzen Entfernung zum Strand noch ziemlich windig, aber wenn man den Einheimischen hier Glauben schenken darf, legt sich das in ein paar Wochen auch. Man darf gespannt sein!

Katrin hat es nach einigen Rueckschlaegen auch endlich nach Vancouver geschafft und so bin ich gerade wieder intensiver dabei, Vancouver zu entdecken und altbekannte Orte im neuen Wettergewand zu besuchen. Auf die Fussball Weltmeisterschaft freuen wir uns alle bereits wie Kinder auf Weihnachten und mein Chef meinte bereits, dass der Fernseher auch bei uns im Buero laufen wird, damit wir waehrend der Arbeit wissen, was in Suedafrika passiert. Fuer alle Spiele waehrend unserer freien Tage werden wir uns irgendwo in der Stadt treffen und die Spiele in einem Pub auf der grossen Leinwand anschauen. Kanns kaum erwarten! Und bei sovielen Deutschen, Schweizern und Hollaendern duerfte die Stimmung auf Arbeit toll sein, weil jeden Tag irgendeins unserer Teams spielen wird.

Und noch ein paar News, ich hab nun endlich meinen inneren Schweinehund ueberwunden und mich im Fitnesstudio angemeldet. Auch wenn man sich nach der Arbeit oft selbst gut zureden muss, bin ich hinterher immer sehr stolz auf mich und auf das Wohlbefinden wirkt es sich ebenfalls positiv aus.

Bevor ich es vergesse, heute ist Muttertag und weil meine Mum gerade nicht auf Skype anzutreffen ist und ich das schoene Wetter heute noch geniessen will, gratuliere ich mal auf diesem Wege. Danke fuer all Deine Unterstuetzung, ohne die ich das alles nicht haette schaffen koennen, danke dafuer, dass Du Dich von zu Hause immer noch um alles kuemmerst was ich in der Ferne schlecht regeln kann und danke fuer all Deine Kraft und Energie, die Du fuer unsere Familie aufbringst und fuer alle diejenigen, die Unterstuetzung brauchen, aber von ihrer Familie nicht bekommen. Hab Dich lieb!