Wednesday, May 29, 2013

Die letzten Tage in Neuseeland

Mit dem Leihwagen von Jucy gings früh am Morgen los in Richtung Christchurch. Das Wetter war überraschenderweise sehr gut und so folgte mir die Sonne bis an die Ostküste der Südinsel. Sehr viel Zeit hatte ich nicht, da ich nicht im Dunkel in Christchurch ankommen und dann mein hostel suchen wollte, aber für ein paar wenige Fotostops war trotzdem Zeit - die mußte ich mir einfach nehmen, denn wer weiß wann ich nochmal hierher komme? Dank meines navigationstüchtigen Smartphones fiel mir die Suche nach dem Jailhouse Backpackers in Christchurch nicht allzuschwer, ich schaffte es dennoch, vor dem Abbiegen auf den dazugehörigen Parkplatz zwei Runden um das Gelände zu drehen. Das Jailhouse ist, wie der Name bereits sagt, ein ehemaliges Gefängnis, welches zu einem hostel umfunktioniert wurde und eine schöne Abwechslung zu den eher ordinären Unterkünften, in denen ich bisher abgestiegen bin. Ob ich nochmal dort nächtigen würde, weiß ich allerdings nicht, schliesslich war es recht kalt im Zimmer und die bereitgestellte Wärmeflasche verlor leider Wasser, welches in meinem Bett landete. In kalten naßen Betten zu schlafen ist keine Freude! Außerdem funktionierte das Internet nur auf dem Flur und dort war es noch kälter - ich saß dort in eine Decke gewickelt. Aber gut, es handelt sich schließlich um ein Gefängnis und da sollte man nicht allzuviele Annehmlichkeiten erwarten!

 Am Samstag morgen stand ich ganz früh auf und wollte nochmal schnell ins Stadtzentrum schauen, welches durch das schwere Erdbeben 2011 fast komplett zerstört wurde. Eine Karte hatte ich nicht dabei, schließlich habe ich 6 Monate in Christchurch gelebt und eine recht gute Vorstellung davon, wo sich was befindet. Ja denkste! Dabei habe ich nicht bedacht, dass sich die Straßenführung im engen Stadtkern total geändert hat, weil durch die vielen Absperrungen vieles nicht befahrbar ist. Also fuhr ich erstmal dreimal ums Stadtzentrum herum bis ich endlich einen Parkplatz gefunden hatte. Ich stieg aus und wollte einfach nur ein paar Bilder machen, und verlief mich total.

Die meisten Gebäude sind verschwunden und wenn man diese wie ich zur Orientierung herangezogen hat, läuft man etwas verloren durch die Straßen. Ich war total entsetzt darüber, wie schlimm es dort noch aussieht und wie wenig in der Zwischenzeit in Sachen Wiederaufbau geschehen ist. Als ich an der Kathedrale, zweifelsohne dem Wahrzeichen Christchurchs, vorbeilief lief mir mal kurz ne Träne übers Gesicht; einfach nur tragisch was sich damals abgespielt hat und daß es sie nun nicht mehr gibt. Über die Zukunft der Ruine und den Wiederaufbau, Neubau (evtl aus Pappe) gibt es viele Streitigkeiten in Neuseeland und somit zögert sich auch die Entscheidung immer weiter heraus. Die Innenstadt wirkt wie eine Geisterstadt und neben Baggern und Krähnen und ein paar Bauarbeitern sieht man außer ein paar verlorenen Seelen niemanden.

Einen winzigen Lichtblick bildet die neugebaute Containerstadt Restart (Neustart), wo sich einige Anbieter in Containern niedergelassen haben um ein Shoppingerlebnis anbieten zu können. Als ich davon in den Nachrichten hörte, war ich mehr als skeptisch, schließlich ist das auch nur eine Zwischenlösung und machte auf mich eher den Eindruck, nur flüchtig zusammengeschustert zu sein. Meine Meinung änderte sich, als ich es nun hautnah miterleben durfte. Sicher, es ist nur eine Notlösung, aber besser als gar nichts. Die Menschen müssen sehen, daß es aufwärts geht und sie müssen einen Ort zum Treffen und Kaffeetrinken haben. Die Atmosphäre dort war positiv und voller Tatendrang und das gefiel mir sehr gut. Christchurch, mach weiter so! Und übrigens, in Christchurch gibt es durch das große Angebot von Stellflächen jetzt sehr viele günstige Parkplätze! Was mir immer wieder durch den Kopf ging, war die Tatsache, dass es so schleppend vorangeht und der Gedanke, dass es bei einem ähnlichen Unglück in Auckland oder Wellington bestimmt nicht so lange mit dem Wiederaufbau gedauert hätte. Ich glaube die Politik hat Christchurch ein wenig vergessen....

Es war an der Zeit, Christchurch den Rücken zu kehren und mich zur Banks Peninsula zu begeben. Das Wetter zeigte sich von seiner vorbildlichen Seite und ich genoß die Fahrt nach Akaroa, der französisch angehauchten größten Stadt auf der Halbinsel. Dort angekommen genoß ich erstmal ne Portion Fish & Chips im bekanntesten Shop des Ortes, der letztes Jahr zu trauriger Berühmtheit erlangt war, weil das Gebäude komplett niedergebrannt war. Nun war aber alles wieder aufgebaut und gleich vergrößert und man sah auch gleich warum: da drin war wirklich was los! Nach dem Einchecken im Bon Accord Backpacker nutzte ich das Wetter aus und begab mich zum Sightseeing, da das Wetter für den nächsten Tag als verregnet und wolkenverhangen angekündigt war. Die Halbinsel kann man wunderbar über die "scenic route" umfahren und hat dabei wunderbare Ausblicke auf den Hafen und die zahlreichen Buchten. Zum Glück ist diese enge und sich schlängelnde Straße nicht sehr stark befahren, denn ich hielt nach schätzungsweise jeder Kurve für Fotos und dabei gezielt für Panorama Aufnahmen (die übrigens ganz toll geworden sind).

Am Sonntag Morgen war ich ganz überrascht, als ich meinen Kopf durch den Vorhang meines kleinen Bungalows steckte, denn von dem vorhergesagten Regen war nichts zu sehen. Nur blauer Himmel und ein paar vereinzelten Wölkchen am Himmel. Dies nutzte ich sofort aus und begab mich zum Büro und Anlegeplatzes der Black Cat Cruises, kaufte ein Ticket und kurz danach gings auch schon los. Wir waren gerade mal aus dem Hafen raus, da kam schon die Durchsage, auf die jeder gewartet hatte; es befinden sich Hektor Delfine in der Nähe! Hektors sind mit 1.40 Metern die kleinsten Delfine der Welt und sind nur in Neuseeland und nur in dieser Region vorzufinden. Durch das Feststecken in Fischernetzen sind sie vorm Aussterben bedroht und brauchen die Unterstützung von Forschern und der Fischerindustrie, um sich nachhaltig und ausreichend erholen zu können. Leider waren es nur 2 Tiere, aber sie waren sehr verspielt und blieben eine ganze Weile bei uns. Den Rest der Cruise sahen wir dann leider keine Delfine mehr, aber ich genoss die Aussicht auf die recht niedrigen, abgerundeten umliegenden Berghügel, die steilen Klippen, zahlreichen kleineren Höhlen usw. Auf dem Meer hielten wir uns auch eine Weile auf und hier dachten doch einige Passagiere (und ein Crewmitglied) tatsächlich, einen Wal gesehen zu haben. Also verbrachten wir eine Weile in der Umgebung, da ja Wale sehr lange tauchen können und fanden später auch den "Übeltäter" - eine Ansammlung von Seegrass, die man aus weiter Entfernung schon mal mit einem Wal verwechseln kann.

Auf dem Rückweg machte uns der Kapitän darauf aufmerksam, daß das vorhergesagte schlechte Wetter auf dem Weg sei und bereits Timaru (weiter südlich) passiert habe. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis der Regen einsetzen würde. Das Wetter hielt sich dann aber doch noch recht lange und es begann erst in der Nacht zu regnen. Am Montag war das Wetter dann wirklich mehr als bescheiden. Das sollte mir aber egal sein, schließlich war ich mit Packen beschäftigt. Da ich nochmal ordentlich mit Souveniren in Queenstown zugeschlagen hatte, mußte ich doch noch mal ein Paket nach Deutschland schicken und dieses ergab dann nochmal 8 Kilo (nicht nur Souvenire!). Das stellte sich später als kluger Zug heraus, denn als ich mein Gepäck am Flughafen wog, ergab es genau 30,5 Kilo (erlaubt waren 30). Das Paket brachte ich noch zur Post und dann gings wieder zurück nach Christchurch, Richtung Flughafen. Das Fahren machte aufgrund des wirklich sehr starken Regens keinen Spaß und außerdem konnte ich die Fahrer der meisten anderen Fahrzeuge nicht verstehen, die alle ohne Licht fuhren! Definitiv fehlendes Wissen über die Gefahren und darauf zurückzuführen, dass man in Neuseeland seinen Führerschein nicht mit einem Fahrlehrer macht, sondern Fahrerfahrung usw mit den Eltern erwirbt.

Meinen kleinen Flitzer gab ich in der Jucy Filiale in der Nähe des Flughafens ab und die fuhren mich mit dem Shuttle direkt zum Flughafen. Dort angekommen waren noch knapp 45 Minuten bis zur Öffnung des Emirates Schalters totzuschlagen, aber ich stellte mich trotzdem schon mal an (hey ich war die Erste!), schließlich wollte ich meine beiden Taschen loswerden. Das Warten war langweilig, aber wer viel fliegt, kennt das ja alles. Man weiß, sich zu beschäftigen.

Im Nachhinein betrachtet war mein Flug nicht die beste Idee und das nächste Mal (wenn es eins gibt) würde ich anders buchen. Die Etappen: 1. Christchurch nach Sydney (musste den Flieger verlassen und mit all den anderen Passagieren wieder boarden), 2. Sydney nach Bangkok (uns wurde freigestellt, ob wir den Flieger mit all unserem Gepäck verlassen oder an Board bleiben wollen - ich entschied mich für letzteres und sah der Putkolonne beim Arbeiten zu), 3. Bangkok nach Dubai (hier wieder raus aus dem Flieger, ein paar Souvenire kaufen und dann rein in den nächsten) und 4. Dubai nach Frankfurt. Warum würde ich das nicht nochmal machen? Jeder Flug gilt unabhängig voneinander, man sieht also 4 mal die Sicherheitseinweisung, bekommt jedesmal Kopfkissen und Decke weggenommen, nur um später wieder eine neue zu bekommen, man bekommt viel zu viele Mahlzeiten und ständig muß man sich auf neue Nachbarn einstellen. Nein danke. Der Service war auch weniger gut, als was ich von Emirates gehört hatte und irgendwann war ich nur noch genervt, was aber auch mit der viel zu langen Flugzeit zusammen hängen könnte. Jetzt ist erstmal Schluß mit langen Flügen, denn Europa will erkundet werden! Allerdings nicht gleich sofort, denn erstmal muß ich Arbeit finden und Geld verdienen.






Wednesday, May 1, 2013

schwerer Abschied von Milford

Auch wenn ich mich in den letzten Wochen sehr auf das Beenden des Kapitels Milford und den Beginn eines normalen Lebens zurueck in der Heimat gefreut habe, fiel der Abschied trotzdem erwartungsgemaess sehr schwer. Abschiede schmerzen immer und daran gewoehnen werde ich mich nie. Aber leider gehoeren sie zum Leben dazu, besonders in Milford Sound.

Im Vorfeld bestritten wir einige Abschiedsessen und Parties und bereits Tage vor dem letzten Arbeitstag begann das Verabschieden von Reiseleitern, Busfahrern usw. Am letzten Arbeitstag gingen wir alle mit gemischten Gefuehlen auf Arbeit; erwartungsvoll und voller Vorfreude auf alles, was nun folgen wird; traurig und sentimental, weil man gute Freunde zuruecklassen muss. Fuer 3 unserer Crew hiess es am Dienstag Abschied nehmen und zu diesem speziellen Anlass (und einer gewissen Milford Tradition folgend) begaben wir uns waehrend unserer letzten Cruise alle unter die Sterling Falls, dem 154m hohen Wasserfall der aufgrund der heftigen Regenfaelle der vergangenen Tage maechtig viel Wasser ausschuettete. Die Kraft des fallenden Wassers ist so enorm, dass man gar nicht vom Wasserfall selbst nass wird (man wuerde von den Wassermassen erschlagen werden) sondern nur vom Wassernebel!

Dienstag abend haette ich eigentlich mit Packen verbringen sollen, aber ich war zu beschaeftigt, mich von einigen meiner guten Freunde zu verabschieden. Gepackt wurde dann 6 Uhr in der Frueh und Punkt 11 Uhr war ich startklar. Obwohl ich eigentlich nur einer einzigen Person goodbye sagen wollte, rannten mir dann doch noch alle mir wichtigen Personen ueber den Weg, da sie aus verschiedenen Gruenden am Mittwoch nicht auf Arbeit waren und so wurde es doch noch recht schmerzhaft. Die meisten von Euch koennen sich diese Situation wahrscheinlich nicht wirklich vorstellen, schliesslich befindet man sich zu Hause selten in der Situation wie wir hier in Milford. Wir arbeiten und leben zusammen und da Milford eine sehr kleine geschlossene Gemeinschaft ist, sind diese Beziehungen meist sehr viel intensiver als in der normalen Welt, wo man sich zu seinen Arbeitskollegen und vielleicht sogar zu seinen Freunden weniger eng verbunden fuehlt. In Milford bilden diese Personen einen sehr wichtigen Teil des eigenen Lebens und so leidet man umso mehr, wenn man sich ploetzlich mit der Gewissheit verabschieden muss, die meisten dieser Leute nie wieder zu sehen. Eine sehr ungewoehnliche Freundschaft habe ich mit Max, einem unserer Kapitaene. Wer haette gedacht, dass ich einen 60 jaehrigen zu meinen besten Freunden zaehlen wuerde? Mich von ihm zu verabschieden war der zweitschwierigste Abschied meines Lebens (nach meinem Opa).

Nun bin ich in Queenstown und verabschiede mich auch hier von einigen bekannten Gesichtern. Morgen frueh nehme ich einen Leihwagen in Besitz und mache mich auf den Weg nach Christchurch, in dessen Umgebung ich die letzten Tage bis zum Abflug am 6. Mai verbringen werde. Das Wetter scheint sich nicht an meinen Reiseplan halten zu wollen und macht was es will, aber die gute Laune lass ich mir nicht verderben!