Monday, July 14, 2008

Great Ocean Road (02.07.2008)

Freie Tage kommen unregelmaessig und leider bisher immer nur einzeln, deswegen muss ich diese Tage zum Sightseeing und Entdecken Australiens sinnvoll nutzen. So geschehen an einem Mittwoch, als ich einen Tagesausflug zur Great Ocean Road (GOR) unternahm. Durch das Fehlen eines fahrbaren Untersatzes war ich auf eine Bustour angewiesen und eigentlich sehe ich diese Touren eher negativ, weil man keine eigenen Entscheidungen treffen kann und dem Gruppenzwang bzw. einem geplantem Tagesablauf unterliegt.

Ich traf den Bus recht frueh in der Stadt und war nicht wirklich ueber die vielen Asiaten im Bus ueberrascht. Ausser mir war nur ein weiterer Nicht-Asiate. Spaeter holten wir noch 6 weitere Passagiere (alles Iren) in der backpacker-Hochburg 'base' ab und danach waren die Fronten gleichmaessig verteilt. Unser kleiner Bus setzte sich mit seinen 18 Passagieren in Bewegung und den Stolz der deutschen Automobilindustrie passierend (BMW, Mercedes Benz und Porsche) ging es in Richtung Suedwesten.

Ich hatte das Vergnuegen, weitere Exemplare Australiens Tierwelt kennenzulernen und beobachtete Koalas, die alles andere als aktiv auf den Baeumen sassen und sich nicht von Touristen beeindrucken liesen. Weitaus interaktiver waren die Lorikeets, die man allerdings mit Vogelfutter bestechen musste und mit ihrem Platznehmen auf Koepfen, Haenden und Schultern belohnt wurde. Wir waren nicht die einzigen Schaulustigen, denn der GOR Trip wird von mehr als nur einer Busgesellschaft angeboten. Das erklaerte das hohe Touristenaufkommen, das sogar die Anzahl der nimmersatten buntgefiederten Gesellen uebertraf.
Wenn man Glueck hat, kann man in Apollo Bay Wale vom Strand aus beobachten. Wir hatten leider nicht mal die Zeit, unser Glueck auf die Probe zu stellen und fuhren nach einer kurzen Mittagspause weiter. Naechster Stop war eine Stelle mitten im Wald, Maite's Rest genannt und es stand eine kleine Buschwanderung von 20 Minuten auf der Tagesordnung. Den Iren stand die Begeisterung foermlich ins Gesicht geschrieben und ich hoerte einen Kommentar, warum um Gottes Willen wir durch den Regenwald stiefeln muessen. Da hatte er nicht ganz unrecht, warum musste ICH diese Tour machen, wo ich doch 1.5 Jahre in einem Regenwald gewohnt habe? Nun gut, ich sah es als willkommene Abwechslung zum kleinen Tourbus, in dem man sich kaum ausstrecken konnte und als eine Art Erinnerung an die guten alten Zeiten im geliebten Fiordland. Dem Busfahrer haette ein bisschen mehr Begeisterung ganz gut getan, schliesslich war es seine Aufgabe, uns durch den Wald zu fuehren und Interessantes zu erzaehlen. Auf meine Frage, warum man ueberhaupt keine Voegel hoeren koenne, bekam ich nur eine halbherzige Antwort und ich gab es auf, seine intellektuelle Seite herausfordern zu wollen.

Wir lagen gut in der Zeit und hatten die Moeglichkeit fuer einen weiteren kurzen Fotostop an einem Lookout, bevor wir die Twelve Apostel, das Highlight der GOR, erreichten. In die Freiheit entlassen, schwaermten wir alle aus, um unsere Fotos zu schiessen. Groessere Hindernisse waren zum einen der starke Wind, der das Laufen teilweise unmoeglich machte, und die Massen von Touristen. Besonders Asiaten haben die zeitraubende Angewohnheit, gegenseitig Fotos von sich zu machen und bei Gruppen dauert es ne ganze Weile, bis jede Kamera ein Bild gemacht hat. Da kann man schon mal die Geduld verlieren, wenn diese Show genau vor dem gewuenschten Objekt stattfindet.
Nachdem alle wieder vom Wind zurueck in den Bus geblasen wurden, gings schon weiter zum naechsten Stop, genannt Loch and Arch. Kurzfassung der Historie: Schiffbruch im letzten Jahrhundert; zwei Ueberlebende (Maennlein, Weiblein); sie muessen die Nacht in einer der vielen Hoehlen verbringen; Mann macht sich am naechsten Morgen auf den Weg, um Hilfe zu holen; sie werden beide gerettet und als Helden gefeiert. Letzter Sightseeing Stop auf dem Weg nach Port Campbell war "The Arch". Dabei handelt es sich um Sandsteinformationen, die vor 10-25 Millionen Jahren entstanden sind und Boegen und Hoehlen aufweisen, die durch das Wirken der Elemente (Wellen, Wind und Regen) entstanden sind. Am 15.01.1990 fiel eine dieser Formationen, genannt London Bridge, unter dem Druck des eigenen Gewichts zusammen. Niemand wurde verletzt, aber zur Zeit des Kollapses befanden sich 2 Personen auf der anderen Seite der Bruecke und mussten per Hubschrauber von der neu entstandenen Insel gerettet werden.

Das Sonnenuntergangsszenario erinnerte mich daran, wie spaet es bereits war und inzwischen war ich mehr als bereit fuer die Heimreise. In Colac hielten wir noch mal zum Zwecke der Nahrungsaufnahme und weil McDonalds am Naechsten war, entschied ich mich, dort mal wieder nach langer Zeit vorbeizuschauen. Geschockt von den vielen Familien im Restaurant und in den Autos, sogar zu faul ins Restaurant zu kommen, erinnerte ich mich an einen TV Bericht von vor ein paar Tagen. News: Australien hat die USA als fetteste Nation eingeholt. Die Nachrichtendame war geschockt, wie konnte das denn passieren? Nun sie sollte mal einen Tag bei McDonalds oder anderen Fast-Food-Ketten verbringen und die Leute beobachten und sie wird die Antwort auf ihre Frage finden. Kurz nach 9 Uhr wurde ich an der selben Stelle abgesetzt, an der ich am Morgen zugestiegen war und machte mich auf den Nachhauseweg. Die Busfahrt nach Hause war ganz unterhaltsam, weil der Busfahrer ab und an mal ne Pause einlegte um sich entweder eine anzuzuenden, nen Kaffee zu besorgen oder mal schnell zum Bankautomaten zu rennen. Der hatte wirklich die Ruhe weg! Willkommen in Australien!

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