Sunday, September 13, 2009

Rothenburg o.d. Tauber

Wer kennt das nicht? In den letzten Tagen vor einer Urlaubsreise ueberhaeufen sich die Ereignisse, man will noch dies und jenes erledigen und es kommen einem noch so viele Dinge in den Sinn, um die man sich noch kuemmern wollte. Ich wuerde Euch nun gern mitteilen, dass dies bei mir aufgrund meiner Reisetaetigkeit anders ist und dass meine letzten Tage in der Heimat sehr entspannt und ruhig verliefen aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Und so wurde eben die Liste mit den Erledigungen immer laenger, die Motivation schwandt und als Ausweg sah ich nur eine Flucht nach Rothenburg ob der Tauber, welches schon laenger auf meiner Liste der geplanten Fotosafaris stand.

Mein Bruderherz plus Anhang lebt ja schon seit einiger Zeit im idyllischen nach allen moeglichen Teesorten schnuppernden Vestenbergsgreuth und pendelt jeden Tag nach Rothenburg o.d.T., wo ich mich per Zug eines schoenen Nachmittages einfand und die Stadt in zwei Tagen erkundete. Was ich nicht wusste und mich positiv ueberraschte, war die Stadtmauer, die komplett begehbar ist und so lief ich -in Etappen- einmal um die ganze Stadt herum. Fototechnisch tun sich da ganz neue Perspektiven auf und so war ich auch sehr beschaeftigt, wie Ihr Euch sicher vorstellen koennt. Obwohl, mal ganz ehrlich, mein Haus moechte ich nicht direkt an der Mauer stehen haben, schliesslich knipsen Touristen alles, was ihnen vor die Linse kommt und das koennte mein schoen hergerichteter Garten plus Sonnenstuehle plus meine Wehnigkeit beim Sonnen sein, nein danke das muss ich nicht haben! Alte Staedte und ihr historischer Baubestand haben es mir angetan, all die farbenpraechtigen Giebelhaeuser, meist dicht an dicht gedraengt und geschmueckt mit noch bunteren Blumenkaesten praegen das Stadtbild und haben mich in Rothenburg sehr wohl fuehlen lassen. Dazu zahlreiche Kirchen und die zur Stadtmauer gehoerenden Wachtuerme, das Taubertal und die Weinberge - ja in Rothenburg kommt man ins Schwaermen.

Sehr beliebt ist es auch bei Touristen aus aller Herren Laender und so hoert man haeufig etwas anderes als Deutsch, meist Ami-Englisch und Japanisch. Das geht soweit, dass ich im Souvenirladen beim Kaufen meiner Kuehlschrankmagneten gleich auf Englisch angesprochen wurde, weil wahrscheinlich kein Deutscher auf die Idee kommt, Souvenire im eigenen Land zu kaufen. Im Weihnachtsmuseum (ja Ihr lest richtig, sowas gibts) wimmelts nur so von Kitsch und uebertriebener Weihnachtsdeko und besonders dort hoerte ich viele Amis, was mich nicht wirklich wunderte, denn sie lieben Kitsch ueber alles! Ich bezahlte sogar noch die 4 Euro, um mir nicht nur den Shop mit allen moeglichen Weihnachtsprodukten anzuschauen, sondern auch das Museum selbst, in dem es um die geschichtliche Entwicklung des Weihnachtsfestes geht, wo der Brauch des Weihnachtsbaumes herkommt (aus Deutschland natuerlich!), wie und wo die unterschiedlichen Baumdekorationen entstanden sind, wann und wo erste Weihnachtsgrusskarten gedruckt wurden und vieles mehr. Nach all diesen Informationen werde ich dieses Weihnachten vielleicht mit anderen Augen sehen.

Von mehreren Seiten wurde mir das Kriminalmuseum empfohlen und so begab ich mich natuerlich auch dort hin. "Das bedeutendste Rechtskundemuseum der Bundesrepublik gibt einen umfassenden Einblick in das Rechtsgeschehen, die Gesetze und Strafen der vergangenen 1000 Jahre. Dargestellt wird die Entwicklung der Gesetzgebung bis zum 19. Jahrhundert. Der Ablauf des mittelalterlichen Strafprozesses, Instrumente der Folter und Geräte zum Vollzug der Leibes- und Lebensstrafen werden gezeigt, ebenso die für den Betrachter teilweise erheiternden Geräte zum Vollzug der Ehrenstrafen, die Halsgeigen für zänkische Frauen, Schandmasken oder Pranger. Untrennbar vom Recht sind Urkunden und die zu ihrer Rechtswirksamkeit notwendigen Siegel. Zahlreiche Urkunden zeigen welche Mühe man zu ihrer Gestaltung aufwandte." Wer einen Besuch in diesem Museum plant, sollte viel Zeit mitbringen, denn dem Besucher wird einiges abverlangt; alle Ausstellungsstuecke sind sehr ausfuehrlich und ins Detail beschrieben und so braucht es eben seine Zeit, bis man sich durch den Keller sowie zwei weitere Etagen durchgearbeitet hat.

Das Besteigen von Tuermen scheint sich so langsam aber sicher zu meinem Hobby zu entwickeln, denn auch der Rathausturm Rothenburgs wurde von mir bestiegen. Und das stellte sich als wahres Abenteuer heraus! Anfaenglich steigt man ueber eine grosszuegige Beton Wendeltreppe ins Dachgeschoss des Rathausgebaeudes und von dort in den nach oben immer enger werdenden Turm. Ich bin kein grosser Mensch aber selbst ich musste staendig darauf achten, mir nicht meinen Kopf an den alten Dachbalken zu stossen. Die Treppe wurde immer steiler und irgendwann zieht man sich am Handlauf nach oben. Waehrend ich da so hinaufkletterte, wollte ich mich gerade bedauern, erreichte aber das kleine Kassenhaeuschen (Kletter Obolus 2 Euro) und sah die nette Dame darin sitzen, die mir aufmunternd zulaechelte und konnte nicht umhin, ploetzlich sie zu bedauern. Die Arme steigt da jeden Tag hoch und wenn sie ihre Pause nicht im Turm verbringt oder mal ein dringendes Beduerfnis verspuert, dann sogar mehr als einmal! Ich bezahlte meine 2 Euro, schmunzelte noch vor mich hin, kletterte die letzten paar Meter zum Ausstieg und musste dann dort oben auf allen Vieren nach draussen klettern, durch eine kleine Oeffnung, die von unten fast wie ne Hundetuer aussah! Oben angekommen watschelt man seinem Vorgaenger im Entengang hinterher, denn besonders viel Platz ist da oben nicht. Man muss immer warten, bis der Nachbar mit Knipsen und Gucken fertig ist und wenn man Glueck hat, ist dessen Nachbar auch gerade fertig und man kann wieder ein paar Meter weiterrutschen. Nach diesem Prinzip kommt man irgendwann auch mal wieder runter vom Turm - wieder rein ins Loch, steile Treppen runter und wenn man sich dabei nirgens angestossen hat, kann man stolz auf sich sein.

Aufgefallen waren mir in vielen Schaufenster die "Schneeballen", ein Muerbeteig Gebaeck, das wie Schneebaelle aussieht und entweder in Zimt oder anderen leckeren Glasuren wie Schoko, Vanille, Karamel etc angeboten wird. Probieren musste ich das natuerlich, allerdings nur die Mini Ausfuehrung und ich fands eigentlich ganz lecker, wenn auch ein bisschen sehr suess. Fuer alle diejenigen, die schon laenger keinen Schnee mehr gesehen haben, hier mal ein Bild...

Das war mein langersehnter Ausflug nach Rothenburg ob der Tauber und ich bin froh, dass ich ihn noch in meinen engen Zeitplan reingequetscht habe.

P.S.: Auf Fotos muesst Ihr leider noch ein bisschen warten, aber ich hatte bisher noch keine Zeit, diese anzuschauen und zu bearbeiten und vor meinem Abflug habe ich da auch keine Nerven mehr dazu. Das mache ich mal an einem regnerischen Tag in Vancouver ;-). Nachgereicht werden sie auf alle Faelle, grosses Indianer Ehrenwort!

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