Thursday, September 18, 2008

Entspannen auf Eua (08.-13.09.2008)

Nach 2 Naechten auf Tongatapu war es endlich an der Zeit, die Hauptinsel fuer eine der kleineren idyllischen Nebeninseln einzutauschen. Am Montag Vormittag hatte Tohi wieder einige Gaeste vom Flughafen abzuholen und er nahm mich mit, weil ich Katrin abholen wollte. Der Flieger landete kurz nach 11 Uhr und wir warteten bereits eine ganze Weile auf dem Aussichtsdeck. Von dort beobachtete ich die Passagiere, wie sie aus dem Flieger stiegen und zielstrebig die Ankunftshalle ansteuerten. Mit Ausnahme einer Person, die mit Kamera bewaffnet nen kleinen Schlenker machte und erstmal das nicht besonders spektakulaere 'Welcome to the Kingdom of Tonga' Schild fotografierte - ich wusste sofort, dass es sich dabei nur um Katrin handeln konnte!

Ne knappe halbe Stunde spaeter hatte sie sich durch Einwanderungsbehoerde und Zoll durchgearbeitet und betrat ganz offiziell Tonga. Und da fingen die Probleme auch schon an. Wie wohl fast jeder Neuankoemmling benutzte Katrin den Westpac Automaten um in Besitz tonganischer Geldmittel zu gelangen und bekam kein Geld. Das versuchten wir noch an zwei weiteren Automaten mit dem selben Ergebnis. Tohi fuhr uns mit einer Engelsgeduld durch die Stadt und setzte uns vor einem Internetcafe ab, damit Katrin ihre Kontoauszuege checken konnte. Mit blassem Gesicht und schlechten Nachrichten kam sie zurueck: Bei all ihren Versuchen, Geld abzuheben wurden die Abbuchungen tatsaechlich auf ihrem Konto verbucht, ohne das Geld auch wirklich rauszuruecken. Wir marschierten in die einzige bemannte Bankfiliale Tongas, wo Katrin ihre Geschichte einige hundertmal erzaehlen musste und ihr trotzdem keiner so richtig helfen konnte. Man bat sie etwas spaeter wiederzukommen, weil dann ein auf Tonga lebender Kiwi anwesend waere, der das ganze regeln koenne. Waehrend ich draussen auf das Gepaeck aufpasste, stattete Katrin der Westpac erneut einen Besuch ab und nach 30 langen Minuten war sie wieder draussen und berichtete mir von ihren Erlebnissen. Der tonganische Bankangestellte hatte ihr durch die Blume vorgeworfen, sie sei eine Betruegerin und wolle nur extra Geld rausschlagen. Der Kiwi hielt ihm anschliessend erstmal ne Predigt, was wohl angemessen war, schliesslich passiert dieser Fehler mit den Bankautomaten mindestens einmal pro Woche! Geregelt werden konnte das ganze vor Ort nicht, dafuer ist die Bank in Fiji zustaendig, aber Katrin war hartnaeckig genug, dass man ihr wenigstens ein paar hundert Dollar gab, um waehrend ihres Urlaubs ueber die Runden zu kommen.

Unser geduldiger Fahrer Tohi hatte uns leider zwischenzeitlich verlassen, weil er eine neue Ladung Touristen am Flughafen abholen musste. Wir selbst mussten es auch irgendwie zum nationalen Flughafen schaffen, weil unser Flug nach Eua um 4.20 ging und es bereits 3.45 Uhr war! Wir stiegen in ein Taxi und als dieses vor dem Flughafen hielt, war es genau 4.20 Uhr! Ich rannte sofort zum Schalter von Chatham Airlines was sich als gute Idee herausstellte, denn die Angestellte gab den Leuten an der Tuer ein Zeichen auf uns zu warten, denn die waren schon fast am Abheben. Und da soll nochmal einer sagen, in Tonga gehts nichts puenktlich!

Die Maschine war nur ein kleiner 8 Sitzer und als wir ewig auf der Startbahn entlangfuhren, hatten 2 Bloede den gleichen Gedanken: "Sind wir etwa zu schwer?". Wir hatten Glueck, eine Gewichtsueberschreitung war nicht der Grund fuer das lange Umherfahren, der Pilot musste in die entgegengesetzte Richtung starten und wendete das Flugzeug! Der Flug an sich dauerte leider nur 10 Minuten, weil die Insel nur ein paar Kilometer von Tongatapu entfernt ist und nach gerade mal 5 Fotos landeten wir bereits wieder auf Eua. Und waehrend Katrin in Tongatapu noch sehr erstaunt ueber die betonierte Start- und Landebahn gewesen war, holperten wir in Eua ueber einen Feld- und Wiesenweg. Staunend beobachtete ich wie das Gepaeck aus dem Flieger geholt wurde und wunderte mich, wie das alles in die kleine Maschine gepasst hatte. Taki, der Besitzer der Hideaway Lodge holte uns am Flughafen ab und nach einem kurzen Abstecher zum Gemuesehaendler und einigen Umwegen, die uns nachdenklich stimmen liesen, ob wir wirklich im richtigen Auto saesen, gings zur Unterkunft. Wir erkundeten sofort das Terrain und liefen hinunter zum kuenstlich angelegten Aussichtspunkt, von wo aus man die vorbeiziehenden Humpback Whale und den Sonnenuntergang beobachten kann. Ins Bett gingen wir recht frueh und mussten leider feststellen, dass wir nicht alleine im Zimmer waren. Ein recht grosses Insekt krabbelte an der Wand und wir wissen bis heute nicht, ob es eine Kakerlake gewesen ist oder nicht. Mutig vertrieb Katrin den unwillkommenen Gast und wir schliefen mit einem mulmigen Gefuehl ein, weil wir nicht wussten, ob wir wirklich alleine waren...

Dienstag morgen nach dem Fruehstueck gings auf Takis beruehmte Inseltour, die als 4WD Tour angepriesen war. Ich freute mich also auf eine Fahrt in einem Gelaendefahrzeug, wurde aber eines besseren belehrt, denn wir sassen auf der Ladeflaeche eines Trucks. Das war alles andere als bequem und am Ende des Tages war ich hoellisch verbrannt, aber es machte Spass. Auf dieser Tour sahen wir so gut wie alles, was es auf Eua zu sehen gibt. Wir hielten an einem Aussichtspunkt mit spektakulaerer Sicht, erhielten unzaehlige Infos ueber die Flora der Insel, besuchten die Steingaerten, sahen nach einem kurzen Fussmarsch einen tollen Torbogen, hielten an einer 75 Meter tiefen Hoehle (Eua ist bekannt fuer seine zahlreichen Hoehlen und in einer separaten Tour kann man fast einen ganzen Tag lang durch einige dieser Hoehlen klettern), bestaunten einen riesigen Baum, der einem fantasy Film entsprungen sein koennte und machten zwischendurch Rast an einem wunderschoenen Strand. Dort assen wir zum einen unsere Sandwiches und Papaya, die wir von den Baeumen gepflueckt hatten und Seifa, unser Guide, besorgte uns allen eine Kokossnus, deren Saft wir tranken und spaeter fuer ihr Fruchtfleisch oeffneten. [Klugscheissermodus an] Ein Irrglaube ist, dass man im Inneren einer Kokosnuss Kokosnussmilch vorfindet, denn tatsaechlich handelt es sich dabei nur um Saft. Erst wenn man das Fleisch im Inneren der Nuss abschabt, verdickt sich der Saft zu Milch. [Klugscheissermodus aus].

Wie bereits gesagt, an diesem Abend kaempfte ich mit heftig verbrannten Schultern und als wir ins Bett gingen, sahen wir unseren Freund die Kakerlake wieder. Wir tauften ihn Gottfried (der Name kommt Euch bekannt vor?) und hofften imstaendig, er wuerde ueber Nacht ihn seiner Ecke bleiben. Das tat er natuerlich nicht, denn Katrin hoerte ueber Nacht Geraeusche, sprang auf und knipste ein paar Mal das Licht an. Da wir auch die letzte Nacht nur im Halbschlaf verbracht hatten, war ich mehr als muede, konnte aber nicht schlafen, weil es so verdammt heiss war.

Fuer die naechsten 3 Tage stand nur eine Aktivitaet auf dem Plan: Entspannen! Wir taten das an verschiedenen Straenden und nachdem ich mich am Mittwoch fuerchterlich verbrannt hatte, obwohl ich die meiste Zeit im Schatten gelegen hatte, war fuer die naechsten 2 Tage Sonnenentzug angesagt. Wann immer ich in die Sonne ging, bedeckte ich die schlimmsten Stellen und auch ins Wasser ging ich selten. Nach Erreichen des Strandes spielten sich tagtaeglich bei der Suche nach einer geeigneten Liegestelle die gleichen Szenen ab. Wo sollen wir liegen? Ist es nahe zum Wasser aber im Schatten? Nicht so viel Unrat, also Muscheln, Kiesel und vorallem Korallen, ueber die man barfuss laufen muss um ins Wasser zu gelangen? Liegen wir unter Kokosnusspalmen (man will ja schliesslich nicht erschlagen werden)? Alles gar nicht so einfach! Schwimmer duerften von Euas Straenden nicht begeistert sein, weil Schwimmen unmoeglich ist. Die ersten 20-30 Meter sind gerade mal knoechel- oder knietief und wenn man Erfrischung sucht, muss man sich in eines der zahlreichen Vertiefungen setzen, um wenigstens schultertief im Wasser zu verschwinden. Ein Riff ungefaehr 30 Meter weiter draussen hindert das Wasser am Eindringen in die Pools und nur bei hohem Wellengang oder Flut fuellen sich die Pools. Leider nicht hoch genug, um schwimmen zu koennen und ausserdem muss man dann auf die starke Gegenstroemung Ruecksicht nehmen, die einen nach draussen zieht.

Auch wenn es recht frustrierend ist, dass man nicht schwimmen kann, sollte man der Versuchung widerstehen, ueber das Riff ins offene Meer zu klettern. Einer der anderen Touristen tat dies am Freitag und bezahlte das Abenteuer mit seinem Leben. Er schaffte es leider nicht wieder zurueck uebers Riff in die Pools und bis man ihn mit einem Boot erreichte, war es leider zu spaet. Der heftige Wellengang (den auch wir an einem anderen Strand beobachteten und als mindestens 3-4 Meter hohe Wellen erlebten) muss ihn gegen die Felsen geschleudert haben.

An diesem Abend sahen wir noch einen weiteren von Gottfrieds Spielgefaehrten in unserem Zimmer und ich nannte sie Christa. Ich hatte mich ja mehr oder weniger an sie gewoehnt und solange sie sich nachtsueber ruhig verhielten und keine Dummheiten machten, konnten sie mir gestohlen bleiben. Ich hatte bereits in der ersten Nacht mein Bett jeweils ein paar Zentimeter von der Wand weggerueckt und waehnte mich in Sicherheit. Ich wusste zwar, dass die Dinger fliegen koennen, wollte aber daran nicht erinnert werden.

Am Samstag standen wir zu einer sehr unchristlichen Zeit auf, denn wir wollten die 5 Uhr Faehre zurueck nach Tongatapu schaffen. Gegen 4.15 Uhr verliesen wir wieder auf der Ladeflaeche des Trucks die Hideaway Lodge und Taki und Seifa fuhren uns zur Faehre. Dort suchten wir uns einen Sitzplatz so weit hinten wie moeglich, denn wir wussten, dass auch der Leichnam des verstorbenen Touristen mit an Board kommen und in der ersten Reihe liegen wuerde und wir wollten so weit wie moeglich davon entfernt sitzen. Bis alle Vorbereitungen fuer solch einen besonderen Transport abgeschlossen waren und die Leiche selbst an Board verstaut war, verging eine halbe Ewigkeit und es war fast 6 Uhr, als die Faehre endlich losfuhr. Taki war mit an Board, denn er musste den ganzen Behoerdenkram in Tongatapu erledigen, schliesslich war es einer seiner Gaeste, der gestorben war. Zu wissen, dass nur ein paar Meter entfernt eine Leiche liegt ist schon ein merkwuerdiges Gefuehl, aber die Tonganer hat das kaum beruehrt. Die gehen mit dem Tod wahrscheinlich etwas anders um als wir.

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