Wednesday, July 1, 2009

Paddeln auf der Moldau (17.-21.6.2009)

Kaum zu Hause hies es fuer mich schon wieder Rucksack packen und auf in ein neues Abenteuer. Diesmal ging es zu unseren Nachbarn in die Tschechei und dort wartete bereits meine gute Milford Freundin Pavlina auf mich. Am Mittwoch morgen bestieg ich in Suhl einen Regionalbummelzug nach Erfurt, stieg dort in einen ICE nach Dresden und dort nochmal in einen weiteren ICE nach Prag um. Anscheinend macht es bei der Deutschen Bahn einen grossen Unterschied, wohin die Zuege fahren, denn ich hatte bei dem besonderen 'Tschechei - Special' zugeschlagen und die 1. Klasse gebucht und die war von Erfurt nach Dresden um einiges schicker und luxurioeser als nach Prag. Der ganze Zug nach Prag war alt und gebrechlich und dementsprechend sah auch die 1. Klasse aus. Es faehrt ein Zug nach..... ne nicht ins Nirgendwo aber definitiv in den alten Ostblock!

Egal, die Aussicht war gerade nach Dresden mit der saechsischen Schweiz ganz hervorragend und eigentlich muesste ich auch noch einen Ausflug in diese Gegend planen. Naja, mal sehen, ob es die Zeit und das Geld zulassen.

Gegen Nachmittag erreichte ich Prag und nachdem ich bereits meine erste kleine Panne erlebt hatte, als die nette Dame vom Ticketschalter fuer die Metro meinen alten 20 Kronen Geldschein nicht annehmen wollte (ich konnte aber mit Euro bezahlen), holte mich Pavlina am Bahnhof ab und wir machten uns auf den Weg nach Cerny Most, den Stadtteil von Prag in dem sie wohnt. Fuer den Abend hatten sich auch ihre Mutter und ihre Schwester angekuendigt, weil sie fuer ein Musical in Prag waren und bei selbstgemachten Sushi verbrachten wir einen lustigen Abend. Pavlina und ich redeten auf Englisch, ihre Schwester uebersetzte fuer die Mutter (mit gelegentlichen Hinzudichtungen und eigenwilligen Abaenderungen) und das versprach einige Lacher. Pavlina wohnt in einer recht kleinen Wohnung, schaffte es aber trotzdem, uns alle fuer die Nacht unterzubringen und so gingen wir irgendwann muede ins Bett.

Am naechsten Morgen verabschiedeten wir uns von ihrer Familie und trafen uns erst mit Eva, die wir ebenfalls aus Milford kennen und warteten dann auf Lenka und ihren Freund, die beide in Brno leben und uns am Stadtrand Prags abholen wollten. Das dauerte ein wenig laenger als geplant, weil sich die beiden verfahren hatten und keine Stadtkarte im Auto hatten, aber Pavlina lotste sie per Handy zu unserem Aufenthaltsort. Es war schweineheiss und wir 5 quetschten uns ins Auto fuer unsere Fahrt nach Rozemberg. Dort trafen wir uns mit den 9 anderen Mitgliedern unserer 'Expedition' und bauten erstmal die Zelte fuer die Nacht auf.

Die Verfahrensweise war uebrigens jeden Tag der selbe. Nach Aufstehen und Fruehstueck packten wir die Zelte zusammen und verstauten alles im Auto. Dann machten sich 3 Fahrer auf den Weg zum naechsten Camp und bauten dort die Zelte auf, damit diese bei unserer Ankunft bezugsfertig waren. Dann machten sie sich per Taxi auf den Weg zurueck zum alten Camp und von dort paddelten wir dann zum neuen Camp.

Wie Tschechen nun mal so sind, trafen sich erstmal alle in der Camp Kneipe auf ein Bier und daraus wurden dann recht viele Biere und einige Schnaepse und ich befuerchtete bereits, dass wir gar nicht mehr wegkommen wuerden. Gegen 4 Uhr machten wir uns endlich auf den Weg, weil wir ein Stueck von Rozemberg entfernt, unsere Boote abholen und zum Lager paddeln mussten. Bis wir dann endlich in den Booten sassen, verging auch noch mal ueber eine Stunde und ich konnte es kaum glauben, als es dann endlich los ging. Zum Glueck war es an diesem Tag superwarm und so war es lange hell und warm. Das stellte sich fuer alle als grosser Vorteil heraus, denn gleich an der ersten Stromschnelle landeten alle im Wasser, wohl mehr aus Ueberraschung, weil keiner mit sowas gerechnet hatte. Zum Glueck hatte ich vorher noch meine Kamera in einem der Faesser verstaut, die unsere Sachen vor dem Wasser schuetzen sollten, aber meine Sonnenbrille verlor ich leider dabei. Pavlina war die einzige, die trocken blieb, aber sie hat sowas in ihrer Jugend als Hobby betrieben und es waere wohl mehr als peinlich fuer sie gewesen, diese Stromschnellen nicht meistern zu koennen.

Es dauerte eine ganze Weile, bis alle Boote wieder richtig herum im Wasser schwommen, ohne allzu viel Wasser im Boot selbst und bis wir alle unsere Habseeligkeiten zusammengepackt hatten. Nach einem Zwischenstop in einem der zahlreichen Camps am Ufer, der natuerlich wieder mehr zum Trinken als zum Essen genutzt wurde, kamen wir so gegen 8 Uhr endlich in unserem Lager fuer die Nacht an. Endlich wieder in trockenen Klamotten assen wir warme aber weniger gesunde Campkueche (gegrillter Kaese, Pommes, Bockwurst und andere Feinschmeckerl) und dazu gabs ne Menge Alkohol. Irgendwann ging ich ins Bett und viele Stunden spaeter folgten Pavlina und Eva, mit denen ich mir das Zelt teilte.

Ueber Nacht begann es zu regnen und sollte den ganzen naechsten Tag anhalten. Dementsprechend war die Stimmung am naechsten Morgen. Viele wollten den Trip abbrechen, andere (darunter ich) wollten weiterfahren und so dauerte es Stunden, bis endlich eine Entscheidung getroffen war. Bis dann endlich die Zelte abgebaut, die Fahrer davongefahren und dann wieder im Camp eingetroffen waren, verging ne halbe Ewigkeit und ich war zu Tode gelangweilt und happy, als es endlich losging (wohl wieder so gegen 3 oder 4 Uhr!). Am Lager 2 angekommen haette ich gerne ne Dusche genommen aber da wartete ne Schlange von ca. 15 Leuten und so entschied ich mich gegen die Dusche. Ging auch ohne. Wir machten uns wieder im Pub breit und dort wurde die Stimmung im Laufe des Abends immer ausgelassener. Wie ich hautnah erleben durfte, sind die Tschechen gute Trinker - was ich bereits wusste, aber sie sind auch leidenschaftliche Saenger und Taenzer, besonders gern auf Tischen. Irgendwann hielt es niemanden mehr auf den Stuehlen und der ganze Pub sang und tanzte. Sehr unterhaltsam, auch wenn ich bei den tschechischen Songs nichts verstand.

Am naechsten Morgen hatte sich das Wetter nicht gerade gebessert, im Gegenteil, es regnete noch immer leicht und war nun auch viel kaelter geworden. Bis endlich alle ihren Rausch ausgeschlafen, gefruehstueckt und die Zelte zusammengebaut hatten, vergingen vielen Stunden und die Warterei war besonders fuer mich immer sehr langweilig, da die 11 anderen (2 hatten die Sache doch zwischendurch abgebrochen) verstaendlicherweise mehr tschechisch als englisch sprachen und wenn man so gar nichts versteht, nervt das. Nunja, irgendwann ging es auch an diesem Tag los und waehrend wir am 2. Tag von Stromschnellen verschont geblieben waren, erwarteten uns am 3. Tage einige davon. Eva und ich meisterten einige, aber bei einer der grossen landeten wir - leider als einzige unser Gruppe- im Wasser. Dabei hatten wir uns so wacker geschlagen und waren fast aus der Gefahrenzone, als es uns doch erwischte. Diesmal verlor ich auch meinen Paddel, weil ich es fuer wichtiger errachte, das Boot zu retten und so stand ich eine Weile ohne Paddel da, welches aber spaeter von anderen Ungluecksraben gefunden wurde.

Wir erreichten Cesky Krumlov und fuhren an unserem Lager vorbei, weil wir an diesem Tag die Boote abgeben mussten. Cesky Krumlov ist eine wunderschoene alte Stadt mit einem praechtigen Schloss auf steilen Felswaenden erbaut und wir den morgigen Tag stand auch eine Besichtigung auf dem Plan. Als wir uns von den Booten getrennt hatten, sprach die Haelfte der Gruppe davon, uns fuers Abendessen in eine Kneipe zu setzen (oh Ueberraschung!) aber ich streikte. Die anderen waren ja zum Glueck noch trocken, aber Eva und ich waren noch nass und so wollte ich erstmal ins Camp und mich umziehen. Das machten wir dann auch und entschlossen uns, gleich im Camp zu bleiben und dort im Pub unser allabendliches Programm durchzuziehen. Etwas frueher ging es an diesem Abend auch ins Bett, weil wir am naechsten Morgen das Lager um 10 Uhr verlassen wollten. Ein wagemutiger Plan...

Aber wir schafften es tatsaechlich, den Zeltplatz bis 10 Uhr zu verlassen und das allerbeste - die Sonne hatte uns wieder! Ein kurzer Bummel durch die Stadt, viele Fotos spaeter und gegen 12 Uhr verabschiedeten wir uns von einander und die verschiedenen Gruppen gingen ihrer eigenen Wege. Wir machten uns zurueck auf den Weg nach Prag und hielten zwischendurch noch in Ceske Budejovice in der Budweiser Brauerei, wo wir uns ein leckeres Mittagessen goennten. Leider standen wir kurz vor Prag einige Stunden im Stau so dass wir erst gegen 4 Uhr bei Pavlina ankamen und bis ich mich endlich mit meinen Eltern am hostel in Prag selbst traf, war es so gegen 6 Uhr. Ein Abenteuer war somit beendet und ein weiteres stand bereits vor der Tuer....

P.S.: Zu den oben gezeigten Karten: Die 1. Karte ist natuerlich eine Uebersichtskarte der Tschechischen Republik und die 2. Karte ein Ausschnitt, der die Moldau unterhalb Cesky Krumlov sehr gut zeigt. Rozemberg liegt sehr nahe an der Grenze zu Oesterreich....

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