Monday, February 8, 2010

aller Anfang ist schwer

Die ersten 4 Arbeitstage habe ich hinter mich gebracht und chaotischer gehts wohl kaum. Wie im letzten Beitrag erwaehnt, befanden sich BC Stadium / Canada Hockey Place von Mittwoch Nacht an im lockdown, was bedeutet, dass die Polizei mit Sondereinsatzkommando, Spuerhunden und den Bombenspezialisten jeden Milimeter des Gelaendes nach unerlaubten Objekten durchsuchen. Eingeplant waren dafuer 48 Stunden und naja, es hat ein wenig laenger gedauert, aber dazu spaeter mehr.

Fuer den ersten Arbeitstag (Donnerstag 4.2.) war ich fuer 7.45 Uhr in der Frueh eingeteilt und ich versuchte durch PSA 2 Zutritt zum Gelaende erlangen, da uns dies am Vortag geraten wurde. Dort angekommen, teilte mir ein Polizist mit, dass dieser 'Fussgaenger-Screening-Bereich' noch nicht offen sei und ich es bei PSA 3 versuchen sollte. PSA 3 liegt am anderen Ende des riesigen Gelaendes und als ich dort nach ca. 10 Minuten Fussmarsch ankam und eine kleine Ansammlung von Belegschaft vor den Toren stehen sah, ahnte ich bereits, dass die Dinge wohl nicht genau nach Plan liefen. Die Polizei war so nett und hielt uns ueber ihren Funkverkehr auf dem Laufenden; die X-Ray Maschinen (Roentgen) und auch die Metalldektoren wuerden nicht funktionieren und deshalb koennte die Belegschaft nicht ueberprueft und aufs Gelaende gelassen werden. Nach einiger Zeit des Wartens wurden wir endlich reingelassen und die Taschen per Hand durchsucht. Im Pausenraum angekommen, stappelten sich fast die security Leute und wir erfuhren recht schnell, dass die Nachtschicht so gut wie nichts zu tun hatte, weil die Portale nicht geoeffnet werden durften (Anweisung von der Polizei). Also sassen die meisten rum und langweilten sich. Das ist im Grossen und Ganzen das Gleiche, was ich im Laufe meines ersten Tages gemacht habe; Rumsitzen und Warten. Zwischendurch gings dann mal zum Mittagessen und weil durch den security lockdown das Essen nicht bei uns serviert werden konnte, durften wir im BC Stadium essen (normalerweise haben wir dort keinen Zutritt). Da dort momentan fuer die Eroeffnungszeremonie geprobt wird, mussten wir unsere Handys ausschalten und durften uns auch so nicht frei bewegen und sogar nur mit Escort auf die Toilette! Ausser dass es an diesem Tag drunter und drueber ging, kann ich nichts weiter ueber diesen langweiligen Tag sagen und so erspare ich mir den Rest.

Am Freitag hatte ich dann frei und bin wieder zu VANOC auf Arbeit, um dort meinen ganzen Kram zusammen zupacken und goodbye zu sagen. War ne kurze Zeit aber sehr lehrreich und ne tolle Erfahrung und wird sich auch auf meinem Lebenslauf ganz gut machen. Und meine Arbeitskollegen werde ich auf alle Faelle vermissen! Abends gings dann noch in eine Art taiwanesisches Balett/Tai-Chi/Dance Theater (Cloud Gate Dance Theatre of Taiwan MOON WATER) dessen Karten wir ueber VANOC bekommen hatten (hat halt seine Vorteile, beim Veranstalter der Cultural Olympiad- der kulturellen Olympiade zu arbeiten). Wenn ich ehrlich bin, fand ich die Vorstellung ziemlich langweilig, weil es immer das selbe war (von den Bewegungen her und auch von der Musik) und das wirkte ermuedend, gerade weil ich sowieso schon an Schlafmangel leide. Die Koerperbeherrschung der Taenzer hingegen verdient allerhoechsten Respekt, das war harte Arbeit!

Samstag dann zurueck im BC Place und eigentlich haette ja der lockdown beendet sein muessen, da die 48 Stunden rum waren. Als ich 5 Uhr in der Frueh (!) auf Arbeit erschien, hies es, wir duerften unseren Aufenthaltsraum (Plaza of Nations) nicht betreten, weil die Polizei BC Stadium und Plaza of Nations noch einmal durchsuchen wuerde, da sich beim letzten Mal zu viele Personen in den Gebaeuden aufhielten und sie deshalb noch als 'dirty' eingestuft wuerden. Wir warteten knapp 2 Stunden und konnten nicht mal unsere Wasserflaschen auffuellen (das Mitbringen von Wasser in unversiegelten Flaschen war bis dahin nicht gestattet) und oeffneten dann endlich ein paar Portale, um unsere Leute zu beschaeftigen. Und darauf lief es auch hinaus, denn es gab nichts zu tun, niemand kam durch unsere Portale. Recht viele Lieferanten, Belegschaft, Artisten fuer die Zeremonien usw ersuchten Zutritt, aber die haben ein extra Portal und somit war dieses das einzige, das was zu tun hatte. Um zur Verwirrung beizutragen, mit unseren Mahlzeiten lief an diesem Tag auch so gut wie alles schief, was nur irgendwie schief gehen koennte uns so gab es nur Sandwiches zum Morgen, weil die Gastronomie Leute aufgrund des Lockdowns nichts zubereiten konnten. Fuer Mittag wurden uns am Morgen keine Coupons gegeben und als wir uns welche abholen wollten, gabs keine mehr. Weil wir ja schliesslich was essen mussten, durften wir nebenan im Casino auf Kosten der Firma essen gehen, was eine willkommene Abwechslung war (allerdings war das wieder mit viel Laufen verbunden, da man erst aus dem Gelaende raus und drumherum laufen muss, um zum Casino zu gelangen). Als wir nach der Pause endlich wieder im Gelaende ankamen (wir mussten ja wieder drumherum), war unsere Schicht vorbei und wir konnten nach Hause.

Sonntag (05:00 Start) und Montag (07:45) liefen dann schon wesentlich besser, wir verbrachten zwar den Grossteil der Zeit mit Warten, aber zumindest in den Portalen und so vertreibt man sich die Zeit recht unterschiedlich: Screenen (wenn denn mal jemand vorbei kommt); Reports schreiben; mit den Polizisten und anderen GSS Leuten quatschen; die Screener testend indem man Teppichschneider am Koerper versteckt und hofft, man kommt unentdeckt durch; und meine Lieblingsbeschaeftigung ist das Mithoeren der Gespraeche uebers Radio (jeder Supervisor traegt ein Radio zur besseren Verstaendigung mit der Kommandozentrale, der Polizei und unserem Manager). Ich habe festgestellt, dass die wenigsten Leute Erfahrung im Umgang mit den Radios haben (habe ich damals in Milford staendig machen muessen, um mit den Booten Kontakt zu halten) und die meisten koennen sich einfach ihre Rufzeichen nicht merken (und das ist nun wirklich das einfachste ueberhaupt). Ich finde das immer sehr unterhaltsam, wenn die Kommandozentrale schon zum dritten Mal erklaert, wie man sich ordnungsgemaess am Radio zu Wort meldet und der naechste machts dann doch wieder falsch.

Heute, Montag, arbeitete ich laenger als geplant und als ich nach Hause ging, fragte man mich, ob ich nicht Lust haette, mir die heute stattfindende erste Generalprobe der Eroeffnungszeremonie anzuschauen - das war uebrigens das erste Mal, dass wir richtig getestet wurden. Wenn man sonst 20 Leute pro Tag screent und ploetzlich Hunderte von Leuten vor dem Portal stehen, dann ist das ein Unterschied wie Tag und Nacht - obwohl diese Generalprobe vor nicht mal halben Haus stattfand (20-25.000 Leute). Natuerlich nahm ich das Ticket und konnte es nicht glauben, dass ich mir ansehen konnte, was sich mehrere Billionen Menschen am Freitag am TV anschauen werden und wofuer einige Leute mehrere Tausend Dollar fuer Eintrittskarten bezahlt haben. Zur Show selbst darf ich natuerlich nichts sagen, ausser dass ich begeistert war. Es kommt zwar sicherlich nicht an Peking (die letzte Sommer Olympiade) heran, weil man das einfach nicht toppen kann aber sie brauchen sich trotzdem nicht hinter den Chinesen zu verstecken!

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