Sunday, February 28, 2010

Hoffnung niemals aufgeben!

Die Sache mit den Bobsleigh Tickets hatte mich furchtbar geaergert und so war die ganze Geschichte fuer mich mehr oder weniger abgeschlossen, als ich mit meiner Freundin Kate telefonierte und sie meinte, ich sollte einfach mit nach Whistler kommen und dort versuchen, vor Ort angebotene Karten kostenguenstig zu erwerben. Falls es nichts werden wuerde, koennte ich immer noch einen tollen Tag in Whistler verbringen. Gesagt getan, wir fuhren also am Samstag frueh mit dem Greyhound Bus nach Whistler und angeblich soll ja die Strecke ganz schoen sein, so mit klasser Aussicht aufs Meer und spaeter auf die Berge und so weiter. Leider spielte das Wetter nicht mit und versperrte die Sicht. Naja, war mir ehrlich gesagt sowieso ziemlich egal, denn ich machte nochmal die Aeuglein zu und wachte erst kurz vor unserem Ziel wieder auf. Waehrend es in Vancouver noch aus Gieskannen geschuettet hatte, verwandelte sich der Niederschlag in Whistler schon fast in Schnee - zwar noch immer recht nass, aber gewisse Unterschiede in der Farbe waren schon deutlich zu erkennen.

Das erste Ticket Office kam in Sicht und als ich mich nach einem Ticket erkundigte, wurde ich enttaeuscht. Allerdings machte man mir Hoffnung; es koennte sein, dass spaeter noch direkt am Whistler Sliding Centre Karten nachtraeglich verfuegbar gemacht wuerden. Wir bummelten ein wenig in der Stadt herum und setzten Shops und Bars auf unsere Liste von Things to do and see in Whistler, wenn wir dann in ein paar Wochen wieder fuer die Paralympics in der Stadt sind. Mit der Gondola legten wir dann ein paar Hoehenmeter auf dem Weg zum Whistler Sliding Centre zurueck und machten uns gleich wieder auf den Weg zum Ticket Office, wo ich fast aus allen Wolken fiel. Meine Frage nach einem Ticket wurde bejaht, es kostete auch nur 45 Dollar und ich haette das Maedel am liebsten umarmt und meinte nur 'you just made my day' was sie gar nicht so richtig kapierte. Eigentlich wollten wir wieder runter in die Stadt, weil noch einige Stunden bis zum Start Zeit waren, ueberlegten es uns dann aber anders und betraten den Ort des Geschehens. Wir entschieden uns zu einem schweisstreibenden Aufstieg zum Start, um uns dort auf der Tribuene einen guten Sitzplatz zu suchen. Das alles klappte auch wie geplant, aber wie gesagt, der Aufstieg war schweisstreibend und meine Gesichtsfarbe machte mal wieder einer Tomate alle Ehre.

Die Zuschauertribuene war direkt gegenueber dem Aufenthaltsraum fuer die Bobfahrer und so kamen und gingen sie alle ein und aus, machten sich warm, quatschten mit Teamkollegen und werkelten an ihren Bobs. Als ich Andre Lange entdeckte und er in meine Richtung schaute, wedelte ich mit meiner Deutschlandflagge, was er belaechelte. Wenn man bedenkt, dass es in diesem Rennen um Medaillen ging und viel Gerede und negative Berichterstattung ueber die Gefaehrlichkeit der Bahn stattgefunden hatte, war die entspannte Atmosphere unter den Athleten sehr erstaunlich. Das haette auch ein Trainingslager sein koennen!

Die Zeit vertrieben sich Kate und ich im internationalen Ausstausch mit unseren Sitznachbarn. Vor uns sassen zwei Schotten mit Grossbritannien Fahne und da Kate keine UK Fahne bekommen konnte, was sie ganz happy darueber. Neben uns sassen zwei Kanadier und die unterhielten die gesamte Tribuene! Einige Amerikaner waren auch anwesend, aber die waren mal wieder einfach nur peinlich; die wissen sich einfach nicht zu benehmen! Kurz bevor es losging, gesellten sich noch die deutschen Biathlon Damen zu den Zuschauern, um ihre Teamkollegen anzufeuern, allerdings standen sie auf der guten Seite der Bahn mit guter Aussicht. War aber ganz praktisch fuer mich, denn so hatte ich sie alle direkt vor mir. Den ersten Durchgang verbrachten wir oben am Start und ich schoss fleissig Bilder, zumindest so gut es ging. Leider hatte ich den Kameramann direkt vor mir und ausserdem noch zwei riesige Stahltraeger, die ich ganz gern abgerissen haette, aber die Sicherheit der Athleten geht ja vor....

Da Grossbritannien leider so gut wie als Letzte starteten, kamen wir erst sehr spaet unten an der Zielgerade an und so waren alle guten Stehplaetze fuer den zweiten Lauf schon weg. In der schnellen Kurve war auch nichts mehr frei und so quetschten wir uns im Auslauf zwischen die Leute und ich versuchte, die schnellen Bobs fotografisch festzuhalten. Gar nicht so einfach! Irgendwann kam ich auf die clevere Idee, nicht gegen die Fahrtrichtung zu fotografieren sondern in die selbe Richtung und hab sogar einige gute Fotos hinbekommen. Als Andre Lange nach seinem 2. Lauf auf dem ersten Rang landete und Kanada den Sprung auf den ersten Rang nicht schaffte, verfiel ich zwischenzeitlich in Euphorie und jubelte mit einem wilfremden Deutschen, der gerade an mir vorbeigelaufen kam. Die Amis machten uns leider einen Strich durch die Rechnung, aber ich denke, ueber die Silbermedaille koennen wir uns auch freuen!

Nach dem 2. Lauf begaben sich die meisten Zuschauer ins Ziel, um die Siegerehrung zu sehen und so versuchten auch wir unser Glueck unter den Massen. Wir schafften es nicht weit und platzierten uns vor der Leinwand, wo ich auch einige Thueringer wieder traf, mit denen ich schon vorher gequatscht hatte. Die Presse stuerzte sich auf die Fahrer und einige Athleten vom Germany 2 gaben Interviews. Richard Adjei hielt ganz offensichtlich Ausschau nach deutschen Fans und winkte mir sogar zurueck. Nach der Siegerehrung machten wir uns zu Fuss auf den Weg zurueck ins Dorf, weil die Schlangen fuer den Bus und fuer die Gondola stundenlanges Anstehen versprachen und einige Zeit spaeter dann gings im Greyhound Bus zurueck nach Vancouver.

Ein toller Tag in Whistler und ich war Kate sehr dankbar dafuer, dass sie mich zum Mitkommen ueberzeugt hatte. Ausserdem habe ich nun endlich auch Whistler gesehen und freue mich schon darauf, naechste Woche zurueck zu kommen!

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