Friday, August 31, 2012

Singapur (28.08.-01.09.2012)

Willkommen in Singapur!
Fuer mich dauert es ja immer ein bisschen laenger, bis ich mal einen Flieger mit internationalem Ziel besteigen kann und so landete ich am Dienstag abend endlich nach vorherigen Boxenstop im Formule1 Hotel in Auckland (und die Zimmer sind wirklich wie Boxen angelegt, klein und ueberschaubar, aber sauber und neu) in Singapur und erlebte gleich mal eine Ueberraschung. Der Taxifahrer konnte naemlich mit der Adresse meines hotels nicht viel anfangen und rief erstmal einen Bekannten an, um sich nach dem Weg zu erkunden. Das ging ja schon mal gut los! Trotz anfaenglicher Zuversicht fand er das hotel nicht und so hielt er mal eben schnell bei der Polizeistation an und holte sich eine Wegbeschreibung ein. Weil er vorher im falschen Stadtteil gelandet war, zog er mir ein bisschen was vom Fahrpreis ab, was ich wirklich sehr nett von ihm fand.

Singapur, was fuer eine Stadt! Laerm, Hochhaeuser, viele Farben, Chaos, Baustellen, ein effizientes oeffentliches Verkehrsmittelnetz, Sauberkeit, Dreck, Formel 1, Shopping, Essen und noch mehr Shoppen. Seit 3 Tagen bin ich nun in Singapur und habe viele Eindruecke sammeln koennen.

Singapur wurde 1867 zur britischen Kronkolonie, nachdem 1819 Sir Thomas Stamford Raffles in Singapur eine Niederlassung der Britischen Ostindien-Kompanie gruendete und somit als Gruender des modernen Singapur betrachtet wird. Zuvor wurde die Insel von malaiischen Fischerfamilien bevoelkert. Im zweiten Weltkrieg nahmen die Japaner Singapur ein somit gehoerte der Stadtstaat von 1942-45 zu Japan. Danach wurde Singapur an die Briten zurueckgegeben, um sich ab 1959 mit einem eigenen Premierminister selbstzuregieren. Es dauerte noch bis 1963, bis sich Singapur endlich vom Vereinigten Koenigreich unabhaengig machte und seitdem eigentstaendig ist. Amtssprachen sind Englisch, Chinesisch, Tamil und Malaiisch, aber gesprochen werden hier noch viele andere Sprachen, was den vielen verschiedenen Bevoelkerungsgruppen zuzuschreiben ist. Es leben knapp 5 Millionen Menschen in Singapur und die verteilen sich folgendermassen: 76,8% Chinesen, 13,8% Malaien, 7,9% Inder und 1,4% andere.

Das macht Singapur zu einem Schmelztiegel und von dem, was ich so beobachten konnte, scheint dies auch recht problemlos zu funktionieren. So findet man in Chinatown einen Hindutempel der Inder und die Chinesen feiern momentan ihr Geisterfest (nach dem Mondkalender der 7. Monat des Jahres), was nicht nur in Chinatown geschieht, sondern auch in Little India (dem Gebiet der Inder) und in allen anderen Teilen der Stadt. Nach dem Volksglauben kommen im Geistermonat die Geister und Seelen der Toten aus der Unterwelt auf die Erde und um ihnen den Weg zu weisen, werden Papierboote und Laternen ins Wasser entlassen und durch Opfergaben in Form von Speisen und dem Verbrennen von Totengeld werden die Geister und Seelen geehrt. Es besteht also momentan kein Grund zur Sorge, wenn man hier und da kleine Feuer entdeckt, weil ja meist auch noch jemand betend dabeisteht.

Singapur ist auf einem recht kleinen Gebiet erbaut und man hat hier ein grosses Platzproblem; sie moechten sich gern vergroessern, koennen aber nicht so wie sie wollen. Land ist deshalb teuer und man baut lieber in die Hoehe als in die Breite. Ich hatte den Eindruck, dass die Stadt bereits zugebaut ist, aber wo man hinsieht, wird gebaut und sobald sie einen kleinen Flecken Land entdecken, auf welchem man vielleicht ein weiteres Hochhaus zwengen koennte, wird dies auch sofort gemacht (es koennte ja jemand anders schneller sein). Dazu  kommt, dass das Nachtrennen der Formel 1, der GP von Singapur am 21. September kurz vor der Tuer steht und so werden momentan neben all den Baustellen auch noch Strassen abgesperrt und die riesigen Absperrzaeune errichtet. Vom Riesenrad hatte ich die Chance, einen Teil des Racetracks ausfindig zu machen und die Boxengassen werden momentan auch hergerichtet. Wie die das mit dem Verkehr hier regeln, ist mir ein Raetsel, aber in Melbourne hab ich mich das damals auch gefragt und es ging. Die machen das ja schon seit ein paar Jahren, wissen also, was sie tun.

Die Singapurer lieben Farben und das sieht man dem Stadtbild auch an. Gerade die Hochhaeuser des staatlichen Wohnungsbaus sind in verschiedenen Farben angemalt und wenn man nach Chinatown oder Little India geht, verschlaegt einen die Farbenpracht fast die Sprache. Dazu kommt, dass gerade dort die Architektur sehr europaeisch ist: die vielen Fensterlaeden erinnern mich eher an gemuetliche Holzhuetten in Bayern oder auf der Alm und haette ich hier nicht erwartet. In Kombination mit den Farben wirken diese Stadtteile sehr lebhaft, vibrierend und verbreiten einfach eine gute Stimmung! Zumal dieses Chaos auf eine Seele dieser Stadtteile schliessen laesst. Ueberall anders ist Singapur eher steril und sehr sauber. Die Shopping Tempel der modernen Welt reihen sich an der Orchard Road aneinander und ich finde diese Gegend einfach nur obszoen. Geld regiert die Welt und das sieht man hier ganz genau. In Chinatown oder Little India ist es vielleicht etwas dreckiger als im Rest der Stadt, aber hier haben die Leute Spass am Leben; verschiedene Gerueche steigen einem in die Nase und man sieht dass die Leute hier wirklich leben und arbeiten. Die Orchard Road hingegen ist einfach nur zum Einkaufen da und sonst passiert da nicht viel, es hat kein Herz, keine Seele und keine heimische Atmosphere.

Wettermaessig muss ich mich sehr an das Waschkuechenklima gewoehnen, gerade nach dem Winter in Neuseeland, der zwar bisher sehr warm aber weniger luftfeucht war. Ich habe jemanden sagen hoeren, dass es hier 4 Jahreszeiten gibt: hot.hotter.wet.wetter (heiss.heisser.nass.nasser) und das trifft den Nagel auf den Kopf. Wenn ich morgens das Haus verlasse, vergehen keine 15 Minuten, bis mir der gesamte Sonnenschutz vom Gesicht gelaufen ist. Danach mach ich mir auch nicht nochmal die Muehe, ihn wieder aufzutragen - wuerde sowieso in kurzer Zeit wieder die Fliege machen. Zum Glueck prallt hier die Sonne nicht vom Himmel, da es meist bedeckt ist und somit ist die Sonnenbrandgefahr zwar nicht bebannt aber weniger gefaehrlich.

Der Reisefuehrer beschreibt Singapur als die sicherste und einfachste Metropole in Asien. Damit ist nicht unbedingt die persoenliche Sicherheit gemeint, sondern die Einfachheit des Reisens, des sich Zurechtfindens und der nicht allzugrosse Kulturschock, den man als Tourist erwarten kann. Singapur ist zwar eine asiatische Metropole, aber denoch sehr europaeisch (britisch) aufgrund der vielen auslaendischen Arbeitskraefte im Finanzsektor. Wenn man sich nur im Finanzsdistrikt aufhaelt und die kulturellen Zentren der verschiedenen Ethnizitaeten meidet, koennte man vergessen, wo man eigentlich ist. Ausserdem hilft es ungemein, dass fast jeder in Singapur Englisch spicht und das macht vieles einfacher. Von hier aus wird es nicht so einfach weitergehen. Fuer Bangkok (und Thailand) erwarte ich sehr viel mehr Probleme mit der Sprache, weniger Effizienz bei Transport und natuerlich weniger Sauberkeit. Und was Kambodscha anbelangt darf ich nicht vergessen, dass dies noch immer ein Dritte-Welt-Land ist und dass das Reisen dort ganz anders stattfindet, als in all den anderen hochentwickelten Laendern, in denen ich bisher unterwegs war. Ich erwarte einen Kulturschock und bin gespannt auf alles, was mich so erwartet.













Sunday, August 26, 2012

Endlich Urlaub

Ich habe mich schon eine ganze Weile nicht mehr gemeldet und bevor ich in meinen wohlverdienten 
Urlaub aufbreche, moechte ich die letzten Wochen schnell noch fuer Euch zusammenfassen.

1. Wintersaison in Milford Sound
Zumindest dem Kalender nach herrscht bei uns nun Winter und zu dieser Zeit geht es bekanntlich ein wenig ruhiger und gelassen in Milford zu: weniger Touristen, weniger Boote und weniger Einheimische lassen unsere kleine Gemeinschaft im Winter von vorher ca. 200 Leuten zu ungefaehr 50 zusammenschrumpfen. Diese Behaglichkeit und Ruhe wird schon seit Monaten gestoert von den Bauarbeiten, die im Hafen stattfinden und eine Vergroesserung dessen als Ziel haben. Wenn im Sommer alle Boote von allen 4 Unternehmen im Einsatz sind, dann geht es schon mal zu wie im Bienenstock und mit "Parkplaetzen" sieht es manchmal kritisch aus, da der Steg an der Felswand fuer den Kundenbetrieb aufgrund von 'geologischen Instabilitaeten' (sprich Steinschlaegen) nicht genutzt werden darf. Die kleine Landzunge am Eingang zu unserem beschaulichen Hafen wurde um einige Meter nach draussen versetzt, sodass mehr Stege und somit Anlegeplaetze fuer die zahlreichen Boote Platz finden koennen. Ausserdem wird auch noch die Holzverkleidung der Promenade erneuert, was zu einigen verwirrten Gesichtern nicht nur bei den Touristen aber auch bei uns Einheimischen gesorgt hat, da dies in Abschnitten geschieht und ein Weg, der fruehs noch begehbar war, am Nachmittag ploetzlich keine Holzbretter mehr traegt und abgesperrt wurde. Normalerweise ist ja der Winter eher langweilig, aber dieses Jahr koennen wir uns wirklich nicht beklagen, schliesslich haben uns die Bauarbeiten und die regelmaessigen Missgeschicke ordentlich auf Trapp gehalten und zahlreichen Gespraechsstoff geliefert. Beispiele gefaellig? 1) Einer der zahlreichen Bagger musste kurzfristig ausser Betrieb genommen werden, da die Schaufel ueberladen wurde und abfiel. 2) Die Arbeiten an der Promenade (Holzsteg) wurden fuer einige Tage eingestellt, weil kein Holz mehr da war. 3) Einer der Kraehne fiel aus noch nicht ermittelten Gruenden um und lag tagelang im Wasser. Da man einen 50 Tonnen Krahn nicht einfach so aus dem Wasser ziehen kann, lag der da fuer ein paar Tage und duerfte nun auf den Fotos zahlreicher Touristen erscheinen.
Wettermaessig hatten wir uebrigens so gut wie keinen Winter, es ist viel zu warm und trocken und Schnee hatten wir bisher nur einmal. Es besteht allerdings Hoffnung, denn seit 2 Tagen haben wir endlich unsere schweren Regenfaelle wieder und die Wasserfaelle und die ausgetrocknete Vegetation freuen sich ueber langersehnten Nachschub!

2. Aufenthaltsgenehmigung
Seit Mitte Juli habe ich nun meine Aufenthaltsgenehmigung und darf mich 'resident of New Zealand' nennen (Einwohner). Permanent ist das allerdings noch nicht, denn ich muss mich fuer 2 Jahre mindestens 6 Monate jaehrlich im Land aufhalten, bevor ich mich wieder bewerben und natuerlich auch wieder Geld bezahlen darf, damit ich einen dauerhaften Stempel in den Pass bekomme. Wie es jetzt weitergeht, weiss ich nicht wirklich und so richtig Zeit und Musse zum nachdenken hatte ich auch noch nicht. Ich brauch erstmal Urlaub und einen gewissen Abstand zu allem.

3. Tja, einen Geburtstag habe ich inzwischen auch schon wieder gefeiert und an die "Festivitaeten" werde ich mich bestimmt noch lange erinnern. Da mein Geburtstag auf meine freien Tage fiel und ich mit Freunden in Queenstown feiern wollte, haben wir ein Geburtstagsdinner ein paar Tage vorher veranstaltet und all meine Arbeitskollegen von den Booten waren anwesend. Diesmal wurde es mir verboten, mich am kochen oder aufraeumen zu beteiligen und so habe ich mich eben verwoehnen lassen. Ueber das Geschenk meiner Crew freute ich mich riesig, sie schenkten mir ein Do-it-yourself- Kaese-Set, mit dem ich verschiedene Sorten Kaese herstellen kann. Ausprobiert habe ich es schon einmal und leckeren Ricotta Kaese hergestellt - total einfach!
An meinem richtigen Geburtstag liesen wir (ich und drei meiner Freunde) uns im schniegelfeinen und teuren Hilton Restaurant so richtig verwoehnen (mit riesigen Tellern und kleinen Portionen) und wenn man das Gericht langsam genug isst, hat man hinterher auch keinen Hunger mehr.

4. Die Pinguine sind zurueck in Milford, um sich auf die naechste Bruetsaison vorzubereiten. Fuer Wochen haben wir sie an den bekannten Orten beobachten koennen wie sie entweder vom Nest runter zum Wasser laufen um fischen zu gehen, oder wie sie vom fischen nach Hause kommen. Meistens stehen sie dann noch ne ganze Weile an Land und putzen sich bzw tummeln sich im flachen Wasser und dies zu beobachten ist eine wahre Freude. An einem meiner freien Tage paddelte ich mit dem Kayak zu einer dieser bekannten Neststellen und beobachtete die kleinen Racker aus gerade mal 4 Meter Entfernung. Was fuer ein Privileg, solch ein Schauspiel aus der Naehe betrachten zu duerfen!
Inzwischen sehen wir nicht mehr ganz so viele Pinguine und wir vermuten, dass sie inzwischen auf ihren Eiern sitzen. Die Fiordland Crested Penguins legen jaehrlich zwei Eier und schluepfen auch beide, aber leider konzentrieren sie sich bei der Aufzucht auf das staerkere der Kuecken und lassen das andere eingehen. Ja sie sind sehr schlechte Eltern und das ist wohl auch der Grund dafuer, dass diese Art von Pinguinen vom Aussterben bedroht ist.
Ein ganz besonderer Besucher hielt vor ein paar Tagen ganz Milford in Aufruhr; ein Southern Right Whale hatte sich in den Fjord verirrt und blieb den ganzen Tag bei uns, schwamm gemaechlich im Kreis umher und spielte mit den verspielten Pelzrobben. Touristen fragen ja oefter mal nach Walen und wenn man ihnen erstmal verklickert hat, wie selten das ueberhaupt passiert (vielleicht einmal im Jahr) und dass die sich dann meistens unter Wasser aufhalten, weil sie fuer 20-30 Minuten tauchen koennen und wieviel Glueck man ueberhaupt haben muss, um den Wal ueberhaupt zu sehen und ein Bild machen zu koennen, dann verstehen die meisten, was fuer ein besonderer Tag dieser Dienstag wirklich war. Wir warten 10 Minuten auf das Auftauchen dieses recht jungen Wals und wurden nicht enttaeuscht.

5. Tja und das wichtigste zum Schluss; ich habe endlich Urlaub! Wenn ich mir ueberlege, dass ich letztes Jahr um diese Zeit schon wieder aus meinem Europa Urlaub zurueckgekehrt und wieder voll in den Arbeitsalltag integriert war, dann versteh ich auch, warum ich den Urlaub so dringend brauche. Ich bin muede und brauche einen Tapetenwechsel! Meine Sachen sind endlich gepackt (und der Rucksack doch viel schwerer als beabsichtigt) und spaeter geht es mit dem Bus nach Queenstown. Am Montag dann mit dem Flieger nach Auckland und von dort am Dienstag nach Singapur. Dort werde ich einige Tage verbringen und dann gehts weiter nach Thailand, Cambodia und nach Vietnam. Am 5. Oktober fliege ich von Hanoi zurueck nach Auckland. Was mich dazwischen alles erwartet und was ich dort erlebe, koennt Ihr natuerlich hier mitverfolgen.

Eure sehr aufgeregte Katja