Sunday, November 27, 2011
Und der naechste Sommer hat begonnen
Seit dem 1. November hat bei uns bei Southern Discoveries ganz offiziell der Sommer angefangen und fuer die neue Saison haben wir natuerlich auch wieder neue Leute eingestellt. Mit denen bin ich bis jetzt sehr zufrieden und dieses Jahr hat sich Management bei den Einstellungsgespraechen mehr Muehe gegeben als letztes Jahr, wo wir wirklich sehr viel Pech mit der Mehrzahl unserer Neulinge hatten. Die Arbeitsmoral stimmt und so wirklich dumm stellt sich auch niemand an. Ich klopfe auf Holz.
Das Wochenende um den 30. Oktober verbrachte ich mit meiner guten Freundin Sara in Dunedin, wo ein Traum fuer mich wahr wurde; wir besuchten ein Konzert der neuseelaendischen Gruppe Fly My Pretties. Dabei handelt es sich um eine Kollaboration neuseelaendischer Musiker aus verschiedenen Genren und verschiedenen Bands, die nur Liveauftritte absolvieren und keine Studioalben veroeffentlichen. Die Band wurde 2004 in Wellington gegruendet, besteht aber aus keinem festen Stamm von Musikern, sondern laedt fuer jede Tour neue Gastmusiker ein, ihre eigenen Songs auf der Buehne vorzutragen. Diese Tour ist nun bereits die fuenfte und diesmal schaffte ich es endlich, eines ihrer legendaeren Konzerte (das erste dieser Konzertreihe) in Dundin zu besuchen und war hellauf begeistert. Die Stimmung war klasse und nachdem der erste Teil mit neuen Songs beendet und der zweite Teil mit bekannten Songs aus den vorherigen Jahren begonnen hatte, gab es fuer die meisten Zuschauer kein Halt mehr; die Leute tanzten in den Reihen, vor der Buehne (in einem alten Theater, wo eigentlich kein Platz fuer Stehplaetze ist) und wo sie sonst noch Platz fanden. Hier mal einer ihrer Songs von der letzten Tour, welcher auch in diesmal wieder gespielt wurde und sooooo schoen ist.
An meinen freien Tagen wird es wohl in den naechsten Monaten ein wenig ruhiger zugehen, weil ich mich momentan um sehr viel Papierkram bemuehen muss. Ich stecke mitten in der Bewerbung zu meiner dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung fuer Neuseeland (permanent residency) und da gibt es noch einiges fuer zu tun und so ganz billig ist das leider auch nicht. Deswegen trete ich ein wenig kuerzer und spare Geld, um fuer all die Uebersetzungen, Zertifikate, die Bewerbung an sich und den medizinischen Test aufkommen zu koennen. Billig ist das ganze nicht und es kostet mich einiges an Nerven, aber es ist die Sache Wert. Das Ergebnis wird das hoffentlich wiederspiegeln.
Zu meinen zahlreichen Talenten kann ich ein weiteres hinzufuegen; Starsitting. So aehnlich wie wie Babysitting, aber eben doch nicht ganz das selbe. Ich habe mich um einen Star gekuemmert. Einen Star, den in Neuseeland niemand kennt, der aber in Deutschland sehr bekannt ist. Und da komme ich ins Spiel, weil es unser Management als gute Idee ansah, diesem deutschen Star ein deutschsprechendes Crewmitglied auf dem Boot zur Verfuegung zu stellen, als Zeichen unseres guten Service sozusagen. Und so kam es also, dass ein gewisser Bernhard Hoecker ("Hoecker, Sie sind raus!") unsere "Pride of Milford' betrat und ganz verdutzt zu mir meinte "Du sprichst aber ein komisches Englisch, das versteh ich ja!" Wir verstanden uns auf Anhieb gut und ich erklaerte ihm so einiges ueber Milford Sound, wie wir hier so leben, wie der Fjord entstanden ist und was es sonst noch so zu sehen und zu erleben gibt. Dabei wurde ich dummerweise gefilmt, denn er meinte zu mir, "Na wo wir schonmal jemand aus Deutschland hier haben, muessen wir auch ein kleines Interview machen!" und auf mein "Nein" wartete man gar nicht erst. Die Videos, die auf seiner Neuseelandreise entstehen, werden alle auf seinem Blog veroeffentlicht und mit Erleichterung habe ich festgestellt, dass ich komplett rausgeschnitten wurde. Hoeckers Reiseplan unterscheidet sich allerdings ein wenig von dem der meisten Neuseeland Touristen, denn im Internet koennen die Leser seines Blogs darueber abstimmen, was er in den bestimmten Regionen machen soll. Fuer Fiordland wurde zelten vorgeschlagen. Das kann man hier groesstenteils vergessen, weil wir hier erstens im Nationalpark leben, wo sowas nicht gern gesehen wird und weil man zweitens von Sandflies aufgefressen wird. Das hab ich ihm auch gesagt und er war gar nicht so boese drum, denn die Zeltidee stiess bei ihm auf keinen grossen Zuspruch. Im Video spaeter ist er zwar zeltend zu sehen, aber ich koennte wetten, dass dies ausserhalb des Nationalparks gedreht wurde. Aber wir sind ja nicht kleinlich.... Auf alle Faelle war sein Besuch eine willkommene Abwechslung und dabei hab ich gleich noch ein Erinnerungsfoto ergattert.
Auf Januar naechsten Jahres freue ich mich schon ganz besonders (ja mein Bruder wird 30, aber das ist es nicht), denn ich werde meiner alten Heimat Melbourne endlich wieder einen Besuch abstatten. Katrin macht Urlaub in der Wueste Australiens und nach diesem anstrengenden Trip braucht sie wahrscheinlich Aufmunterung. Wir werden uns fuer ein paar Tage in Melbourne treffen und unsere alte Heimat wiederentdecken. Dorthin zu kommen gleicht mal wieder einer Odysee und der Heimweg von Melbourne nach Milford dauert fuer mich genauso lange wie fuer Katrin von Melbourne nach Deutschland. Wer haette das fuer moeglich gehalten! Ueber meine Dutzend Fluege und alles andere dann im Januar mehr....
Tja, das wars erstmal wieder fuer heute. Vielleicht laesst ja der naechste Eintrag nicht so lange auf sich warten wie dieser, aber wer weiss das schon so genau.....
Eure Katja
Monday, October 17, 2011
Rugby World Cup Teil 2
Nach soviel Rugby muss ich sagen, dass ich Fussball sehr vermisse. Im Rugby ist das Dargebotene sehr beschraenkt auf einen Angreifer, der sobald er im Besitz des Balls ist, von der gegnerischen Mannschaft angegriffen und meist zu Fall gebracht wird. Den Grossteil der Spielzeit verbringen die Spieler am Boden, angehaeuft uebereinander und versuchen, den Ball an sich zu bringen. Sobald dies einem Spieler gelungen ist und er sich freilaufen kann, wird dieser wieder attackiert und es entsteht ein neuer Haufen. Etwas langatmig manchmal. Die Regeln sind mir groesstenteils immer noch ein Raetsel, auch wenn mich meine Arbeitskollegen beim gemeinsamen Schauen immer aufzuklaeren versuchen. Tja, Rugby ist halt eine Kultur fuer sich und das braucht so seine Zeit, bis man ein Teil davon wird. Genauso denken wahrscheinlich viele Kiwis ueber den Fussball.
Wie bereits im letzten Eintrag erwaehnt, hoffe ich sehr, dass die Kiwis das Finale gewinnen, ansonsten weiss ich nicht, was hier im Land abgeht. Nach all den Hoffnungen und grossen Erwartungen duerfte es schwer werden, mit einer Niederlage umzugehen. Und man hoert sehr oft, dass es das Land nach all den Katastrophen und Ungluecken der letzten Monate mehr als verdient haette (Minenunglueck, Erdbeben, Oelkatastrophe usw). Ich drueck den All Blacks auf alle Faelle die Daumen und sag GO ALL BLACKS!
Wednesday, September 21, 2011
Rugby World Cup 2011 in Neuseeland
Die Stimmung im Vorfeld war hier eher gemischt, was man vorallem der Internationalen Rugby Union zuschreiben muss. Was da an Regulierungen und Bestimmungen verzapft wurde, grenzt an Bloedsinn und veranschaulicht sehr deutlich, worum es hier wirklich geht. Ums Spiel und den Sport wuerden die meisten sagen. Falsch! Es geht um Geld und zwar eine Menge Geld. Wie bei allen anderen grossen Sportereignissen machen die Sponsoren und Organisatoren eine Menge Geld und das ist ja auf der einen Seite auch richtig, schliesslich stecken sie eine Menge Geld in den World Cup. Auf der anderen Seite kann man nicht so richtig verstehen, warum ein Pub nicht mal den Slogan "Rugby World Cup" verwenden darf, wenn es fuer die Live Uebertragung von Spielen zum Beispiel "Rugby World Cup Match Neuseeland vs. Tonga" an ihre Tafeln schreibt. Das verstoesst gegen die Bestimmungen, schliesslich koennte man ja mit dem Namen "Rugby World Cup" Geld verdienen. Nun ja, ums Geld verdienen geht es ja schliesslich, darueber reden sie in ganz Neuseeland schon seit Monaten, nur scheint dies nur einem elitaeren Kreis vorbehalten sein. Den kleinen Geschaeftsleuten scheint man dies nicht zu goennen.
Nun ja, negative Stimmung und eine schlechte Einstellung zu den Olympischen Spielen gabs auch in Kanada, vorallem natuerlich in British Columbia und Vancouver, wo man mit den Auswirkungen leben musste. Aber wie auch dort schlug die Stimmung hier in Neuseeland sehr stark um. Hatte man sich vorher noch sehr laut ueber die horrenden "All Blacks" Trikotpreise von adidas beschwert, wurden nach dem Eroeffnungsspiel die Laeden regelrecht gestuermt und den Ladenbesitzern die Trikots mehr oder weniger aus den Haenden gerissen. Verstaendlich war der Aerger schon, schliesslich bezahlt der Kiwi fuer ein All Blacks Trikot fuer den Rubgy World Cup im eigenen Land mehr als wenn er das Trikot im Ausland kaufen wuerde. Das kriegten die Kiwis sehr schnell spitz und die Internethaendler auch und so war das Kaufen im Ausland zwischenzeitlich sogar verboten.
Auckland ist die groesste Stadt Neuseelands, aber nicht die Hauptstadt. Wellington waere gar nicht in der Lage, all die Tausend Besucher zu beherbergen und deswegen wurden Eroeffungsfeier, Eroeffnungsspiel und alle Spiele nach den Viertelfinalen nach Auckland vergeben. Das heisst nicht automatisch, dass Auckland mit den Besucherzahlen umgehen kann - wie der erste Abend eindeutig zeigte. Auckland und vorallem der oeffentliche Nahverkehr blamierten sich bis auf die Knochen und musste Haeme der heimischen (und vielleicht auch der internationalen) Presse einstecken. Zu Recht. Der Buergermeister Aucklands hatte alle Einwohner und Besucher aufgefordert, die oeffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen, um die Strassen zu entlasten. Das fuehrte dazu, dass die Strassen lehr und die Zuege und Busse vollkommen ueberlastet waren, weil man nicht mit derartigen Besuchermassen gerechnet hatte (das war ein Zitat!). Das fuehrte ausserdem dazu, dass viele Ticketbesitzer die Eroeffnungsfeier gar nicht oder zu spaet zu sehen bekamen und einige andere verpassten auch das Eroeffnungsspiel der All Blacks gegen Tonga. Man streitet sich noch immer darum, wie man diese Ticketbesitzer kompensiert. Ach ja und der Hohn an der ganzen Sache: Der Buergermeister selbst war puenktlich, weil er selbst mit dem Auto gefahren war. Hmm, vielleicht wusste er, dass er seinen eigenen oeffentlichen Verkehrsmitteln nicht so ganz trauen kann....
Eine andere Sache, die vorallem uns Leute auf der Suedinsel so richtig wuetend macht, ist die Vergabe der Spiele an die verschiedenen Stadien. Zugegeben, Neuseeland ist ein kleines Land und ausser in den Grosstaedten Auckland (Nordinsel), Wellington (NI), Christchurch (Suedinsel) und Dunedin (SI) gibt es keine grossen Stadien, die internationale Spiele mit mehreren tausend Zuschauern beherbergen koennen. Deswegen war schon von vorne herein klar, dass die kleineren Orte wie Invercargill (SI), Rotorua (NI), New Plymouth (NI), Whangarai (NI), Hamilton (NI), Napier (NI), Nelson (SI) und Palmerston North (NI) die weniger bedeutenden Spiele abbgekommen wuerden, waerend die wirklich grossen Spiele der Titelfavouriten den grossen Stadien vorbehalten bleiben wuerde (zu diesen Favouriten zaehlen Neuseeland, Australien, Suedafrika, Frankreich und vielleicht noch England). Nachdem ich mir den Spielplan mal ganz genau angeschaut habe, musste ich feststellen, dass die All Blacks Spiele der Vorrunde folgendermassen vergeben sind: 2x Auckland, 1x Hamilton und 1x Wellington. Wenn die All Blacks weiterkommen (wovon wir doch mal alle ausgehen), geht es folgendermassen weiter: 2 der Qualifikationsspiele in Auckland und 2 in Wellington. Da Neuseeland in Pool A spielt, spielen sie auf alle Faelle wieder in Auckland, ob sie nun ihre Gruppe anfuehren oder als Zweite in die naechste Runde gehen. Die beiden Halbfinale dann in Auckland, das Spiel um den Dritten in Auckland, und wer haette es gedacht, das Finale natuerlich auch in Auckland. Nichts auf der Suedinsel. Die Leute sind richtig sauer und fuehlen sich vernachlaessigt. Hinderlich kommt hinzu, dass Christchurch aufgrund des schweren Erdbebens im Februar und den starken Schaeden am Stadium und der Infrarstruktur der gesamten Region nicht in der Lage ist, Spiele zu beherbergen und seine 7 Spiele verloren hat (inkl zwei der Qualifikationsspiele nach der Vorrunde, die einzigen die die All Blacks auf die Suedinsel verschlagen haette).
Warum das Ganze? Wie schon erwaehnt, Auckland ist die groesste Stadt in Neuseeland und kann die Menschenmassen besser aufnehmen. Eine weiterer Grund kommt aber noch hinzu. Geld. Die All Blacks Spiele sind alle ausverkauft, weil die Kiwis natuerlich ihr Team sehen wollen. Da kann man bei groesseren Stadien natuerlich mehr Geld machen. Hinzu kommt, dass die Spiele der All Blacks alle praktischerweise entweder an einem Freitag oder am Wochenende stattfinden, wo die meisten Kiwis auch Zeit haben; entweder fuers Stadium oder fuers Fernsehen. Da laesst sich mit Werbung auch ein Vermoegen machen. Kleinere Laender wie Samoa haben sich inzwischen ueber die Termine aufgeregt und sich beschwert, warum manche Teams mehr Vorbereitungszeit vor ihren Spielen haben als andere. Begruendung im Fernsehen: Die Terminvergabe haengt von mehreren Faktoren ab, unter anderem auch dem Verkauf von Spielrechten an die uebertragenden Sender und optimalen Sendezeiten. Ach ja, ich vergass zu erwaehnen, ein weiterer Aufreger. Waehrend man in Deutschland bei Sportereignissen wirklich alles zu sehen bekommt und das entweder im oeffentlich rechtlichen oder bei den Privatsendern kann man hier die Spiele nur beim Bezahlsender Sky anschauen. Im freien TV gabs nur das Eroeffnungsspiel (zeitgleich) und einige andere (2 Stunden zeitversetzt). Auch sonst kaum Sondersendungen zum Thema Rugby, man geht halt davon aus, dass jeder Sky hat. Wenn man an den Ergebnissen interessiert ist, muss man halt die News schauen, da gibt es dann ne Zusammenfassung des Tages. Naja, die News hier sind sowieso der Witz, anstatt internationaler Belange wird hier lieber Videobeweismaterial diskutiert, dass den verheirateten Kapitaen der englischen Rugby Mannschaft in einer Queenstown Bar in Flagranti mit einer heissen Blondine zeigt. Ja das ist wirklich wichtig und macht die internationalen News in Neuseeland!
Ich haette mir liebend gern soviele Spiele wie moeglich angeschaut, schliesslich bin ich hier vor Ort und es gibt keine Zeitverschiebung zu beachten. Aber denkste, man kriegt ja kaum was mit. Wie damals in Kanada, wo ich mich von Leuten in Deutschland ueber den Stand der Dinge informieren lassen musste, weil in Kanada immer nur dann etwas uebertragen wird, wenn ein Kanadier am Wettbewerb teilnimmt (egal wie schlecht er ist). Was mich hier wirklich wuetend macht, ist dass bei all dem Trubel der Sinn fuer den Sport total abhanden gekommen ist. Da hilft es nicht, dass ich in der Zeitung einen euphorischen Artikel ueber die Spiele in Dunedin lese und wieviele internationale Besucher und somit Geld in die Kassen geflossen sind. Ach ja, die tolle Atmosphaere wurde auch mal kurz erwaehnt und dass sich die internationalen Besucher soviel besser zu benehmen wissen als die meisten Kiwis. Vielleicht liegts daran, dass das Bier einfach zu teuer ist.
Hier in Milford haben wir mal fuer ein oder zwei Wochen was vom Rugby World Cup gespuert, als vorallem all die Leute aus Schottland, Argentinien und Georgien bei uns auf den Booten auftauchen, da sie zwischen den Spielen ihrer Teams den Sueden des Landes erkunden wollten. Es finden nur noch 2 weitere Spiele in Dunedin statt und das wars fuer uns im Sueden; damit werden dann wohl auch die kurzfristigen Besucherstroeme abmagern. Generell sind weniger Leute im Land, als man sich das erhofft hatte, aber das haben sich die Kiwis selbst zuzuschreiben. Die Preise fuer Unterkuenfte sind wahnsinnig nach oben gegangen und viele Reiseunternehmen haben ihre Reisen fuer die Zeit waehrend des World Cups abgesagt, weil sie keine bezahlbaren Unterkuenfte finden konnten. Auch das ist nichts neues, das war in Vancouver damals genauso, Hotelbetten waren teilweise 5 -der 6 mal so teuer wie sonst und einige Vermieter kuendigten sogar ihren Mietern, weil sie hofften, kurzfristige Mieter fuer die Winterspiele zu dreimal so hohen Mieten in ihren Apartments unterzukriegen. Geld regiert die Welt und es macht die Menschen korrupt!
Ach ja und eine Sache bringt mich immer zum Schmunzeln und neuerdings zum Augenrollen. Wenn man all die Hakas sieht, die da nicht erst seit ein paar Wochen ueberall aufgefuehrt werden, koennte man meinen, die Mehrzahl der Einwohner sei Maori. Sind sie aber gar nicht, Maori ist zwar ein wichtiger Bestandteil der neuseelaendischen Kultur, aber es gibt noch viele andere Einfluesse, vorallem aus Europa und Asien. Dennoch herrscht der weitverbreitete Glaube, dass man einen Haka auffuehren muss, um Nationalstolz zu zeigen. Nicht Maori Kiwis schuetteln schon genervt mit dem Kopf und als wir hier im kleinen Kreis die Eroeffnungsfeier und Festigkeiten in Auckland im Fernsehen verfolgten und alle naselang irgendwo ein Haka aufgefuehrt wurde, machten wir uns einen Spass darauf und meinten nur "ach schau, schon wieder einer!". Tage spaeter wird in Christchurch eine vom Erdbeben stark beschaedigte Schule wiedereroeffnet und bevor die Schueler die Schule betreten, fuehren sie erstmal einen Haka auf. Was das zu bedeuten hat, weiss wahrscheinlich keiner, aber das ist gerade in Mode gekommen. Mich nervts, aber mich fragt ja keiner!
Nach all der negativen Schreiberei moechte ich abschliessend nur sagen, dass ich hinter den All Blacks stehe und hoffe, dass sie den World Cup gewinnen. Wenn sie verlieren sollten, moechte ich gern irgendwo Urlaub machen, denn diese Stimmung will ich ehrlich gesagt nicht hautnah erleben. Die Erwartungen sind hoch, meiner Meinung nach zu hoch, und manchmal kann man den Leuten eben nicht geben, was sie sich alle so sehr wuenschen. Ja die All Blacks sind gut, aber es braucht nur ein paar Fehler oder ein gegnerisches Team in besserer Tagesform und schon ist es passiert. Obwohl ich hoffe, dass wir nicht wieder gegen die Australier gewinnen; gegen die haben wir erst vor ein paar Wochen den Bredisloe Cup verloren und das tat weh!
Monday, August 8, 2011
die Arbeit hat mich wieder
Am Donnerstag gings dann endlich wieder nach Milford und am Freitag startete ich mit zwei Tagen Verspaetung wieder voll mit Arbeit durch. Waehrend meiner Abwesenheit hatte es mehrere Tage Strassensperrung gegeben und die laengste war wohl 9 Tage. Da kann man schon mal nen Budenkoller kriegen, wenn man immer die gleichen Leute sieht und es auf Arbeit nichts zu tun gibt. Einigen meinen Arbeitskollegen erging es aber noch schlimmer, sie steckten naemlich in Te Anau fest und checkten jeden Tag die Meldungen der Verkehrsbehoerde, ob die Strasse nach Milford nun wieder geoeffnet wuerde oder nicht. Wie ich da so manche meiner Arbeitskollegen kenne, die immer knapp bei Kasse sind, hinterlaesst das ein grosses Loch im Geldbeutel, schliesslich muss man Unterkunft und Verpflegung zahlen.
Mein Geburtstag stand ja dann auch ziemlich schnell und es war schon etwas aergerlich, dass ich den nicht in Deutschland verbringen konnte, aber da fuehrte leider kein Weg hinein bei meinem Chef. Ich musste, wie jedes Jahr eigentlich, arbeiten und es war ein toller Tag. Ich sah zum ersten Mal in dieser Saison die Fiordland Pinguine, die nun wieder nach Monaten im Wasser an Land kommen, um Nester fuer die Brutzeit zu bauen. Als ich am Morgen aufs Boot kam sang meine Crew in Reih und Glied Happy Birthday und waehrend der Bootsfahrt wurde ich natuerlich auch wieder standesgemaess unter einen Wasserfall gesteckt. Abends gabs dann eine Party fuer mich, bei der einige Anwesende deutlich einen ueber den Durst tranken und denen es dann am naechsten Morgen bescheiden ging. Und das, obwohl man eigentlich versuchen wollte, mich mit einem Kater auf Arbeit zu schicken, aber mir gings blendend.
Zurueck in Milford versuche ich nun, meinen Urlaub aufzuarbeiten, meinen Blog zu schreiben (fertig!), den Englischen Blog endlich mal anzufangen, Fotobuecher fuer meinen Urlaub zu erstellen, mein Zimmer auf Vordermann zu bringen (vor dem Urlaub aufzuraeumen machte ja keinen Sinn.....!) und fuer regelmaessige "Siedler von Catan" Spieleabende treffe ich mich nun auch mit einigen meiner Arbeitskollegen. Es gibt also immer was zu tun....
Saturday, July 23, 2011
In der Heimat unterwegs
Wuerzburg
Bereits am ersten Wochenende nach meiner Ankunft im Juni verschlug es mich fuer ein paar Tage nach Wuerzburg, wohin mich Katrin eingeladen hatte. Das war zwar nicht mein erster Besuch in Wuerzburg, dafuer aber der erste mit professioneller Stadtfuehrung. Ein Gestaendnis muss ich hier machen; bei den verschiedenen Kirchen und Gotteshaeusern verlor ich bereits nach kurzer Zeit den Ueberblick, aber dafuer gibts ja Google und Wikipedia (und Katrin, die meine Bilder hinterher beschriftete). Ausserdem kam ich noch in den Genuss einer ausfuehrlichen Fuehrung durch den muetterlichen Garten mit allem Gemuese und bluehenden Blumen. Tja, um ein Vielfaches produktiver als unser Garten, Hut ab an die Pflegeberechtigte mit dem gruenen Daumen!
Buchenwald und Weimar
Das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald befindet sich zwar nur 60km entfernt von Suhl, dennoch bin ich nie dort gewesen, und dass obwohl sich dort jaehrlich zahlreiche Schulklassen einfinden. Was sich dort in den Jahren 1937-1945 abgespielt hat darf nicht vergessen werden, schon allein um eine Wiederholung zu vermeiden. Leider haben die Menschen noch immer nicht gelernt und so wuetete erst vor ein paar Tagen in Norwegen ein christlicher Fundamentalist mit Hass auf Auslaender und toetete in weniger als zwei Stunden mehr als 90 Menschen. Wie man sich derart in einen Rausch begeben und masslos toeten kann, ohne jegliches Empfinden und Mitleid, wie man auf fliehende um ihr Leben rennende Menschen ohne Skrupel schiessen kann, all das kann ich nicht verstehen. Ebenso wenig wie die Geschehnisse in Buchenwald und hier vorallem im Kleinen Lager. Als waeren die Umstaende im gesamten Lager nicht schon schlimm genug gewesen fuer die Gefangenen ging es im Kleinen Lager um ein Vielfaches fuerchterlicher zu. Hierher kamen all die Kranken und Arbeitsunfaehigen, die den harten Arbeitsbedingungen nicht mehr Stand halten konnten. Da sie nicht arbeiteten und daher in den Augen der Nazis wertlos waren, bekamen sie kaum Essen, wurden in die Huetten und spaeter in Zelte gepfercht und lebten unter grausamen Bedingungen. Tote wurden einfach vor den Huetten liegengelassen.
1940 wurde das erste Krematorium in Buchenwald gebaut um den vielen Toten Herr zu werden. Das Krematorium kann man heute noch besichtigen, wobei ich sagen muss, dass man wirklich starke Nerven braucht, um da an den Oefen vorbeizulaufen. Das ganze Gebaeude dient heute vielen Angehoerigen als Begraebnisstaedte und so findet man dort viele Gedenksteine im Voraum. Und schon allein der Anblick der Hunderten Urnen lies mir einen kalten Schauer den Ruecken runterlaufen.
Der Besuch in Buchenwald hat mich wieder sehr wuetend gemacht. Wuetend auf die Menschheit, die ihr Bestes tut, sich selbst zu zerstoeren. Ich bin sicher nicht die einzige Person, die sich gefragt hat, wie es zu all dem kommen konnte und wie Menschen zu solchen Taten faehig sind. Befehle hin oder her und selbst die Angst um das eigene Leben mit einbezogen, aber wo faengt Zivilcourage an? Gerade dieser Frage muessen wir uns auch wieder verstaerkt in der heutigen Zeit stellen, wo Menschen in aller Oeffentlichkeit angegriffen werden und niemand einschreitet.
Drei Gleichen und Bratwurstmuseum
Thueringen ist bekanntermassen das Land der Burgen und Schloesser und ich glaube man kann Jahre damit verbringen, all diese Burgen und Schloesser zu erkunden. Die Drei Gleichen dominieren die Landschaft und sind von der Autobahn A4 leicht zu erkennen.
"Die Burgen wurden zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert erbaut, hatten nie dieselben Besitzer und sind auch aeusserlich ungleich. Der Sage nach entstand der Begriff Drei Gleichen nach einem Kugelblitz-Einschlag am 31. Mai 1231, nachdem die Burgen wie drei gleiche Fackeln gebrannt haben sollen. Dieses Ereignis ist die Grundlage für den „Dreinschlag“, ein Feuerwerksspektakel, das in den Jahren 2002 und 2003 durchgefuehrt wurde.Waehrend die Muehlburg und die Burg Gleichen nur noch gut erhaltene Ruinen sind, wird die Wachsenburg heute als Hotel und Restaurant genutzt.Vor etwa 100 Jahren befand sich an der Stelle, wo jetzt die Autobahn zwischen der Muehlburg und der Burg Gleichen verlaeuft, ein großer See. Der Wanderweg, der die drei Burgen verbindet, ist nach dem Schriftsteller Gustav Freytag benannt." (geklaut bei Wikipedia, besser haette ich es auch nicht sagen koennen)
Jede der Burgen hat eine interessante eigene Geschichte, die ich hier nur kurz anreissen moechte.
Drei Gleichen: Die Burg wurde 1034 erstmals urkundlich erwaehnt und eine Sage berichtet vom zweibeweibten Grafen von Gleichen. Demnach habe der Graf Ernst von Gleich 1227 am fuenften Kreuzzug teilgenommen und sei gefangen genommen worden. Nur mit Hilfe der Tochter des Sultans, Melechsala, gelang ihm die Flucht nachdem er ihr die Ehe versprochen hatte.
Die Muehlburg ist die aelteste der drei Burgen und das aelteste erhaltene Bauwerk Thueringens und entstand so ungefaehr um die Zeit 700. Die Bewohner der Burg wechselten staendig und im Jahre 1357 wurde sie zu einem Bollwerk ausgebaut, um die Erfurter Handelswege zu sichern.
Veste Wachsenburg: wahrscheinlich gebaut um 930, erstmals urkundlich erwaehnt 1140. Auch die Wachsenburg wurde waehrend ihres Bestehens zahlreich um-und ausgebaut und war Gegenstand vieler kriegerischer Auseinandersetzungen, sodass ihre Besitzer haeufig wechselten. Am 4.4.1945 besetzten die US Truppen die Burg und die Generaele Patton und Eisenhower trafen sich zu Gespraechen.
Anschliessend besuchten wir in Holzhausen noch das Bratwurstmuseum, welches man als echter Thueringer mal gesehen haben muss. "Das Museum beinhaltet eine staendige Ausstellung zu Geschichte, Tradition und kulturellem Stellenwert der Bratwurst im gesellschaftlichen Leben im Allgemeinen und der Thueringer Bratwurst im Besonderen. Alles rund um die Bratwurst hat hier seinen Platz. Vom Schwein, der Schlachtung bis zu den Geraeten und Maschinen zur Bratwurstherstellung reichen die Ausstellungsstuecke." Ernst nehmen sich die Macher dabei nicht allzusehr und so muss man viele Ausstellungstuecke mit einem Zwinkern sehen. Uns hat es jedenfalls Spass gemacht und das ist die Hauptsache.
20 Euro fuer einen 2,5 stuendigen Aufenthalt unter Tage?! Ja das dachten wir auch, haben aber die Tour trotzdem mitgemacht - und es nicht bereut. Eingekleidet mit Schutzhelm und Jacke ging es im dreigeschossigen Fahrstuhl 800 Meter nach unten ins Bergwerk und dort rauf auf die Lagerflaechen der speziell umgebauten Lastwagen. Auf diesen duesten wir durch die engen und dunklen Gaenge und mussten die meiste Zeit unsere Helme festhalten, um sie nicht zu verlieren. Was gibt es denn nun da unten zu sehen? Eine ganze Menge. Erstmal gibt es dort unten ein kleines Museum, welches anschaulich die Geschichte des Bergwerks und des Salzabbaus beschreibt. Nicht nur die Ausruestung aus den Anfangszeiten ist dort zu bewundern (Stichwort Weiberarsch!), sondern auch eine grosse Bandbreite an technischem Geraet und Baufahrzeugen. Zu begutachten gibt es ausserdem die 1980 entdeckte Kristallgrotte mit Salzkristallen bis zu einem Meter Kantenlaenge, eine Kristallbar, Grossbunker und Goldraum. Der Grossbunker diente urspruenglich der Lagerung von 50.000 Tonnen Rohsalz und ist heute der groesste Konzertsaal unter Tage mit einer herrlichen Akustik, die von den verschiedensten Kuenstlern fuer Konzerte und andere Veranstaltungen genutzt wird. Management Trainings koennen dort unten auch gebucht werden und diese werden gern mit Kletteruebungen auf dem Hochseilgarten verbunden, welcher sich dort ebenfalls befindet. Ausserdem findet man im Grossbunker den groessten untertaegig eingesetzten Schaufelradbagger der Welt.
Und es kommt noch dicker. Weiter ging es zum Goldraum, in dem vor vielen Jahren Weltgeschichte geschrieben wurde. Hitler lagerte zum Ende des zweiten Weltkrieges nicht nur die Gold- und Devisenschaetze der deutschen Reichsbank in Merkers (mit einem Gesamtwert von 650 Millionen Reichsmark) sondern auch umfangreiche Bestaende Berliner Museen, um sie vor dem Zugriff der Amerikaner zu sichern. Im April 1945 bewegten sich die Amerikaner zielstrebig auf Merkers zu und wussten ganz genau, wo sie nach dem Schatz zu suchen hatten, schliesslich wussten sie durch die Flugaufklaerung ganz genau, dass ganze Zugladungen zu diesem Ort gebracht wurden. Als die Generaele Eisenhower und Patton die Grube nach Auffinden des Schatzes betraten, machte dies weltweit Schlagzeilen.
Wer nun aber glaubt, Merkers sei nur ein Vergnuegunsort oder aussergewoehnliches Museum, der irrt gewaltig. Taeglich werden dort mit Hilfe von 40 Tonnen Sprengstoff 80.000 Tonnen Salz gefoerdert und zwar in zwei Schichten. Gesprengt wird meistens zwischen den Schichten, wenn die einen Arbeiter nach Hause gehen und bevor die anderen zum Arbeiten kommen, damit sich waehrend der Explosionen sowenig Leute wie moeglich unter Tage aufhalten.
Abschliessen werde ich diesen Abschnitt mit dem Grusswort der Bergleute: Glueck auf!
Altensteiner Hoehle und Schloss in Bad Liebenstein
Und da wir uns in Thueringen nun mal im Land der Burgen und Schloesser befinden, statteten wir dem Altensteiner Schloss auch noch einen Besuch ab. Das Schloss fiel in der Vergangenheit mehrfach dem Feuer zum Opfer, letztmals im Jahre 1982, welches das Schloss schwer beschaedigte. Seit 2010 wird es nun groesstenteils durch private Spenden wieder aufgebaut und renoviert, wobei bisher unbekannte Kellerraeume gefunden wurden. Viel deutet daraufhin, dass es sich bei Altenstein frueher um eine mittelalterliche Burg handelte, die aber fast komplett zerstoert wurde und an dessen Stelle spaeter ein barockes Landhaus entstand. Wer sich fuer die Geschichte der Burg interessiert, kann das gern bei Wikipedia nachlesen, dort gibt es eine sehr ausfuehrliche Aufstellung der frueheren Geschehnisse.
Wir haben auch der sich in der Naehe befindlichen Hoehle einen Besuch abgestattet und fanden auch hier wieder einen tuechtigen Geschaeftssinn vor, den man wahrscheinlich als Betreiber solch einer kleinen Hoehle auch benoetigt. Auch diese Hoehle kann fuer Veranstaltungen jeglicher Art und hier besonders aufgrund der einzigartigen Akustik fuer Konzerte gebucht werden. Allerdings ist diese Hoehle nicht so wohl temperiert wie der Grossbunker in Merkers (dort 28 Grad) und so sollten die Auftritte 30 Minuten nicht ueberschreiten, damit den Spielern beim Betaetigen der Instrumente nicht die Finger abfallen. In der Hoehle wurden Knochen eines 800 Jahre alten Schwarzbaeren gefunden und der fruehere Herzog Georg I. von Meiningen genoss bereits kleine Konzerte in den Gemaeuern der Hoehle.
Die Altensteiner Hoehle ist die aelteste Schauhoehle Thueringens und wurde am 28.06.1799 bei Strassenbauarbeiten zufaellig entdeckt und bereits im Folgejahr zur Schauhoehle ausgebaut.
Auf dem Rueckweg kamen wir dann noch am Trusetaler Wasserfall vorbei, der kein natuerlicher Wasserfall ist, sondern vor vielen Jahren durch den Bergbau entstanden war. Vorallem im Winter wird der Wasserfall abgeschaltet um Frostschaeden am Gestein zu vermeiden. Gerade fuer mich ist der Gedanke an kuenstlich angelegte Wasserfaelle absurd, schliesslich sehe ich natuerlich entstandene Wasserfaelle tagtaeglich bei der Arbeit, aber leider kann sich ja nicht jeder so gluecklich schaetzen. Also jedem das seine!
Haette ich noch mehr Zeit fuer Entdeckungstouren in der Heimat gehabt, so haette ich diese auch genutzt, aber nachdem die Zeit mal wieder wie im Flug vergangen war, gings am 22. July schon wieder zurueck nach Neuseeland. Da bleibt mir nur zum Abschied zu sagen: Bis zum naechsten Mal!
Friday, July 22, 2011
Marathon in Paris
Am naechsten Tag, es war inzwischen Sonntag, machte ich mich frueh auf den Weg zu Notre-Dame. Notre-Dame spielt eine wichtige Rolle nicht nur in der Geschichte von Paris, sondern auch Frankreichs. Dort fanden zahlreiche wichtige Ereignisse statt; Koenige liesen sich hier kroenen, trauen oder beerdigen. Dort kaufte ich ein ticket fuer die Open-Bus-Tour und dann gings auch schon los mit dem Bus. Dass Paris sehr viel groesser ist als Rom merkt man auch bei den Bustouren. Waehrend es in Rom nur eine einzige Tour gibt, die alle wichtigen Sehenswuerdigkeiten besucht, gibt es bei dieser Firma gleich 4 verschiedene Routen, die alle so zwischen 1-2 Stunden brauchen. Da braucht man viel Zeit, vorallem wenn man auch mal aussteigen und die Sehenswuerdigkeiten besuchen will. Am Anfang ging es schleppend voran, denn am Morgen kaufen sich die Leute noch ihre Tickets im Bus (Strassenverkaeufer gibt es nicht, waeren aber ratsam) und so verschwendeten wir pro Haltestelle schon mal 5-10 Minuten, bis wir die Massen an Board hatten. Irgendwann wurde mir das zu doof, schliesslich wollte ich nicht meinen einzigen Tag in Paris wartend in einem Bus verbringen und verlies den Bus um zu laufen. Mein Ziel war der Louvre, frueherer franzoesischer Koenigspalast und Heimat fuer das Musee du Louvre, dem meistbesuchten und drittgroessten Museum der Welt. Fuer das Museum hatte ich leider keine Zeit und so begnuegte ich mich mit Aussenaufnahmen. Weiter gings nach Montmartre, und der Wallfahrtskirche Basilika Sacré-Cœur,wo es mal wieder nur so von Menschen wimmelte. In dieser Kirche wird ausnahmsweise mal wieder Jesu geehrt, denn die meisten Kirchen dieser Zeit waren der Maria geweiht, schoen zu sehen an der grossen Jesu Statur vor dem Gebaeude. Die Aussicht von da oben ist genial und so sitzen die meisten Touristen auf den Treppen vor der Kirche und machen ein Durchkommen sehr schwer. Montmartre ist ein kleiner suesser Stadtteil mit Strassencafes und unzaehligen Souvenirstaenden. Es war mal wieder Zeit fuer ein Eis und das genoss ich dort oben zusammen mit der genialen Aussicht. Auch hier wieder unzaehlige Strassenhaendler, diesmal mit Armbaendern. Ohne zu fragen werden sie einfach angelegt und wenn man sie erstmal an der Hand hat, wird nach Geld gefragt. Wenn sie sich mir naeherten, schaute ich sie nur boese an oder ignorierte sie; nach einer Weile vergisst man seine guten Manieren. Danach gings mit dem Bus noch durchs Kuenstlerviertel von Paris, bevor ich wieder ins hostel fuhr, um mein Stativ zu holen. Mit dem gings zum Triumphbogen, dem Arc de Triomphe, wo ich die Stufen nach oben schnaufend bestieg, um die fantastische Aussicht auf die 12 abgehenden Hauptstrassen zu geniessen. Leider durfte ich mein Stativ da oben nicht verwenden, und versuchte es halt ohne so gut es ging. Das Grabmahl des unbekannten Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg befindet sich unter dem Bogen mit der Ewigen Flamme der Erinnerung im Gedenken an all die unidentifizierten Toten des Krieges. Anschliessend spurtete ich zum Louvre, denn die Zeit verging irgendwie wie im Flug. Dort fotografierte ich wie ein Weltmeister und genoss den Anblick der Pyramiden vor dem Museemsgebaeude. Gegen Mitternacht wurde der Platz abgeschlossen und alle Touristen rausgeschmissen. Tja, was soll man da machen, geht man eben nach Hause. Da es Sonntag war und ich die letzte Metro nicht verpassen wollte (kurz vor 1), ging ich ins Bett.
Am naechsten Morgen verbrachte ich noch einige Stunden mit Warten, bevor ich mit dem ICE zurueck nach Wuerzburg (ueber Frankfurt) fuhr, dort noch Katrin fuer ne Stunde traf (danke fuers Vorbeikommen!) und dann noch mit der Regionalbahn nach Suhl tuckelte. Dort kam ich 21.32 Uhr an und war froh, wieder zu Hause zu sein!
Thursday, July 21, 2011
ein Traum wird wahr, endlich in Rom!
Die Stadt Rom hat mich schon immer interessiert und fasziniert und dies aus ganz verschiedenen Gruenden. Die Geschichte Europas ist stark mit der Roms verbunden, unsere heutige Kultur waere ohne Rom nicht denkbar und natuerlich wecken auch Filme wie Gladiator oder Ben Hur Lust darauf, Rom zu entdecken. Das antike Rom zu erleben, ist gar nicht so schwierig, findet man doch unzaehlige Bauwerke dieser Zeit mehr oder weniger gut erhalten noch heute vor. Hochhaeuser gibt es in Rom nicht und so faellt es nicht schwer, sich die unzaehligen Autos wegzudenken und sich einige Jahrhunderte in die Vergangenheit zurueckzudenken. Und dabei entdeckt sich Rom immer noch selbst, selbst heute noch. Viele Ausgrabungsstaetten deuten darauf hin, dass mit der Geschichtsbewaeltigung noch lange nicht abgeschlossen ist und vielleicht in einiger Zukunft Roms Geschichte umgeschrieben werden muss, je nach dem, was da noch so ausgegraben werden wird.
Um Rom zu entdecken, hatte ich 2 ganze und 2 halbe Tage Zeit und das ist auch von Noeten, denn die Stadt ist zwar nicht besonders gross (im Vergleich zu anderen Hauptstaedten) aber die Anzahl der Sehenswuerdigkeiten erschlaegt einen regelrecht. Dazu kommt die mir unangenehme Hitze, die einen manchmal in die Knie zu zwingen droht und nach schattigen Plaetzen Ausschau halten laesst. Was wird mir dauerhaft in Erinnerung bleiben? Natuerlich Bauten wie das Colosseum, der Pantheon, der Petersdom im Vatikan oder die Sixtinische Kapelle mit ihren wunderschoenen Decken-und Wandmalereien. Aber auch die aufdringlichen Strassenverkaeufer, die es geschafft haben, mich allminuetlich mit ihren Sonnenschirmen, Hueten, Faechern und anderem Krempel zu nerven. Gut organisiert waren sie, das muss man ihnen lassen, je nach Ort und Tageszeit gab es Rosen (fuer die Spanische Treppe), kleine Stative (fuer die Nachtfotografie) und natuerlich Tuecher zum Bedecken der Schultern vor Kirchen und dem Vatikan. Hoffnungsvoll und unerlaesslich waren sie auch, schliesslich wuerde es ein anderer vielleicht gar nicht versuchen, wenn er mit angesehen hat, dass man gerade ihr Angebot ausgeschlagen hat - aber in Rom kann man auch von 10 Leuten innerhalb von 2 Minuten angesprochen werden!
Am Mittwoch kam ich in Rom an und konnte leider nicht sofort in mein hostel einchecken. Das kam mir ganz recht, schliesslich hatte ich ein wenig Zeit, mich an meinen bisherigen Bildern zu schaffen zu machen. Nach dem Einchecken gings dann los - auf Erkundungstour durch die unmittelbare Nachbarschaft. Da war ich erstmal ein wenig enttaeuscht; dafuer dass ich so zentral wohnte, stolperte ich ueber keine Sehenswuerdigkeiten, aber erstmal unkoordiniert durch die Hitze. Als ich schon fast aufgegeben hatte und versuchte, den Nachhauseweg zu finden, kam ich ganz zufaellig an einer eindrucksvollen Kirche, der Santa Maria Maggiore vorbei und von da an war ich auf Rom Entdeckungstour und mein Jagdinstinkt auf tolle Rombilder war geweckt. Santa Maria Maggiore ist eine der vier Patriarchalbasiliken Roms (oder auch Papstkirche genannt) und ist damit eine der ranghoechsten roemisch-katholischen Gotteshaeuser. Der Sage nach sei die Madonna zwei Glaeubigen erschienen und forderte, dass an der Stelle, wo am naechsten Tag Schnee fallen wuerde (im August) ihr zu Ehren eine Kirche errichtet werden soll. Der Schnee fiel und somit wurde auch die Kirche gebaut.
Am naechsten Tag gings frueh los und um mir das sightseeing zu vereinfachen, kaufte ich mir ein Ticket fuer eine Open-Bus-Tour; die Tour im offenen Bus, wie sie aus fast keiner Grosstadt mehr wegzudenken ist. Das Ticket war fuer zwei Tage gueltig und in Verbindung mit einer Tageskarte fuer die oeffentlichen Verkehrsmittel (gerade mal 4 Euro) war dies fuer die Fortbewegung in Rom perfekt.
Los gings mit dem Forum Romanum, dem ältesten römischen Forum und Mittelpunkt des politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und religiösen Lebens in Rom. Das Forum beherbergt eine Vielzahl von Gebaeuden oder Gebaeuderesten; religioese Bauten (Tempel des Saturn, Janustempel, Tempel des Romulus u.a.), politisch genutzte Bauten (Comitium= Ort der römischen gesetzgebenden Volksversammlung, Curia Iulia= Versammlungsort des Senats u.a.) und wirtschaftlich bedeutsame Gebaeude (Basilica Aemilia, Konstantin Basilika). Allein dort haette man schon einen ganzen Tag verbringen koennen, aber ich hatte bereits ein weiteres Ziel im Visier: das Colosseum. Rom ist voll von Touristen und so muss man seinen Aufenthalt clever planen. Wo immer es geht, sollte man versuchen, den Massen zu entkommen und die endlosen Warteschlangen zu vermeiden. Dies tat ich, indem ich mein Ticket fuer das Colosseum bereits im Forum Romanum kaufte und somit ueberhaupt nicht anstehen musste. Das Colosseum wurde beim Grossen Brand von Rom 64 n. Chr. zerstoert und wieder neu aufgebaut. Das Amphitheater ist der groesste geschlossene Bau der roemischen Antike und laesst einen mit offenen Mund staunend davorstehen. Einfach unglaublich, wie die das damals gebaut haben! Im Colosseum wurden damals viele Christen wegen ihres Glaubens hingerichtet und daran erinnert heute das grosse Kreuz, das im Eingangsbereich aufgebaut ist. Das Colosseum dient seit 1999 als Monument gegen die Todesstrafe. "Immer wenn ein Todesurteil ausgesetzt wird oder ein Staat dieser Welt die Todesstrafe abschafft, wird das Kolosseum 48 Stunden lang in bunten Farben angestrahlt."
Was ich an diesem, wie auch an anderen Tagen, beobachtete, war uebrigens, wie sich viele Roemer (und das selbe auch in Amsterdam) ein kleines Taschengeld dazu verdienen. Und zwar besorgt man sich im Kostuemverleih irgendwelche ausgefallenen Verkleidungen (besonders beliebt natuerlich Gladiatoren oder ehemalige roemische Soldaten), posiert damit vor dem Colosseum und ueberredet Touristen, gegen ein Entgelt Fotos mit ihnen zu schiessen. Das klappt auch meistens, weil Touristen wirklich alles fotografieren und auch alles so toll finden (vorallem, wenn sie selbst auch auf dem Foto sind). Inzwischen war es schon frueher Nachmittag und schweineheiss und so setzte ich mich erstmal wieder in den Bus und lies mich durch die Gegend fahren, um ein wenig abzukuehlen und meine Fuesse zu schonen. Ausgestiegen bin ich dann bei der Piazza Venezia, einem grossen Platz (Piazza=Platz), der sich neben dem Monumento Vittorio Emanuele II befindet (das Nationaldenkmal fuer Viktor Emanuel II.) dem nationalen Denkmal in Rom. Wie das so ueblich ist, findet man hier das Grabmal des unbekannten Soldaten und den Altar des Vaterlandes (ital: Altare della Patria); das ewige Feuer wird Tag und Nacht von zwei bewaffneten Soldaten bewacht. Viktor Emanuel II. war uebrigens der erste Koenig des neu gegruendeten Italiens.
Zu Fuss gings weiter zum Trevi-Brunnen (Fontana di Trevi), dem groessten und populaersten Brunnen in Rom und wohl einem der bekanntesten Brunnen der Welt. Dementsprechend viel war dort los und ich versuchte nichtmal, einen Zeitpunkt ohne Leute fuer meine Fotos abzuwarten, denn es war sinnlos. Aufgrund der Hitze war der Rand des Brunnens total ueberfuellt mit Leuten, die dort verweilten um mal das ein oder andere Koerperteil abkuehlen. Den Anblick konnte ich gar nicht so richtig geniessen und deshalb verzog ich mich auch recht bald - mit einem grossen Eis, da ich ebenfalls eine Abkuehlung brauchte. Danach gings zum kurzen Ausruhen und Abkuehlen nach Hause, um spaeter noch einmal mit Stativ fuer Nachtbilder loszuziehen. Am Colosseum war immer noch viel los, ebenso am Piazza Venezia. Im Hotel meinte man zu mir, dass der Trevi Brunnen so gegen 3 oder 4 Uhr fruehs leer sein duerfte, aber das war mir dann doch etwas spaet (oder frueh, je nachdem, wann man seinen Tag beginnt). Obwohl ich mir das Zimmer mit 5 Jungs teilte, schnarchte diese Nacht kein einziger; was fuer eine tolle Abwechslung nach zwei schlaflosen Naechten in Amsterdam.
Am Freitag gings wieder frueh los, schliesslich stand mir wieder ein volles Programm bevor. Um wieder langes Warten zu vermeiden, hatte ich mein Ticket fuer das Vatikanische Museum mit meiner Bustour erworben und befand mich nun in einer Gruppe von knapp 50 Leuten, die zielstrebig auf das Museum ansteuerten. Ein bisschen Trickserei ist es ja schon, den eigentlich betritt man das Museum nur als Gruppe (ohne lange warten zu muessen), holt sich sein Ticket ab und kann dann alleine losziehen. Perfekt wuerde ich sagen! Eigentlich hatte ich ja gar keine Lust auf Museumstouren, schliesslich hatte ich nicht genuegend Zeit dafuer. Allerdings kann man die Sixtinische Kapelle nur durch das Museum betreten und so musste ich eben in den sauren Apfel beissen. Die paepstlichen Kunstsammlungen befinden sich dort und wird als eine der wichtigsten und groessten der Welt angesehen. Der Menschenandrang war enorm und wenn wir mal ehrlich sind, interessierten sich die wenigsten fuer die ausgestellen Gemaelde und Statuen und ich bin nicht in Rom, um mir einen Henri Matisse anzuschauen. Sie alle waren nur wegen der Sixtinischen Kapelle gekommen und wurden nun im Entengang durch alle Raeume geleitet. Ein Zurueck gab es nicht und eine Moeglichkeit zum Hinsetzen uebrigens auch nicht. Nach stundenlangem Hin-und Herlaufen schaute man sich die ausgestellte Kunst schon gar nicht mehr an, man wollte nur noch in die Kapelle und dann raus. Atemberaubend war die Deckenmalerei auf alle Faelle und es bedeutete mir sehr viel, diese beruehmten Fresken von Michelangelo und anderen Malern live zu sehen, besonders "Die Erschaffung Adams" (welches ich mir uebrigens viel groesser vorgestellt hatte). In der Kapelle gings zu wie auf einem Viehmarkt, man wurde von der Polizei bloed angemacht, nicht stehenzubleiben und den Mund zu halten (okay, das verstehe ich, es ist ein heiliger Ort) und wenn man da so steht und nach oben schaut, fragt man sich, ob dies der Preis dafuer ist, weltberuehmte Sehenswuerdigkeiten hautnah erleben zu koennen.
Als ich es endlich lebend aus dem Museum geschafft hatte, waere ich gern noch in den Vatikan auf den inneren Petersplatz sowie in den Petersdom gegangen, aber das haette wieder langes Anstehen bedeutet und dazu hatte ich keinen Bock. Also gings zum Piazza Navona, einem sehr schoenem barocken Platz mit zwei grossen Brunnen, die von komplett von Haeusern und Kirchen umgeben sind. Auf dem Platz herrscht reges Treiben, Gemaelde werden hier feil geboten und die angrenzenden Restaurants machen fleissig Werbung fuer ihre Speisen und Getraenke. Von dort ist es ein nur kurzer Spaziergang zum Pantheon, dem am besten erhaltenen Bauwerk der Antike, das einst die groesste Kuppel der Welt besass. Der Begriff Pantheon wird heute auch allgemein auf ein Gebaeude angewendet, in dem bedeutende Persoenlichkeiten bestattet sind, was von der spaeteren Nutzung des roemischen Pantheons herruehrt. Der Pantheon ist eine roemisch-katholische Kirche und wird seit der Renaissance als Grabeskirche verwendet, in der viele bedeutende Persoenlichkeiten (u.a viele Staatsoberhaeupter) begraben sind.
Weiter gings dann noch zur Spanischen Treppe, wo die Menschenmassen der Hitze zu entkommen versuchten, und entweder am/im Brunnen verweilten oder aber im Schatten Zuflucht suchten. Lange hielt auch ich es dort nicht aus und fluechtete mich in den kuehlen Untergrund und begab mich per U-Bahn zum Piazza del Popolo. Dort befindet sich in der Mitte des Platzes ein aegyptischer Obelisk und den Platz begrenzend befinden sich die die Zwillingskirchen Santa Maria in Monte Santo (link) und Santa Maria dei Miracoli (rechts). Ich betrat nur die rechte Kirche, die zwar sehr klein, aber denoch sehr schoen eingerichtet war. Die Ruhe darin war eine willkommene Abwechslung! Es war schon spaet, deswegen machte ich mich auf den Weg ins hostel. Eigentlich wollte ich an diesem Abend nochmal los, um wieder Nachtaufnahmen zu machen, aber ich hatte genug. Nach 2 Tagen sightseeiung und Hitze non-stop brauchte ich ne Pause. Auch den naechsten Tag nutzte ich mit Internet Kram und Bilderbearbeiten, bevor es mit dem Bus zum Flughafen ging, um meinen Flug nach Paris anzutreten.
Ich hab diesen Artikel uebrigens mit Hilfe von Wikipedia geschrieben, damit ich hier auch ein paar Fakten vermitteln kann, schliesslich moechte ich meinem Bildungsauftrag nachkommen (grins). Bei soviel wichtiger Geschichte muss das einfach mal sein!
Wednesday, July 6, 2011
Ein Weltenbummler tourt durch Europa - und entdeckt Amsterdam
Per Zug ging es zur Central Station, wo Emilie ihr Fahrrad stehen hatte. Ihr Plan war gewesen, dass wir zwei weitere Fahrraeder leihen und zum hostel radeln. Das waere allerdings mit meinem Gepaeck gar nicht gegangen, da ich mit dem schweren Rucksack keine Balance haette halten koennen. So nahmen Diane und ich die Strassenbahn und Emilie radelte. Nach einer kurzen Dusche im hostel gings dann schon wieder los, schliesslich blieb nicht viel Zeit, die Stadt zu erkunden (nur ein voller Tag und der angebrochene Montag). Wir entschieden uns fuer eine Bootstour durch Amsterdams Grachten und hatten das Boot fast fuer uns alleine. Bei solch einer Bootstour kann man sich wunderbar einen Ueberblick ueber die Stadt verschaffen und erhaelt gleichzeitig ein paar nuetzliche Infos. Zum Beispiel ergeben alle Kanaele zusammengerechnet eine Laenge von 1000km! Ausserdem ist Amsterdam auf Stegen erbaut, weil es sich auf sumpfigem Gebiet befindet und allein die Central Station, der Hauptbahnhof der Stadt, steht auf 9000 Stegen! Die Beschaffenheit des Untergrunds ist der Grund fuer die oftmals schiefen Haeuser der Stadt, die manchmal nur durch die Nachbarhaeuser aufrecht erhalten zu werden scheinen. Schon eine kurze Zeit nach meiner Ankunft begriff ich recht schnell, wer in Amsterdam das sagen hat. Die Fahrradfahrer! Das riesige Meer von Fahrraedern an der Central Station uebertrifft alles, was ich bisher gesehen habe und auf den Strassen gibt es mehr Raeder als Autos. Was die Verkehrsregeln betrifft, haben die Zweiraeder Vorfahrt vor den vierraedrigen Gefaehrten, was diese natuerlich auch rigoros ausnutzen. Zusammengenommen nehmen die Fahrradspur und die Strassenbahnschienen mehr Platz ein als die normale Strasse fuer Autos und das macht die ganze Stadt weniger hektisch; gerade im alten historischen Teil der Stadt mit den endlosen Grachten. Nach dem Trip ging es zum Nieuwmarket (neuen Markt), wo wir endlich was assen. Auch hier wieder ein Grund zum Schmunzeln, ein Radler wird "Schneewittchen" genannt. Das gefiel mir sogut, dass ich von da an nur noch Schneewittchen bestellte.
Nach dem Essen (es war inzwischen schon 19 Uhr) machten wir uns auf den Weg zum Anne Frank Huis (Haus), wo wir mal wieder auf eine Schlange trafen. An diese hatte ich mich mittlerweise gewohnt und es ging eigentlich auch recht schnell voran. Das Museum hat bis 22 Uhr geoeffnet und das ist wohl auch der Grund, warum es dort auch abends noch so geschaeftig ist. Ausserdem ist die Geschichte von Anne Frank weltweit bekannt und zieht deshalb viele Besucher an. Leider war es dort so voll, dass man sich nicht wirklich auf die Schautafeln usw einlassen konnte, weil man eigentlich nur in einer Schlange mitlief, sich alles anschaute und dann weitertrabbte, weil hinter einem auch schon wieder zig Leute warteten. Ein bisschen schade, aber man kann es ja niemandem veruebeln, dass er dort war. Eigentlich war das Anne Frank Haus nicht ganz das, was ich mir erhofft hatte. Das fing schon an beim aeusseren Erscheinungsbild, ein Haus schoen hergerichtet und renoviert ist nicht das, was ich mir als Versteck vorgestellt hatte. Dann kann man zwar die Raeume im hinteren Teil des Gebaeudes besichtigen, in denen sich die zwei Familien versteckt hielten, aber auf Wunsch von Otto Frank (Annes Vater) stehen dort keine Moebel. Sehr interessant war das Buecherregal, hinter welchem wir hindurchliefen und welches den Zugang zum Versteck verdeckte. Eine gute Tarnung und eigentlich haetten die Nazis die Franks nicht finden koennen, wenn sie nicht verraten worden waeren. Von wem ist bis heute unklar und wird wohl auch nicht mehr ermittelbar sein. Trotz fehlender Moebel stellt das Museum sehr gut die Lebensumstaende der beiden Familien dar. In Annes Zimmer haengen sogar ein paar der Bilder und Zeitungsausschnitte, die damals ihre Wand schmueckten. Sie war halt nur ein einfaches Maedchen, das sich fuer Filme, Models und die koenigliche Familie interessierte.
Punkt 22 Uhr wurden wir rausgeschmissen und weil wir alle recht muede waren, verabschiedeten wir uns und ich ging ins Bett. Schlaf fand ich leider keinen, denn in meinem 20 Betten Zimmer (leider hat dieses hostel nur solche grossen Schlafraeume) schnarchte eine aeltere Bewohnerin so laut, dass sie die einzige Schlafende war. Und da mein Bett direkt neben ihrem stand, bekam ich die Lautstaerke volle Breitseite ab! Selbst meine Ohrstoepsel halfen nicht viel. Als wenn das nicht genug gewesen waere, waren die zwei aelteren Damen am naechsten Morgen recht frueh wach und konnten es nicht lassen, sich in normaler Zimmerlautstaerke zu unterhalten. Eine bodenlose Frechheit, wenn man bedenkt, dass viele endlich mal Schlaf gefunden hatten und nun schon wieder durch die zwei geweckt wurden. Manche Leute kennen einfach keine Ruecksicht!
Da Emilie und Diane noch Sachen fuer ihre Schule zu erledigen hatten, vertrieb ich mir den Dienstag Vormittag allein, lief herum und fotografierte, kaufte Souvenire und fand mich auf einmal beim Einkaufen von Klamotten, die mir in die Augen stachen und die ich in Deutschland nicht finden konnte. Nachmittag mietete ich mir dann ein Fahrrad, denn ein Amsterdam Besuch ist ohne das Radeln kein vollstaendiges Erlebnis, traf mich mit den beiden und nach dem Mittag gings dann weiter mit dem sightseeing. Wir radelten zu all den grossen Museen und Galerien (Van Gogh, Rembrandt usw), genossen das Wetter (welches bisher einfach nur fantastisch gewesen war) und holten dann irgendwann noch Agnes ab. Agnes kenne ich auch von Kanada (die drei kennen sich schon laenger) und obwohl sie ne knappe halbe Stunde von Amsterdam entfernt wohnt und an diesem Tag gearbeitet hatte, ist sie trotzdem extra fuer mich nach Amsterdam gekommen. Zusammen gingen wir in eine Kneipe zum Abendessen und es gab viel zu erzaehlen. Nach dem Essen war es an der Zeit, mein Stativ und all den anderen Kram aus dem hostel zu holen, denn meine Nachtfotografie stand noch auf dem Plan. Agnes musste dann den letzten Zug schaffen, da sie am naechsten Morgen wieder frueh raus musste und auch Diane verabschiedete sich bald von uns, da auch sie noch den Zug nach Hause nehmen musste (sie lebt 45 Minuten von Amsterdam entfernt und hatte die letzten Naechte bei Emilie uebernachtet). Emilie und ich fuhren noch durchs naechtliche Amsterdam bis auch wir uns verabschiedeten, weil ich am naechsten Morgen frueh am Flughafen sein musste. Es war so toll, die drei wiederzusehen und ueber die guten alten Zeiten zu plaudern. Von Kanda vermisse ich vorallem die Leute, mit denen ich zusammengearbeitet habe und da ist es immer toll, wenn man sich mal wieder sehen kann, schliesslich sind die Lebewohl, die man den meisten Leuten sagt, fuer immer.
Amsterdam hat mir sehr gut gefallen. Die Stadt hat Flair und es herrscht eine entspannte Atmosphaere. Es gibt dort keine Hochhaeuser (zumindest nicht in den Stadtteilen, die ich gesehen habe) und besonders im historischen Teil ueberwiegen die engen Giebelhaeuser, die dicht an dicht gebaucht sind und teilweise bis ans Wasser reichen. Viele Haeuser sind schmal, aber sehr hoch, weil man per Breite fuer den Grund und Boden bezahlt hat. Das fuehrt dazu, dass die Treppen manchmal so steil sind, dass man kaum groessere Gegenstaende bewegen kann. Gerade bei Umzuegen bereitet das grosse Probleme, die die schlauen Amsterdamer ganz einfach geloest haben. An fast jedem Giebel sieht man einen Haken und eine Seilwinde, mit deren Hilfe sperrige Moebelstuecke nach oben oder unten transport werden.
Nach einer weiteren schlaflosen Nacht wachte ich Mittwoch zu Regen auf, aber bis ich alles gepackt hatte und das hostel verlies, hatte sich der Regen schon wieder verzogen. Eine neue Etappe stand mir bevor - die antike Stadt Rom!