Was macht man an seinen freien Tagen, wenn man zu faul zum wandern oder Ski fahren ist, seine Zeit aber trotzdem im Schneetreiben verbringen will? Ganz einfach, man baut Schneefiguren. So geschehen vor ein paar Tagen, als ich mich mit meinen Arbeitskollegen Bev, Donna und Zach an die Herausforderung wagte, eine ganze Reihe von ausgefallenen Figuren zu bauen. Hintergrund ist der hohe Anteil an Schneemaennern im Dorf, den wir in einem kreativen Anfall von Groessenwahn ganz klar ueberbieten wollten.
Gesagt getan und so begannen wir ganz bescheiden mit einem Schneemann, um unsere eingerosteten kuenstlerischen Faehigkeiten im Modellieren aufzufrischen. Der Schneemann stand recht schnell im Grundgeruest (das Dekorieren stellte sich aufgrund fehlender Ressourcen als wesentlich schwieriger heraus) und wir teilten uns in zwei teams auf: das Geschwisterpaar Donna und Bev wagte sich an einen Inukshuk, waehrend Zach und ich das paralympische Motto aufgriffen und uns an daran machten, paralypmische Athleten zu bauen. Gar nicht so einfach sag ich Euch! Der Sledge Hockey Spieler sah eigentlich mehr als eine in Gedanken versunkene Figur aus, aber egal, der paralympische Gedanke zaehlt! Mit unserer zweiten Figur hingegen haetten wir ganz klar Schneewettbewerbe gewinnen koennen, denn unser liegender Biathlet war grossartig! Allerdings nur die untere Koerperhaelfte, bei der sich Zach noch sehr viel Zeit zum Modellieren lies. Unser Elan lies beim Oberkoerper ganz klar nach; drei Stunden im Schnee hatten uns ziemlich nass und hungrig werden lassen.
Waehrend dieser Zeit waren wir das Gespraechsthema Nummer eins im Dorf und etliche Leute (inkl. Athleten) schauten mit ihrer Kamera vorbei, um Bilder von unseren Kreaturen zu schiessen. Mit einfach nur einem Bild kam uns aber keiner davon, wir versuchten nebenher auch immer, eine Schneeballschlacht mit wildfremden Menschen zu initieren, indem wir sie mit Schnee bewarfen. Die meisten nahmens gelassen und feuerten zurueck.
Bisher hatte ich mehr freie Tage als dass ich gearbeitet habe und nachdem am 12. Maerz nun endlich die Paralympischen Spiele ganz offiziell eroeffnet wurden, liesen wir uns auf einigen Wettkaempfen blicken. Fuer den ersten Tag zeigten wir noch superviel Einsatz und bemalten unsere Gesichter in unseren Landesfarben. Zach mit seinem weiss-roten Gesicht und Ahornblatt erntete natuerlich den meisten Zuspruch, aber Catherine's gold-gruenes Gesicht mit 5 Sternen (Australien) und meine vielen Deutschlandflaggen (4 gesamt, jeweils 2 auf jeder Wange, Stirn und Kinn) garantierten uns viel Aufmerksamkeit und Fotos. Das Wetter war leider ziemlich bescheiden und der 1. Durchgang fuers Alpine Skiing wurde staendig weiter nach hinten verschoben. Nach dem Mittag wurde das gesamte event wegen schlechtem Wetters gecancelt. Den angebrochenen Tag wollten wir nicht so sang - und klanglos beenden und so machten wir uns auf den Weg nach Whistler (Whistler Creekside, wo Alpine Skiing stattfindet, ist ca. 10 Minuten vom Stadtzentrum entfernt) und entschieden uns fuer tubing. Dabei rast man in einer Art Autoreifen einen Berg hinunter, was ziemlich viel Spass macht.
Mit Bev ging ich am naechsten Tag wieder zum Alpine Skiing und obwohl das Wetter zwischendurch alles andere als toll war, fanden alle Wettkaempfe statt, weil VANOC unter grossem Druck steht. Die Paralympics finden an nur 10 Tagen statt und so gibt es nicht sehr viele Puffertage fuer ausgefallene Wettkaempfe. Gerade waehrend des 2. Durchlaufs wurden wir im Schneeregen richtig nass, aber das Durchhalten lohnte sich, schliesslich gewann Martin Braxenthaler im Monoski Gold im Slalomdurchgang ! Abends schauten wir uns in Whistler natuerlich live an, wie Martin seine Medaile entgegen nahm. Ich haette nie im Leben gedacht, dass ich das mal sagen werde, aber beim Aufziehen der Deutschlandfahne und dem Erklingen unserer Hymne empfand ich sehr viel Stolz fuer das Land, in dem ich nicht mehr leben moechte.
Am Dienstag gings wieder zum Alpine Skiing, diesmal mit Kate und diesmal schauten wir den Riesenslalom. Es war Kate's erster Paralympischer Wettbewerb, da sie erst am Samstag zu uns gestossen war und bisher immer gearbeitet hatte. Zur Feier des Tages malte ich ihr eine UK-Flagge auf die Wange. Ich belief es diesmal nur mit einer kleinen Flagge in meiner Hand, Farbe ins Gesicht wollte ich mir diesmal nicht schmieren. Das war eine gute Entscheidung, denn auch dieser Tag war ziemlich nass und Kate musste ihr Gesicht permanent vor Wasser schuetzen, damit die Farben nicht verliefen. Martin Braxenthaler befand sich wieder auf Goldkurs!
Monday, March 15, 2010
Thursday, March 11, 2010
endlich Winter!
Vancouver hat mich verweichlicht! Kaum ist es mal 5 Grad kaelter als in Vancouver, beschwer ich mich schon ueber die Temperaturen. Worueber ich mich allerdings ueberhaupt gar nicht beschwere, ist der Schnee. Kaum sind die Olympischen Spiele mit all ihren Schneeproblemen zu Ende, schneit es ununterbrochen und selbst Cypress Mountain, das Problemkind der Spiele, hat massig Schnee. Heute morgen wachte ich zu einer weissen Winterlandschaft auf und es ist wunderschoen draussen! Weil der Winterdienst hier im Athletendorf so sehr damit beschaeftig war, Strassen und Gehwege zu raeumen, habe ich kurzerhand selbst die Schippe in die Hand genommen und die Rampe zur Waescherei selbst geraeumt. Ja Ihr habt richtig gelesen, mein heutiger Arbeitsplatz ist die Waescherei im Athletendorf. Nicht die spannendste Aufgabe, aber ich habe einen Computer (und blogge somit auf Arbeit) und einen Fernseher habe ich hier auch. Und ich kann den Athleten bei ihrer Waesche helfen. Bisher haben nur Maenner ihre Waesche gewaschen und sie hatten alle so ihre Probleme mit den Waschmaschinen. Einer gab sogar zu, dass das zu Hause immer seine Mama macht.
Die letzten Tage arbeitete ich immer im selben Bereich, und zwar im Resident Centre fuer Workforce, also dem Aufenthaltsraum fuer das arbeitende Volk hier im Dorf. Viele Volunteere hassen es, dort zu arbeiten, weil sie lieber mit den Athleten zusammen arbeiten moechten, aber das kann man sich nunmal nicht aussuchen. Ausserdem helfe ich gern und da ist man im gruenen Resident Centre genau richtig. Gefragt wird man alles und meistens kann ich auch helfen. Ausserdem fuehlt man sich wie in einem Internetcafe, weil die meisten wegen dem wireless Internet dort rumhaengen und so gibts oft Probleme beim Einloggen ins Netzwerk. Indirekt habe ich letztens auch die Biathlon Gewehre beaufsichtigt, als meine Freundin Catherine eine Abendschicht im Athleten Welcome Centre schieben musste und es ihr aufgrund eines fehlenden Computers zu langweilig wurde, rief sie mich kurzerhand an und bat um meine Anwesenheit. Es ist ja so, dass keine Waffen ins Athletendorf gebracht werden duerfen und da wird auch fuer die Sportwaffen der Biathleten keine Ausnahme gemacht. Die Gewehre werden also im Welcome Centre in Schliessfaechern aufbewahrt und wenn es zum Training oder zum Wettkampf geht, werden die Gewehre wieder abgeholt. Manchmal kommen die Athleten oder ihre Trainer auch vorbei, um Trockenuebungen zu machen und die Gewehre einzustellen und dafuer liegen hier ein paar Matten aus, auf denen sie sich dann rumluemmeln koennen. Geschossen wird dann natuerlich nicht (obwohl es sich sowieso nur um Luftgewehre handelt, aber deren Schuesse will man hier natuerlich trotzdem nicht hoeren).
Mein kleines Zimmer nutz ich immer noch allein, denn ich habe noch keine Zimmernachbarin bekommen und da bin ich auch ganz froh drueber. Bisher habe ich immer 6.30 Uhr in der Frueh mit Arbeit anfangen muessen und das geht alles schneller und reibungsloser, wenn man nicht auf Zehnspitzen durchs Zimmer trippeln muss. Danach gehts zum Check in, damit VANOC weiss, dass ich zur Arbeit erschienen bin und dann zum Essen fassen im riesigen Essenszelt. Dort wimmelt es dann von Schluempfen, Security, Polizei und anderen Arbeitern und dort trifft man Hinz und Kunz.
Nach der Arbeit bin ich bisher immer nach Whistler gefahren, was ca. 9km vom Athletendorf entfernt ist und ueber einen kostenlosten shuttle gut zu erreichen ist. Je nach Wetter bin ich dann entweder mit Kamera unterwegs, erledigte Kram oder versuche Karten fuer ein paar Wettkaempfe zu ergattern. Kaum zu glauben, aber einige events sind bereits ausverkauft! Habe trotzdem einige Karten bekommen koennen und weil sie nur 15 Dollar kosten kostet mich das auch kein halbes Vermoegen. Werde mir bei folgenden events das Hinterteil abfrieren: Alpine Skiing Downhill stehend, sitzend und fuer Sehbehinderte; Alpine Skiing Alpine Kombination stehend, sitzend und fuer Sehbehinderte; Biathlon Maenner 12.5 km und Frauen 10km sitzend und 12.5km gemischt fuer stehend und Sehbehinderte; und zu guter letzt nochmal Alpine Skiing Slalom sitzend und fuer Sehbehinderte. Bin echt mal gespannt zu sehen, wie die sitzend auf ihren Skis den Berg runterjagen. Bei Gespraechen mit Skilehrern habe ich schon oefter gehoert, dass die paralympischen Athleten so gut und schnell auf ihren Skis unterwegs sind, dass die Profis kaum mithalten koennen!
Die letzten Tage arbeitete ich immer im selben Bereich, und zwar im Resident Centre fuer Workforce, also dem Aufenthaltsraum fuer das arbeitende Volk hier im Dorf. Viele Volunteere hassen es, dort zu arbeiten, weil sie lieber mit den Athleten zusammen arbeiten moechten, aber das kann man sich nunmal nicht aussuchen. Ausserdem helfe ich gern und da ist man im gruenen Resident Centre genau richtig. Gefragt wird man alles und meistens kann ich auch helfen. Ausserdem fuehlt man sich wie in einem Internetcafe, weil die meisten wegen dem wireless Internet dort rumhaengen und so gibts oft Probleme beim Einloggen ins Netzwerk. Indirekt habe ich letztens auch die Biathlon Gewehre beaufsichtigt, als meine Freundin Catherine eine Abendschicht im Athleten Welcome Centre schieben musste und es ihr aufgrund eines fehlenden Computers zu langweilig wurde, rief sie mich kurzerhand an und bat um meine Anwesenheit. Es ist ja so, dass keine Waffen ins Athletendorf gebracht werden duerfen und da wird auch fuer die Sportwaffen der Biathleten keine Ausnahme gemacht. Die Gewehre werden also im Welcome Centre in Schliessfaechern aufbewahrt und wenn es zum Training oder zum Wettkampf geht, werden die Gewehre wieder abgeholt. Manchmal kommen die Athleten oder ihre Trainer auch vorbei, um Trockenuebungen zu machen und die Gewehre einzustellen und dafuer liegen hier ein paar Matten aus, auf denen sie sich dann rumluemmeln koennen. Geschossen wird dann natuerlich nicht (obwohl es sich sowieso nur um Luftgewehre handelt, aber deren Schuesse will man hier natuerlich trotzdem nicht hoeren).
Mein kleines Zimmer nutz ich immer noch allein, denn ich habe noch keine Zimmernachbarin bekommen und da bin ich auch ganz froh drueber. Bisher habe ich immer 6.30 Uhr in der Frueh mit Arbeit anfangen muessen und das geht alles schneller und reibungsloser, wenn man nicht auf Zehnspitzen durchs Zimmer trippeln muss. Danach gehts zum Check in, damit VANOC weiss, dass ich zur Arbeit erschienen bin und dann zum Essen fassen im riesigen Essenszelt. Dort wimmelt es dann von Schluempfen, Security, Polizei und anderen Arbeitern und dort trifft man Hinz und Kunz.
Nach der Arbeit bin ich bisher immer nach Whistler gefahren, was ca. 9km vom Athletendorf entfernt ist und ueber einen kostenlosten shuttle gut zu erreichen ist. Je nach Wetter bin ich dann entweder mit Kamera unterwegs, erledigte Kram oder versuche Karten fuer ein paar Wettkaempfe zu ergattern. Kaum zu glauben, aber einige events sind bereits ausverkauft! Habe trotzdem einige Karten bekommen koennen und weil sie nur 15 Dollar kosten kostet mich das auch kein halbes Vermoegen. Werde mir bei folgenden events das Hinterteil abfrieren: Alpine Skiing Downhill stehend, sitzend und fuer Sehbehinderte; Alpine Skiing Alpine Kombination stehend, sitzend und fuer Sehbehinderte; Biathlon Maenner 12.5 km und Frauen 10km sitzend und 12.5km gemischt fuer stehend und Sehbehinderte; und zu guter letzt nochmal Alpine Skiing Slalom sitzend und fuer Sehbehinderte. Bin echt mal gespannt zu sehen, wie die sitzend auf ihren Skis den Berg runterjagen. Bei Gespraechen mit Skilehrern habe ich schon oefter gehoert, dass die paralympischen Athleten so gut und schnell auf ihren Skis unterwegs sind, dass die Profis kaum mithalten koennen!
Saturday, March 6, 2010
Whistler - Ein neues Abenteuer beginnt
Am Sonntag gingen die Olympischen Spiele zu Ende und am Montagmorgen tat ich, was wohl jeder in meiner Situation getan haette – ich stand frueh auf, um meine Uniform fuer die Paralympics abzuholen. Klingt verrueckt, ich weiss und ich waere viel lieber im Bett geblieben, aber die Pflicht rief nunmal. Ohne Fruehstueck gings los, denn ich hatte keine Zeit gehabt, Lebensmittel einzukaufen. 9 Uhr in der Frueh holt kein normaler Mensch seine Uniform ab, schon gar nicht nach einer Hockey Goldmedaille, und so ging alles recht schnell. Ich bekam eine neue Akkretitierung fuer Whistler und meine blaue Uniform – nun war ich also auch ganz offiziell ein Schlumpf!
Auf dem Nachhauseweg genoss ich Fruehstueck auswaerts und als ich nach Hause kam, wollte ich eigentlich Waesche waschen (naja, was heisst wollte, es war mal wieder faellig, denn der Anteil meiner Dreckwaesche ueberstieg die noch saubere Waesche um ein Vielfaches), aber selbst nach mehreren Versuchen fand ich keine freie Waschmaschine und so wurde Waesche auf den naechsten Tag verschoben. In den naechsten Tagen kuemmerte ich mich um die arg vernachlaessigten Pflichten im Haushalt und schaffte es das erste Mal seit Monaten mal wieder, um den Stanley Park herumzulaufen. Und da es mitten in der Woche war und die meisten der Olympiatouristen die Stadt bereits verlassen haben, hatte ich den Park fast fuer mich allein! Wie ich das genossen habe!
Am Freitag bestieg ich einen Bus nach Whistler und das naechste Abenteuer Paralympics begann fuer mich. Diesmal war das Wetter fantastisch und ich genoss den Ausblick aufs Meer und auf die schneebedeckten Berge. In Whistler angekommen, wurden wir im Whistler Games Service Center abgesetzt, wo viele ihre Akkretitierung und Uniform abholten und ich mit den meisten anderen den Schluessel zu meiner Unterkunft erhielt. Danach gings mit dem Workforce Shuttle (Shuttle fuer die Belegschaft) ins Whistler Village, wo auch die Athleten naechtigen. Da fuer die Paralympics sehr viel weniger Athleten antreten als noch vor ein paar Wochen fuer die Olympics, ist VANOC in der Lage, vielen Freiwilligen Betten im Athletendorf anzubieten und von diesem gluecklichen Zustand profitiere auch ich – ansonsten haette ich aufgrund fehlender Unterkunft nicht hier arbeiten koennen.
Im Dorf angekommen, suchte ich meine Unterkunft im Bereich G, Haus 6, Zimmer 10 auf und checkte ein. Bisher bin ich noch alleine auf dem Zweibettzimmer, bin mir aber sicher, dass ich in den naechsten Tagen noch Zuwachs bekommen werde. Ueberrascht war ich ueber das Badezimmer, das ich mir mit meiner zukuenftigen Zimmergenossin teilen werde, denn ich hatte Zustaende wie in einem Hostel angenommen und befuerchtet, dass ich das Bad mit mehreren Leuten teilen muss. Die Stimmung ist bisher noch ein bisschen wie im Ferienlager, man schlaeft in Barracken, hat einen Aufenthaltsraum mit Fernseher und Internet und ein riesiges Zelt, indem gespeist wird. Das Dorf selbst hab ich mir noch gar nicht so genau anschauen koennen, hoffe aber, dass ich in den naechsten Tagen ne Fuehrung kriegen werde, schliesslich arbeite ich fuer Resident Services und muss die Fragen aller hier Wohnenden beantworten koennen. Mal sehen, was morgen waehrend meines ersten Arbeitstages so alles passiert….
Auf dem Nachhauseweg genoss ich Fruehstueck auswaerts und als ich nach Hause kam, wollte ich eigentlich Waesche waschen (naja, was heisst wollte, es war mal wieder faellig, denn der Anteil meiner Dreckwaesche ueberstieg die noch saubere Waesche um ein Vielfaches), aber selbst nach mehreren Versuchen fand ich keine freie Waschmaschine und so wurde Waesche auf den naechsten Tag verschoben. In den naechsten Tagen kuemmerte ich mich um die arg vernachlaessigten Pflichten im Haushalt und schaffte es das erste Mal seit Monaten mal wieder, um den Stanley Park herumzulaufen. Und da es mitten in der Woche war und die meisten der Olympiatouristen die Stadt bereits verlassen haben, hatte ich den Park fast fuer mich allein! Wie ich das genossen habe!
Am Freitag bestieg ich einen Bus nach Whistler und das naechste Abenteuer Paralympics begann fuer mich. Diesmal war das Wetter fantastisch und ich genoss den Ausblick aufs Meer und auf die schneebedeckten Berge. In Whistler angekommen, wurden wir im Whistler Games Service Center abgesetzt, wo viele ihre Akkretitierung und Uniform abholten und ich mit den meisten anderen den Schluessel zu meiner Unterkunft erhielt. Danach gings mit dem Workforce Shuttle (Shuttle fuer die Belegschaft) ins Whistler Village, wo auch die Athleten naechtigen. Da fuer die Paralympics sehr viel weniger Athleten antreten als noch vor ein paar Wochen fuer die Olympics, ist VANOC in der Lage, vielen Freiwilligen Betten im Athletendorf anzubieten und von diesem gluecklichen Zustand profitiere auch ich – ansonsten haette ich aufgrund fehlender Unterkunft nicht hier arbeiten koennen.
Im Dorf angekommen, suchte ich meine Unterkunft im Bereich G, Haus 6, Zimmer 10 auf und checkte ein. Bisher bin ich noch alleine auf dem Zweibettzimmer, bin mir aber sicher, dass ich in den naechsten Tagen noch Zuwachs bekommen werde. Ueberrascht war ich ueber das Badezimmer, das ich mir mit meiner zukuenftigen Zimmergenossin teilen werde, denn ich hatte Zustaende wie in einem Hostel angenommen und befuerchtet, dass ich das Bad mit mehreren Leuten teilen muss. Die Stimmung ist bisher noch ein bisschen wie im Ferienlager, man schlaeft in Barracken, hat einen Aufenthaltsraum mit Fernseher und Internet und ein riesiges Zelt, indem gespeist wird. Das Dorf selbst hab ich mir noch gar nicht so genau anschauen koennen, hoffe aber, dass ich in den naechsten Tagen ne Fuehrung kriegen werde, schliesslich arbeite ich fuer Resident Services und muss die Fragen aller hier Wohnenden beantworten koennen. Mal sehen, was morgen waehrend meines ersten Arbeitstages so alles passiert….
Die Olympischen Spiele gehen zu Ende
Die letzten drei Wochen vergingen wie im Flug und von den Winterspielen selbst habe ich kaum etwas mitbekommen. Bei gerade mal 4 freien Tagen waehrend der letzten 3 Wochen blieb leider auch keine Zeit, die ganz besondere Atmosphaere in Vancouver zu geniessen, Live-Veranstaltungen zu besuchen oder mir Wettkaempfe hautnah anzuschauen. Im Kunstmuseum lief eine Da-Vinci Ausstellung mit kostenlosen Eintritt und die Warteschlange schlaengelte sich mehrmals ums Museum herum. Ins Deutsche Fan Fest (Thueringen Haus) habe ich es nur einmal geschafft, weil sich auch hier Menschenmassen Zutritt erhofften. So erging es mir mit allen anderen Attraktionen. Wenn man waehrend seiner Arbeitszeit schon den ganzen Tag auf den Beinen ist, kann man sich fuer seine freien Tage etwas besseres vorstellen, als stundenlang irgendwo anzustehen. Und naja, Menschenmassen sind mir sowieso immer etwas ungeheuer, deswegen versuche ich sie weitgehens zu vermeiden.
Auf Arbeit war dies natuerlich nicht moeglich und so begruessten wir Hinz und Kunz, durchsuchten ihr Gepaeck und tasteten sie im Ernstfall auch ab, wenn der Alarm des Magnetometers ertoente. Die meisten Menschen nahmens gelassen und bedankten sich sogar fuer unsere gute Arbeit, bedankten sich dafuer, dass wir die Spiele sicher machten. Einige andere verstanden Sinn und Zweck des ganzen leider nicht und meinten, wir wuerden sie nur unnoetig belaestigen. Als Supervisor durfte ich mich auch ab und zu mal anschreien und beleidigen lassen, aber das gehoert dazu. Im Grossen und Ganzen verhielten sich die meisten Menschen hoeflich und es blieb sogar Zeit, fuer das ein oder andere Spaesschen.
Mein letzter Tag auf Arbeit war der letzte Tag der Olympischen Spiele und leider verbrachte ich diesen Tag nicht in einem Portal, in dem wir Gaeste und ihre Habseeligkeiten ueberpruefen, sondern an einem Aussenposten, wo ich mit 4 anderen meiner Leute, 2 Verkehrsueberwachungsleuten und ca. 10 Polizisten (!) sicherstellen musste, dass sich niemand unerlaubt Zutritt zum Canada Hockey Place verschafft. Ganz ehrlich, nur ein lebensmueder Idiot haette versucht, sich an uns vorbeizuschleichen! Aussenposten sind eigentlich ganz lustig, denn man schluepft in die Rolle eines Tourguides und beantwortet alle moeglichen Fragen; wo faehrt der naechste Zug?, wo ist der naechste Starbucks?, wie geht’s zum Casino?, wie geht’s zum Canada Hockey Place?, wann beginnt der Einlass? usw und wuenscht den kanadischen Fans viel Glueck fuer das Spiel des Jahres!
Eine gewissen Nervoesitaet lag in der Luft, obwohl sich die zahlreichen Polizisten nichts anmerken liesen. Trotzallem wurde die Sicherheitsstufe von 3 auf 4 hochgesetzt und einige Privilegien der akkretitierten Belegschaft eingeschraenkt – so durften auch wir an diesem Tag nur noch versiegelte Getraenkeflaschen mit aufs Gelaende bringen. Akute Gefahr bestand wohl keine, aber bei einem Goldmedaillenspiel Kanada gegen die USA und zahlreichen prominenten Zuschauern sowie der Schlussfeier der Olympischen Spiele ist eben erhoehte Sicherheit geboten.
Gluecklicherweise stand mir nur ein kurzer Arbeitstag bevor und noch bevor das Hockey Spiel begann, begab ich mich auf den Nachhauseweg und sah noch kurz Katharina Witt im Canada Hockey Place verschwinden!
Ich telefonierte kurz mit meiner ehemaligen Kollegin Kate und erfuhr, dass sie Karten fuer die Schlussfeier bekommen hatte und mich mitnehmen wollte! An der Bushaltestelle wartend, vernahm ich ploetzlich ein ohrenbetaeubendes Geschrei und Jubel und wusste, dass Kanada in Fuehrung lag! Eile ward geboten, schliesslich wollte ich schnell nach Hause, duschen und noch das Hockey Spiel anschauen. Einige von Euch werden das Spiel vielleicht gesehen haben, koennen sich also vorstellen, dass ich mich kaum vom Fernseher loesen konnte. Als der Krimi endlich vorbei war, brachen in Vancouver alle Daemme und die Leute waren ausser Rand und Band.
Ich musste ja wieder zurueck zum BC Place fuer die Schlussfeier und bahnte mir meinen Weg durch ausgelassen feiernde Menschenmassen. Das rote Ahornblatt wurde in jeder erdenklichen Groesse geschwungen, wildfremde Leute klatschten sich in die Haende, fielen sich um den Hals und sangen Oh Canada (die kanadische Hymne). Wie ich ja bereits in einem frueherem Beitrag erwaehnt habe, war das Hockey Finale das Ziel der Kanadier schlecht hin. So richtig angezweifelt hatten sie ihre Teilnahme nie und dass sie gegen die USA spielen wuerden, hatten die meisten auch vorhergesagt. Gold war also Pflicht und das aus zweierlei Hinsicht. Erstens sehen sich die Kanadier, so entgegen der beruehmten kanadischen Bescheidenheit, als die Hockeynation Nummer 1 und zweitens ist eine Niederlage gegen die USA einfach nicht drin. Das ist so wie wenn Deutschland im Fussball auf England trifft; ein Sieg ist Pflicht und alles andere nationale Schande! Den USA haette ich einen Sieg nicht gegoennt, aber was sie spaeter zu dem Spiel sagten, gefiel mir ganz gut: „Wir haben bewiesen, dass Hockey nicht Kanadas Spiel allein ist, schliesslich haben wir sie zur Verlaengerung gefuehrt.“ Wahre Worte!
Die Schlussfeier hautnah mitzuerleben, war nochmal ein ganz besonderes Erlebnis fuer mich und ich erinnerte mich daran, wir mir vor einigen Wochen bei der Generalprobe so richtig bewusst wurde, was da eigentlich auf uns zukam und dass es nun endlich nach vielen Monaten Vorbereitung soweit war. Waehrend der Show dachte ich mehrmals an meine ehemaligen Kollegen bei VANOC, von denen viele 2 oder 3 Jahre ihres Lebens damit zugebracht haben, 3 Wochen Olympics und 2 Wochen Paralympics zu organisieren. Eine meine Freunde brachte es spaeter auf den Punkt: „2 Jahre fuer 3 Wochen!“ Wahnsinn, was da fuer ein organisatorischer Aufwand dahintersteckt und ich bin so froh und dankbar, dass ich einen kleinen Teil davon miterleben durfte. Sowieso habe ich aus dem Ereignis Olympische Spiele meiner Meinung nach das beste fuer mich rausgeholt; Einblick in die Organisation bei VANOC erhalten und viele unserer fantastischen Freiwilligen rekrutiert, fuer Sicherheit an einer der wichtigsten Veranstaltungsorte waehrend der Olympics gesorgt und nun fuer die Paralympics selbst in die Rolle eines Freiwilligen geschluepft um alles nocheinmal von einer ganz anderen Perspektive zu erleben. Was ich in den letzten Wochen und Monaten erlebt und dazugelernt habe, kann mir keiner nehmen und wird mich fuer den Rest meines Lebens begleiten.
Inwieweit die gesamte Feier im deutschen Fernsehen gezeigt wurde, weiss ich nicht, aber die Rede von John Furlong, dem Vorsitzenden von VANOC, ging mehr sehr nah. Sein Appell an Kanada, die gute Stimmung auch nach den Spielen beizubehalten; sein Lob an die vielen Athleten, die voller Stolz nach Hause fahren koennen; seine Anerkennung und Dankbarkeit gegenueber den Freiwilligen, ohne deren Aufopferung diese Spiele nicht moeglich gewesen waeren; aber auch die erneute Wuerdigung des tragischen Unfalls im Whistler Sliding Centre am ersten Tag der Spiele, lies die Zuschauer mal stolz und euphorisch, mal dankbar und anerkennend, mal erschuettert und nachdenklich reagieren und trieb mir ein paar Mal Traenen in die Augen. John Furlong hat in den letzten Jahren sehr viel Kritik einstecken muessen und war gerade in Vancouver einer der meistgehassten Maenner, vorallem weil VANOC fuer alles Negative in Verbindung mit den Olympics verantwortlich gemacht wurde. Nun nach den Spielen erhaelt er endlich die Anerkennung, die er nach all den Jahren harter Arbeit verdient hat!
Auf Arbeit war dies natuerlich nicht moeglich und so begruessten wir Hinz und Kunz, durchsuchten ihr Gepaeck und tasteten sie im Ernstfall auch ab, wenn der Alarm des Magnetometers ertoente. Die meisten Menschen nahmens gelassen und bedankten sich sogar fuer unsere gute Arbeit, bedankten sich dafuer, dass wir die Spiele sicher machten. Einige andere verstanden Sinn und Zweck des ganzen leider nicht und meinten, wir wuerden sie nur unnoetig belaestigen. Als Supervisor durfte ich mich auch ab und zu mal anschreien und beleidigen lassen, aber das gehoert dazu. Im Grossen und Ganzen verhielten sich die meisten Menschen hoeflich und es blieb sogar Zeit, fuer das ein oder andere Spaesschen.
Mein letzter Tag auf Arbeit war der letzte Tag der Olympischen Spiele und leider verbrachte ich diesen Tag nicht in einem Portal, in dem wir Gaeste und ihre Habseeligkeiten ueberpruefen, sondern an einem Aussenposten, wo ich mit 4 anderen meiner Leute, 2 Verkehrsueberwachungsleuten und ca. 10 Polizisten (!) sicherstellen musste, dass sich niemand unerlaubt Zutritt zum Canada Hockey Place verschafft. Ganz ehrlich, nur ein lebensmueder Idiot haette versucht, sich an uns vorbeizuschleichen! Aussenposten sind eigentlich ganz lustig, denn man schluepft in die Rolle eines Tourguides und beantwortet alle moeglichen Fragen; wo faehrt der naechste Zug?, wo ist der naechste Starbucks?, wie geht’s zum Casino?, wie geht’s zum Canada Hockey Place?, wann beginnt der Einlass? usw und wuenscht den kanadischen Fans viel Glueck fuer das Spiel des Jahres!
Eine gewissen Nervoesitaet lag in der Luft, obwohl sich die zahlreichen Polizisten nichts anmerken liesen. Trotzallem wurde die Sicherheitsstufe von 3 auf 4 hochgesetzt und einige Privilegien der akkretitierten Belegschaft eingeschraenkt – so durften auch wir an diesem Tag nur noch versiegelte Getraenkeflaschen mit aufs Gelaende bringen. Akute Gefahr bestand wohl keine, aber bei einem Goldmedaillenspiel Kanada gegen die USA und zahlreichen prominenten Zuschauern sowie der Schlussfeier der Olympischen Spiele ist eben erhoehte Sicherheit geboten.
Gluecklicherweise stand mir nur ein kurzer Arbeitstag bevor und noch bevor das Hockey Spiel begann, begab ich mich auf den Nachhauseweg und sah noch kurz Katharina Witt im Canada Hockey Place verschwinden!
Ich telefonierte kurz mit meiner ehemaligen Kollegin Kate und erfuhr, dass sie Karten fuer die Schlussfeier bekommen hatte und mich mitnehmen wollte! An der Bushaltestelle wartend, vernahm ich ploetzlich ein ohrenbetaeubendes Geschrei und Jubel und wusste, dass Kanada in Fuehrung lag! Eile ward geboten, schliesslich wollte ich schnell nach Hause, duschen und noch das Hockey Spiel anschauen. Einige von Euch werden das Spiel vielleicht gesehen haben, koennen sich also vorstellen, dass ich mich kaum vom Fernseher loesen konnte. Als der Krimi endlich vorbei war, brachen in Vancouver alle Daemme und die Leute waren ausser Rand und Band.
Ich musste ja wieder zurueck zum BC Place fuer die Schlussfeier und bahnte mir meinen Weg durch ausgelassen feiernde Menschenmassen. Das rote Ahornblatt wurde in jeder erdenklichen Groesse geschwungen, wildfremde Leute klatschten sich in die Haende, fielen sich um den Hals und sangen Oh Canada (die kanadische Hymne). Wie ich ja bereits in einem frueherem Beitrag erwaehnt habe, war das Hockey Finale das Ziel der Kanadier schlecht hin. So richtig angezweifelt hatten sie ihre Teilnahme nie und dass sie gegen die USA spielen wuerden, hatten die meisten auch vorhergesagt. Gold war also Pflicht und das aus zweierlei Hinsicht. Erstens sehen sich die Kanadier, so entgegen der beruehmten kanadischen Bescheidenheit, als die Hockeynation Nummer 1 und zweitens ist eine Niederlage gegen die USA einfach nicht drin. Das ist so wie wenn Deutschland im Fussball auf England trifft; ein Sieg ist Pflicht und alles andere nationale Schande! Den USA haette ich einen Sieg nicht gegoennt, aber was sie spaeter zu dem Spiel sagten, gefiel mir ganz gut: „Wir haben bewiesen, dass Hockey nicht Kanadas Spiel allein ist, schliesslich haben wir sie zur Verlaengerung gefuehrt.“ Wahre Worte!
Die Schlussfeier hautnah mitzuerleben, war nochmal ein ganz besonderes Erlebnis fuer mich und ich erinnerte mich daran, wir mir vor einigen Wochen bei der Generalprobe so richtig bewusst wurde, was da eigentlich auf uns zukam und dass es nun endlich nach vielen Monaten Vorbereitung soweit war. Waehrend der Show dachte ich mehrmals an meine ehemaligen Kollegen bei VANOC, von denen viele 2 oder 3 Jahre ihres Lebens damit zugebracht haben, 3 Wochen Olympics und 2 Wochen Paralympics zu organisieren. Eine meine Freunde brachte es spaeter auf den Punkt: „2 Jahre fuer 3 Wochen!“ Wahnsinn, was da fuer ein organisatorischer Aufwand dahintersteckt und ich bin so froh und dankbar, dass ich einen kleinen Teil davon miterleben durfte. Sowieso habe ich aus dem Ereignis Olympische Spiele meiner Meinung nach das beste fuer mich rausgeholt; Einblick in die Organisation bei VANOC erhalten und viele unserer fantastischen Freiwilligen rekrutiert, fuer Sicherheit an einer der wichtigsten Veranstaltungsorte waehrend der Olympics gesorgt und nun fuer die Paralympics selbst in die Rolle eines Freiwilligen geschluepft um alles nocheinmal von einer ganz anderen Perspektive zu erleben. Was ich in den letzten Wochen und Monaten erlebt und dazugelernt habe, kann mir keiner nehmen und wird mich fuer den Rest meines Lebens begleiten.
Inwieweit die gesamte Feier im deutschen Fernsehen gezeigt wurde, weiss ich nicht, aber die Rede von John Furlong, dem Vorsitzenden von VANOC, ging mehr sehr nah. Sein Appell an Kanada, die gute Stimmung auch nach den Spielen beizubehalten; sein Lob an die vielen Athleten, die voller Stolz nach Hause fahren koennen; seine Anerkennung und Dankbarkeit gegenueber den Freiwilligen, ohne deren Aufopferung diese Spiele nicht moeglich gewesen waeren; aber auch die erneute Wuerdigung des tragischen Unfalls im Whistler Sliding Centre am ersten Tag der Spiele, lies die Zuschauer mal stolz und euphorisch, mal dankbar und anerkennend, mal erschuettert und nachdenklich reagieren und trieb mir ein paar Mal Traenen in die Augen. John Furlong hat in den letzten Jahren sehr viel Kritik einstecken muessen und war gerade in Vancouver einer der meistgehassten Maenner, vorallem weil VANOC fuer alles Negative in Verbindung mit den Olympics verantwortlich gemacht wurde. Nun nach den Spielen erhaelt er endlich die Anerkennung, die er nach all den Jahren harter Arbeit verdient hat!
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