Wednesday, January 30, 2013

eine kurze Auszeit in Kaikoura (Januar 2013)

Ach wie die Zeit vergeht, jetzt haben wir schon wieder 2013 und der Januar ist auch schon wieder so gut wie vorbei. Auf Arbeit gings in den letzten Wochen sehr stressig zu und auf die Nerven geht mir da auch gerade so einiges und deswegen wollte ich an meinen freien Tagen  mal ganz weit weg. Das Wetter spielt nun auch endlich mal mit und da der Wetterbericht fuer eine knappe Woche supertolles Wetter vorhersagte, wollte ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen und mich auf einen road trip begeben. Ziele gibt es viele und fuer die meisten reichen die 4 freien Tage meistens nicht, aber letztenendes entschied ich mich doch fuer das an der Ostkueste gelegene Kaikoura. Hauptgrund hierfuer war das Whalewatching. Als ich in 2006 fuer einen Monat in Kaikoura gelebt/gearbeitet habe, hatte ich nie besonders viel Interesse am Whale beobachten und in 2008, als ich einen ersten Anlauf startete, wurde die Tour wegen schlechter Seebedingungen gecancelt. Diesmal sollte aber alles anders werden!

Sehr viel Zeit hatte ich leider nicht, denn keiner meiner Arbeitskollegen wollte oder konnte einen extra Tag fuer mich arbeiten. Also hin nach Kaikoura und zurueck in 4 Tagen. Laut Google sind das mehr als 800km fuer eine Strecke, die Kilometeranzeige im Auto zeigt mir aber nur 520 Kilometer an, was irgendwie nicht stimmen kann. Also sucht Euch was aus ;-). Nichtsdestotrotz dauerte es mich 10 Stunden (Pausen abgezogen) und die Fahrt war zwar teilweise etwas ermuedend, aber bei dem tollen Wetter und den tollen Landschaften macht das ganze super viel Spass! In Kaikoura angekommen erkannte ich sofort alles wieder, denn es hat sich nicht wirklich viel veraendert dort in den letzten Jahren. Sogar die Innenausstattung im Craypot, wo ich mal gearbeitet habe, ist noch die selbe.

Der Luxus des Ausschlafens war mir nach dieser langen Fahrt am naechsten Tag nicht gegoennt, denn ich hatte die Wal Tour fuer 7.15 Uhr in der Frueh gebucht. Zum einen, weil die Dame in der Reservation nicht in der Lage (oder zu faul) war, eine Buchung fuer mich vorzunehmen und somit die spaeteren Touren schon ausgebucht waren, zum anderen aber auch weil ich mir aufgrund der Uhrzeit einen ruhigeren Seegang erhoffte. Nach der Sicherheitseinweisung gings mit dem Bus ins 10 Minuten entfernt gelegene South Bay, so die Boote der Walbeobachter geparkt sind. Dort bestiegen wir unser Gefaehrt und machten uns auf den Weg vor die Kueste Kaikouras. Das besondere an Kaikoura ist der Kaikoura Canyon mit einer Tiefe von bis zu 1600m nur knappe 2 km von der Kueste entfernt, wo das Festland ploetzlich steil abfaellt. Dies erzeugt guenstige Stroemungsbedingungen und somit perfekte Bedingungen fuer das maritimes Leben weil dort besonders zahlreiche Nahrungsquellen vorherrschen. Pottwale halten sich dort fuer laengere Zeit auf, waehrend auch andere Wale auf ihren Reisen gern die Gelegenheit zu einem Snack wahrnehmen.

Pottwale sind die groessten der Zahnwale und mit einer Groesse von knapp 20 Metern und einem Gewicht von 50 Tonnen die groessten bezahnten Tiere auf unserem Planeten. Das Gehirn eines Pottwals wiegt bis zu 9,5 Kilo und ist somit das groesste im gesamten Tierreich. Es hat die Groesse eines Basketballs und ist knappe 6mal groesser als das menschliche Gehirn. Im riesigen Kopf befindet sich das Spermaceti Organ (deshalb der englische Name Sperm Whale), das beim Entleeren der Lungen vor dem Tauchen hilft und ausserdem bei der Erzeugung von extrem lauten Toenen unterstuetzt. Pottwale koennen einen Schalldruck von ueber 230 dB erzeugen und mit diesem Schalldruck Beutetiere betaeuben. Somit ist die meiste Beute bereits tot, bevor es seinen Weg in das riesige Maul dieses Raeubers findet. Die Pottwale geben Klicklaute von sich, mit denen sie ihre Beute echoorten und miteinander kommunizieren. Das ist notwendig, weil sie in solchen Tiefen tauchen, wo man nichts sehen kann und sich anderweitig orientieren muss. Die Klicklaute werden ausgestossen und wenn sie zurueckkommen, weiss der Wal, wo sich die Beute befindet  und ausserdem wie gross und schwer das Tier ist.

Fluke eines Pottwals beim Abtauchen
Diese Art des Jagens machen sich die Walbeobachter zu Nutze, denn sie hoeren mit speziellen Instrumenten den Walen beim Jagen zu. Wenn sie das Klicken hoeren, wissen sie erstens wo der Wal ist und zweitens, dass er in naher Zukunft nicht auftauchen wird. Denn Tauchen koennen sie weit ueber eine Stunde. Kurz bevor sie auftauchen, werden sie still und stossen keine Klickgeraeusche mehr aus (5-10 Minuten vorher) und dann wissen die Kapitaene, dass der Wal bald auftauchen wird. Dann ist warten angesagt. Wir fanden einige Wale im Wasser, aber sie waren alle mit Jagen beschaeftigt. Nach knappen 70 Minuten dann endlich die langersehnte Ansage, dass der Wal auf dem Weg nach oben sei. Wenn sie auftauchen, atmen sie fuer ein paar Minuten (meist weniger als 10 Minuten), bevor sie auf spektakulaere Art und Weise wieder abtauchen. Das ist der einzige Zeitpunkt, an dem man ein Bild von der beruehmten Schwanzflosse (Fluke) schiessen kann. Nach einigen Sekunden ist das Wahnsinnsschauspiel schon wieder vorbei und man kann es gar nicht glauben, was man da gerade gesehen hat. Auch wenn wir auf diesem Trip leider nur einen Wal sehen konnten war ich trotzdem happy und froh, diesen Trip endlich gemacht zu haben. Und mein Foto von der 
Dusky Delfin
Fluke habe ich natuerlich auch; das stand recht weit oben auf meiner Liste von Fotos, die ich unbedingt in meinem Repertoire haben will!

Auf dem Weg zurueck schwamm uns noch eine Gruppe von Dusky Delfinen (auch genannt Schwarzdelfine) ueber den Weg. Die sind hier heimisch und man sieht sie eigentlich immer. Sie sind sehr verspielt und bekannt fuer ihr haeufiges springen. Man vermutet, dass sie das beim Jagen tun, um die Wasseroberflaeche aufzuwirbeln und die gejagten Fische zu verunsichern bzw zu desorientieren.

Wieder festen Boden unter den Fuessen stellte ich fest, dass es eine gute Entscheidung gewesen war, die fruehe Tour zu buchen, denn es war gerade mal 10 Uhr morgens. Also noch genuegend Zeit fuer einen erneuten Besuch bei der Robben Kolonie und einen Spaziergang um die Peninsula herum (Kaikoura Halbinsel). Etwas neues war das fuer mich nicht, denn diese Wanderung hab ich schon unzaehlige Male gemacht, aber egal. Das Wetter war super und meine Haut ziemlich weiss. Als ich mich auf den Weg machte, war gerade Ebbe und alles sah problemlos aus. Die erste Teilstrecke nach South Bay absolviert man oben auf den Sandsteinfelsen und geniesst die Aussicht aufs Meer. Die zweite Teilstrecke dann laeuft man den Weg im Prinzip wieder zurueck, diesmal allerdings "unten" am Wasser entlang, ueber Stock und Stein und im zickzack um die schlafenden Seerobben. Von denen gabs gar nicht soviel zu sehen und ich vermute dass die meisten schwimmen waren, weil es ihnen mit ihrem dicken Fell schweineheiss gewesen sein muss. Ob die das absichtlich machen oder diese Spots besonders gern moegen, kann ich nicht sagen, aber wenn es mal aufgrund der reinkommenen Flut ganz eng wurde, lag da meistens auch noch ne Robbe im Weg, um die man ja eigentlich nen hohen Bogen machen sollte, um sie nicht zu provozieren. Aus diesen Naherfahrungen bin ich gluecklicherweise heil herausgekommen, aber die Sonne hatte weniger Gnade mit mir; meine rechte Seite war trotz Sonnencreme recht dolle verbrannt. Ich weiss ja auch nicht, wie ich das immer hinbekomme (*Augenzwinker*)

Ausklingen lies ich den Tag mit Fish 'n' Chips vom Hine's Takeaway, der meiner Meinung nach einer der besten Neuseelands ist. Ich sass am Strand, genoss die Abendbrise und das Rauschen des Meeres und musste gierige Seemoeven abwehren, die es auf mein Abendbrot abgesehen hatten. Und die sind nicht schuechtern, fielen sie doch im Sturzflug auf die Tuete mit dem Fisch her, die sich in meinem Schoss befand. Da hilft nur eins; sich mit einem Stock bewaffnen und wild um sich schlagen!

Da ich nicht die gesamte Strecke bis nach Milford in einem Tag fahren kann und will, hies es bereits am Mittwoch Abschied nehmen und ich machte mich auf den Weg nach Tekapo, wo ich eine weitere Nacht verbrachte, bevor ich am Donnerstag nach Milford zurueckfuhr und am Freitag wieder frisch und munter auf Arbeit erschien.