Sunday, February 28, 2010

Hoffnung niemals aufgeben!

Die Sache mit den Bobsleigh Tickets hatte mich furchtbar geaergert und so war die ganze Geschichte fuer mich mehr oder weniger abgeschlossen, als ich mit meiner Freundin Kate telefonierte und sie meinte, ich sollte einfach mit nach Whistler kommen und dort versuchen, vor Ort angebotene Karten kostenguenstig zu erwerben. Falls es nichts werden wuerde, koennte ich immer noch einen tollen Tag in Whistler verbringen. Gesagt getan, wir fuhren also am Samstag frueh mit dem Greyhound Bus nach Whistler und angeblich soll ja die Strecke ganz schoen sein, so mit klasser Aussicht aufs Meer und spaeter auf die Berge und so weiter. Leider spielte das Wetter nicht mit und versperrte die Sicht. Naja, war mir ehrlich gesagt sowieso ziemlich egal, denn ich machte nochmal die Aeuglein zu und wachte erst kurz vor unserem Ziel wieder auf. Waehrend es in Vancouver noch aus Gieskannen geschuettet hatte, verwandelte sich der Niederschlag in Whistler schon fast in Schnee - zwar noch immer recht nass, aber gewisse Unterschiede in der Farbe waren schon deutlich zu erkennen.

Das erste Ticket Office kam in Sicht und als ich mich nach einem Ticket erkundigte, wurde ich enttaeuscht. Allerdings machte man mir Hoffnung; es koennte sein, dass spaeter noch direkt am Whistler Sliding Centre Karten nachtraeglich verfuegbar gemacht wuerden. Wir bummelten ein wenig in der Stadt herum und setzten Shops und Bars auf unsere Liste von Things to do and see in Whistler, wenn wir dann in ein paar Wochen wieder fuer die Paralympics in der Stadt sind. Mit der Gondola legten wir dann ein paar Hoehenmeter auf dem Weg zum Whistler Sliding Centre zurueck und machten uns gleich wieder auf den Weg zum Ticket Office, wo ich fast aus allen Wolken fiel. Meine Frage nach einem Ticket wurde bejaht, es kostete auch nur 45 Dollar und ich haette das Maedel am liebsten umarmt und meinte nur 'you just made my day' was sie gar nicht so richtig kapierte. Eigentlich wollten wir wieder runter in die Stadt, weil noch einige Stunden bis zum Start Zeit waren, ueberlegten es uns dann aber anders und betraten den Ort des Geschehens. Wir entschieden uns zu einem schweisstreibenden Aufstieg zum Start, um uns dort auf der Tribuene einen guten Sitzplatz zu suchen. Das alles klappte auch wie geplant, aber wie gesagt, der Aufstieg war schweisstreibend und meine Gesichtsfarbe machte mal wieder einer Tomate alle Ehre.

Die Zuschauertribuene war direkt gegenueber dem Aufenthaltsraum fuer die Bobfahrer und so kamen und gingen sie alle ein und aus, machten sich warm, quatschten mit Teamkollegen und werkelten an ihren Bobs. Als ich Andre Lange entdeckte und er in meine Richtung schaute, wedelte ich mit meiner Deutschlandflagge, was er belaechelte. Wenn man bedenkt, dass es in diesem Rennen um Medaillen ging und viel Gerede und negative Berichterstattung ueber die Gefaehrlichkeit der Bahn stattgefunden hatte, war die entspannte Atmosphere unter den Athleten sehr erstaunlich. Das haette auch ein Trainingslager sein koennen!

Die Zeit vertrieben sich Kate und ich im internationalen Ausstausch mit unseren Sitznachbarn. Vor uns sassen zwei Schotten mit Grossbritannien Fahne und da Kate keine UK Fahne bekommen konnte, was sie ganz happy darueber. Neben uns sassen zwei Kanadier und die unterhielten die gesamte Tribuene! Einige Amerikaner waren auch anwesend, aber die waren mal wieder einfach nur peinlich; die wissen sich einfach nicht zu benehmen! Kurz bevor es losging, gesellten sich noch die deutschen Biathlon Damen zu den Zuschauern, um ihre Teamkollegen anzufeuern, allerdings standen sie auf der guten Seite der Bahn mit guter Aussicht. War aber ganz praktisch fuer mich, denn so hatte ich sie alle direkt vor mir. Den ersten Durchgang verbrachten wir oben am Start und ich schoss fleissig Bilder, zumindest so gut es ging. Leider hatte ich den Kameramann direkt vor mir und ausserdem noch zwei riesige Stahltraeger, die ich ganz gern abgerissen haette, aber die Sicherheit der Athleten geht ja vor....

Da Grossbritannien leider so gut wie als Letzte starteten, kamen wir erst sehr spaet unten an der Zielgerade an und so waren alle guten Stehplaetze fuer den zweiten Lauf schon weg. In der schnellen Kurve war auch nichts mehr frei und so quetschten wir uns im Auslauf zwischen die Leute und ich versuchte, die schnellen Bobs fotografisch festzuhalten. Gar nicht so einfach! Irgendwann kam ich auf die clevere Idee, nicht gegen die Fahrtrichtung zu fotografieren sondern in die selbe Richtung und hab sogar einige gute Fotos hinbekommen. Als Andre Lange nach seinem 2. Lauf auf dem ersten Rang landete und Kanada den Sprung auf den ersten Rang nicht schaffte, verfiel ich zwischenzeitlich in Euphorie und jubelte mit einem wilfremden Deutschen, der gerade an mir vorbeigelaufen kam. Die Amis machten uns leider einen Strich durch die Rechnung, aber ich denke, ueber die Silbermedaille koennen wir uns auch freuen!

Nach dem 2. Lauf begaben sich die meisten Zuschauer ins Ziel, um die Siegerehrung zu sehen und so versuchten auch wir unser Glueck unter den Massen. Wir schafften es nicht weit und platzierten uns vor der Leinwand, wo ich auch einige Thueringer wieder traf, mit denen ich schon vorher gequatscht hatte. Die Presse stuerzte sich auf die Fahrer und einige Athleten vom Germany 2 gaben Interviews. Richard Adjei hielt ganz offensichtlich Ausschau nach deutschen Fans und winkte mir sogar zurueck. Nach der Siegerehrung machten wir uns zu Fuss auf den Weg zurueck ins Dorf, weil die Schlangen fuer den Bus und fuer die Gondola stundenlanges Anstehen versprachen und einige Zeit spaeter dann gings im Greyhound Bus zurueck nach Vancouver.

Ein toller Tag in Whistler und ich war Kate sehr dankbar dafuer, dass sie mich zum Mitkommen ueberzeugt hatte. Ausserdem habe ich nun endlich auch Whistler gesehen und freue mich schon darauf, naechste Woche zurueck zu kommen!

Thursday, February 25, 2010

Wer haette das gedacht.....

dass es so schwer ist, Eintrittskarten fuer Wettkaempfe fuer Vancouver 2010 zu kaufen? Seit mehr als einer Woche versuche ich nun schon, Karten fuer Bob am Samstag zu bekommen und es ist zum Haare ausreisen! Anbieter gibt es viele und so reservierte ich eine Karte fuer 65 Dollar und wartete auf eine Kaufbestaetigung. Leider vergebens. Nach zwei Anrufen erfuhr ich, dass meine Kreditkarte aus unbekannten Gruenden abgelehnt wurde es aber gern nochmal versuchen koennte. Allerdings seien die 65 Dollar Karten nicht mehr erhaeltlich, nur noch 200 Dollar aufwaerts. Da ich genuegend Geld auf meiner Kreditkarte habe und damit schon im Ausland bezahlt habe, bin ich mir nicht sicher, ob da geschummelt wurde, um teure tickets zu verkaufen.

Wie auch immer, auf anderen Seiten gabs dann auch nur noch Tickets von 350 Dollar und mehr (selbst fuer Stehplaetze!) und ich fragte bei einer der Ticket Offices in der Naehe vom BC Stadium nach, in denen man Karten fuer alle Veranstaltungen kaufen kann. Oder soll ich sagen, kaufen koennen sollte. Denn dort die naechste Ueberraschung: In Vancouver werden nur Tickets fuer Wettkaempfe in Vancouver verkauft; Karten fuer Whistler kauft man auch nur in Whistler. Selbst Reservierungen werden nicht vorgenommen. Das allerbeste: Moechte man mit einem Privatfahrzeug nach Whistler fahren, braucht man eine Sondergenehmigung, momentan kommt man nur mit Bus nach Whistler. Wer sich das ausgedacht hat, sollte gesteinigt werden; ich kann doch nicht extra nach Whistler fahren, nur um ein Ticket zu kaufen!

Der offizielle Kartenanbieter fuer Olympia ist uebrigens tickets.com und als ich dort anrief, erfuhr ich, dass man dort keine Karten bestellen kann; man bekommt nur allgemeines bla bla zu den Winterspielen oder Informationen, wie man Karten bestellt. Man muss sich naemlich erst bei Vancouver2010.com registrieren. Was ich dann auch tat. Karten kaufen kann man trotzdem keine mehr, aber man kann mit anderen Leuten tauschen. Und ratet mal, was die so fuer ihre Karten verlangen - 350 Dollar aufwaerts!

Okay, dachte ich, hast ja Kontakte in Whistler und hab einfach einen meiner Freiwilligen in Whistler gefragt, ob er mal schnell fuer mich am Ticket Office nachfragen kann, aber da sind die Karten inzwischen ausverkauft. Niederschmetternd!

Fuer all die Verrueckten, die 300 Dollar und mehr fuer ihre Tickets im Internet bezahlt haben, kann ich nur hoffen, dass ihre Karten auch gueltig sind; wenn sie an den falschen Verkaeufer geraten sind, kann es naemlich sein, dass ihre Eintrittskarten ungueltig sind und sie werden nicht reingelassen.

In der Zwischenzeit troeste ich mich mit dem Gedanken an die Fernsehuebertragung, die ich auf meinem gemuetlichen Sofa verfolgen werde, mit einer heissen Tasse Tee, Kommentar und dem Zusammenschnitt von zig verschiedenen Kameras und Blickwinkeln. Das kriegt man live nicht zu sehen. Waere schoen gewesen, live dabei zu sein, die Atmosphere zu erleben und Andre Lange anzufeuern, aber momentan kaempfe ich sowieso mit einer Erkaeltung und sollte deshalb wohl lieber nicht den ganzen Tag in der Kaelte stehen.

Viel Glueck an Andre Lange und sein Team!

Sunday, February 21, 2010

Vancouver - Eine Stadt im Ausnahmezustand

Da hatte ich mir nun also vorgenommen, regelmaessig von den Spielen zu berichten, um Euch hautnah an diesem Spektakel teilhaben zu lassen, aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Aber egal, machen wir da weiter, wo wir das letzte Mal aufgehoert haben.

Nach der ersten Generalprobe am 8. Februar hatte ich dank meiner Arbeit bei VANOC ein regulaeres Ticket fuer die 2. Generalprobe am 10. Februar vor vollem Haus, welche aufgrund der zahlreichen Zuschauer viel spektakulaerer als ihr Vorgaenger war. Ausserdem traten am Mittwoch alle Saenger auf, was ueberraschend kam, denn eigentlich wird sowas immer bis zur eigentlichen Zeremonie fuer einen groesseren Ueberraschungseffekt geheim gehalten. Ich freute mich riesig ueber Brian Adams/Nelly Furtado und KD Lang (die im Gegensatz zu Brian und Nelly live sang) war einfach nur grossartig!

Der Tag der Eroeffnungsfeier machte mir bewusst, wie verrueckt es in den naechsten Tagen in der Stadt werden wuerde. 5 Uhr in der Frueh begann wieder meine Schicht, so dass ich frueh am Nachmittag nach Hause gehen konnte, mich umzog und dann auf den Weg zu einer Arbeitskollegin machte, um dort in der Gruppe die Eroeffnungszeremonie im TV mitzuverfolgen. Die Stadt war ueberfuellt und man kam nur laufend voran; als ich endlich viel zu spaet in der Wohnung ankam, lief gerade Deutschland ein und ich sah Andre Lange unsere Flagge schwingen! Ich teilte jedem begeistert mit, dass er mein Nachbar sei und ich glaube, jetzt feuern sie ihn auch an!

Arbeitstechnisch ist seit der Eroeffnung der Spiele nichts mehr wie vorher, denn seit dem 16. Februar veranstalten wir pro Tag 3 Hockey Spiele im Canada Hockey Place mit jeweils ca. 18.500 Zuschauern und die Siegerehrungen am Abend im BC Stadium mit nochmal ca. 25.000 Zuschauern. Zeit fuer Pausen bleibt da kaum und dementsprechend schnell gehen die Tage ins Land. Obwohl ich Laufen gewohnt bin, macht mir das viele Stehen zu schaffen und mein Ruecken (Steissbein) schmerzt ungemein. Wenn der ganze Trubel vorbei ist, werde ich mich mal irgendwo zur Massage anmelden.

Gerade die 5 Uhr Schichten haben mir in der ersten Woche zugesetzt, denn obwohl ich mir vorgenommen hatte, rechtzeitig ins Bett zu gehen, klappte das oft aus den verschiedensten Gruenden nicht. Deshalb war ich letzte Woche ueber meine 9 Uhr Schichten ganz froh, denn ich bekam mehr Schlaf. Sehr viel Zeit fuer meine Freunde blieb mir zwar nicht, aber das ein oder andere Mal schafften wir es, uns nach der Arbeit zu treffen, um uns gemeinsam verschiedene Wettkaempfe im TV anzuschauen. Letzten Samstag verhalf uns Fortuna mal wieder zu kostenlosen Tickets zur taeglichen Siegerehrung und anschliessendem live Konzert von den Stereophonics stattfand (die hier in Kanada leider kaum jemand kennt).

Die Stadt selbst ist momentan hoffnungslos ueberfuellt und es gibt einige Stellen in der Stadt, die man aufgrund der Massen am besten meiden sollte, gerade wenn man es eilig hat. Oeffentliche Verkehrsmittel nach der Arbeit nutzen zu wollen ist eine mehr als dumme Idee, denn zu dieser Zeit machen sich Tausende von Leuten auf den Weg zu einem der Hockey Spiele. Die Schlangen vor den Bahnhoefen schlaengeln sich meist vom Bahnsteig bis rauf auf die Strasse und um den Bahnhof drumherum und um Zutritt zu den zahlreichen live sites wartet man mehrere Stunden. Zum Deutschen Haus und dem dazugehoerigen Deutschen Fan Fest, veranstaltet vom mdr und Thueringen, habe ich es zum Glueck auch mal geschafft und erlebte gleich beim Einlass eine grosse Ueberraschung. Wie ueberall wurden die Ausweise ueberprueft und ich wollte zeigen, dass ich neben den vielen Kanadiern in der Schlange Deutsche bin und zeigte meinen deutschen Fuehrerschein, worauf gleich zustimmend kommentiert wurde, dass ich ja aus Suhl stamme und einer der Tuersteher meinte, er sei auch Suhler! Das gab sogleich ein High-Five! Das Zelt selbst war gekrachte voll und wenn man dort den ganzen Abend verbringen will, sollte man nen dicken Geldbeutel dabei haben, schliesslich kostet der Becher Koestritzer Bier 9 CAD und die Bratwurst 7 CAD. Nicht gerade ein Schnaeppchen aber fuer Delikatessen aus der Heimat gibt man das schon mal aus. Mit dem Maedel am Souvenirtisch unterhielt ich mich noch ne Weile und erfuhr, dass sie schon bei den letzten Winterspielen in Turin dabei war und dass sie alle nur zum Arbeiten waehrend der Winterspiele in Vancouver seien.

Heute war ein besonderer Tag und das in vielerlei Hinsicht. Zum einen hat Andre Lange in Whistler mal wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er der erfolgreichste und beste Bobfahrer aller Zeiten ist und hat im Zweierbob Gold geholt. Das gleiche erwarte ich naechste Woche im Viererbob. Das tollste ist, dass ich naechsten Samstag frei habe und gerade dabei bin, ein Ticket fuer Bob zu ergattern, damit ich naechste Woche live dabei sein kann. Die Deutschland Fahne habe ich bereits im Deutschen Haus gekauft, so dass ich ihn ordentlich anfeuern kann. Auch die Damen haben heute im Biathlon noch mal ordentlich abgeraeumt und den Herren gezeigt, wo der Hammer haengt!

Ausserdem hat heute Kanada im Hockey gegen die USA gespielt und das war in vielerlei Hinsicht das Highlight der gesamten Spiele. Zum einen ist die USA ein grosser Rivale und das Gewinnen eine Frage der Ehre (aehnlich wie bei Deutschland und England im Fussball) und zum anderen haben sich viele dieses Match als Finale gewuenscht. Nun ja, im Nachhinein ist Kanada wahrscheinlich ganz froh, dass es heute nicht das Finale war, denn sie haben 5:3 verloren. Obwohl ich die USA nicht besonders leiden kann und mich immer freue, wenn sie von jemandem geschlagen werden, konnte ich mir trotzdem ein wenig Schadenfreude heute nicht verkneifen, denn Kanada hat diesen Daempfer wirklich dringend gebraucht. Gegen gesundes Selbstvertrauen ist nichts einzuwenden, aber wenn man sich schon im Vorneherein als Olympiasieger und Bester darstellt, muss man mit Fehlschlegen umgehen koennen. Und obwohl sie heute viel Druck nach vorne ausgeuebt haben und die USA dominiert haben, leisteten sie sich eben zu viele Fehler in der Abwehr. Das Spiel habe ich uebrigens in einem Pub angeschaut und die Stimmung war trotz der Niederlage recht gut, auch wenn die nervigen 'Go Canada Go' Rufe nach dem Spiel sehr viel verhaltener ausfielen als sonst.

10 Tage sind vergangen und die Abschlussfeier am 28. Februar steht schon fast wieder vor der Tuer. Wie bereits angekuendigt, werde ich im Maerz fuer den security job nicht gebraucht, so dass ich mich als Volunteer (Freiwilliger) fuer die Paralympics angemeldet habe. In Vancouver selbst ist ja nicht so viel los, sodass ich meine Beziehungen bei VANOC hab spielen lassen und mich fuer Whistler gemeldet habe. Unterkunft wird mir gestellt und so werde ich im Athleten Dorf wohnen und arbeiten. Viele meiner Freunde werden auch dort sein, so dass das Ganze ein grosser Spass werden wird. Meinen Einsatzplan habe ich bereits erhalten, am 6. Maerz gehts los und mein letzter Tag wird der 23. Maerz sein. Zwischendurch habe ich zahlreiche Tage frei und somit die Gelegenheit, Whistler und Umgebung unsicher zu machen. Freue mich schon darauf, endlich wieder meine Kamera auslasten zu koennen!

Monday, February 8, 2010

aller Anfang ist schwer

Die ersten 4 Arbeitstage habe ich hinter mich gebracht und chaotischer gehts wohl kaum. Wie im letzten Beitrag erwaehnt, befanden sich BC Stadium / Canada Hockey Place von Mittwoch Nacht an im lockdown, was bedeutet, dass die Polizei mit Sondereinsatzkommando, Spuerhunden und den Bombenspezialisten jeden Milimeter des Gelaendes nach unerlaubten Objekten durchsuchen. Eingeplant waren dafuer 48 Stunden und naja, es hat ein wenig laenger gedauert, aber dazu spaeter mehr.

Fuer den ersten Arbeitstag (Donnerstag 4.2.) war ich fuer 7.45 Uhr in der Frueh eingeteilt und ich versuchte durch PSA 2 Zutritt zum Gelaende erlangen, da uns dies am Vortag geraten wurde. Dort angekommen, teilte mir ein Polizist mit, dass dieser 'Fussgaenger-Screening-Bereich' noch nicht offen sei und ich es bei PSA 3 versuchen sollte. PSA 3 liegt am anderen Ende des riesigen Gelaendes und als ich dort nach ca. 10 Minuten Fussmarsch ankam und eine kleine Ansammlung von Belegschaft vor den Toren stehen sah, ahnte ich bereits, dass die Dinge wohl nicht genau nach Plan liefen. Die Polizei war so nett und hielt uns ueber ihren Funkverkehr auf dem Laufenden; die X-Ray Maschinen (Roentgen) und auch die Metalldektoren wuerden nicht funktionieren und deshalb koennte die Belegschaft nicht ueberprueft und aufs Gelaende gelassen werden. Nach einiger Zeit des Wartens wurden wir endlich reingelassen und die Taschen per Hand durchsucht. Im Pausenraum angekommen, stappelten sich fast die security Leute und wir erfuhren recht schnell, dass die Nachtschicht so gut wie nichts zu tun hatte, weil die Portale nicht geoeffnet werden durften (Anweisung von der Polizei). Also sassen die meisten rum und langweilten sich. Das ist im Grossen und Ganzen das Gleiche, was ich im Laufe meines ersten Tages gemacht habe; Rumsitzen und Warten. Zwischendurch gings dann mal zum Mittagessen und weil durch den security lockdown das Essen nicht bei uns serviert werden konnte, durften wir im BC Stadium essen (normalerweise haben wir dort keinen Zutritt). Da dort momentan fuer die Eroeffnungszeremonie geprobt wird, mussten wir unsere Handys ausschalten und durften uns auch so nicht frei bewegen und sogar nur mit Escort auf die Toilette! Ausser dass es an diesem Tag drunter und drueber ging, kann ich nichts weiter ueber diesen langweiligen Tag sagen und so erspare ich mir den Rest.

Am Freitag hatte ich dann frei und bin wieder zu VANOC auf Arbeit, um dort meinen ganzen Kram zusammen zupacken und goodbye zu sagen. War ne kurze Zeit aber sehr lehrreich und ne tolle Erfahrung und wird sich auch auf meinem Lebenslauf ganz gut machen. Und meine Arbeitskollegen werde ich auf alle Faelle vermissen! Abends gings dann noch in eine Art taiwanesisches Balett/Tai-Chi/Dance Theater (Cloud Gate Dance Theatre of Taiwan MOON WATER) dessen Karten wir ueber VANOC bekommen hatten (hat halt seine Vorteile, beim Veranstalter der Cultural Olympiad- der kulturellen Olympiade zu arbeiten). Wenn ich ehrlich bin, fand ich die Vorstellung ziemlich langweilig, weil es immer das selbe war (von den Bewegungen her und auch von der Musik) und das wirkte ermuedend, gerade weil ich sowieso schon an Schlafmangel leide. Die Koerperbeherrschung der Taenzer hingegen verdient allerhoechsten Respekt, das war harte Arbeit!

Samstag dann zurueck im BC Place und eigentlich haette ja der lockdown beendet sein muessen, da die 48 Stunden rum waren. Als ich 5 Uhr in der Frueh (!) auf Arbeit erschien, hies es, wir duerften unseren Aufenthaltsraum (Plaza of Nations) nicht betreten, weil die Polizei BC Stadium und Plaza of Nations noch einmal durchsuchen wuerde, da sich beim letzten Mal zu viele Personen in den Gebaeuden aufhielten und sie deshalb noch als 'dirty' eingestuft wuerden. Wir warteten knapp 2 Stunden und konnten nicht mal unsere Wasserflaschen auffuellen (das Mitbringen von Wasser in unversiegelten Flaschen war bis dahin nicht gestattet) und oeffneten dann endlich ein paar Portale, um unsere Leute zu beschaeftigen. Und darauf lief es auch hinaus, denn es gab nichts zu tun, niemand kam durch unsere Portale. Recht viele Lieferanten, Belegschaft, Artisten fuer die Zeremonien usw ersuchten Zutritt, aber die haben ein extra Portal und somit war dieses das einzige, das was zu tun hatte. Um zur Verwirrung beizutragen, mit unseren Mahlzeiten lief an diesem Tag auch so gut wie alles schief, was nur irgendwie schief gehen koennte uns so gab es nur Sandwiches zum Morgen, weil die Gastronomie Leute aufgrund des Lockdowns nichts zubereiten konnten. Fuer Mittag wurden uns am Morgen keine Coupons gegeben und als wir uns welche abholen wollten, gabs keine mehr. Weil wir ja schliesslich was essen mussten, durften wir nebenan im Casino auf Kosten der Firma essen gehen, was eine willkommene Abwechslung war (allerdings war das wieder mit viel Laufen verbunden, da man erst aus dem Gelaende raus und drumherum laufen muss, um zum Casino zu gelangen). Als wir nach der Pause endlich wieder im Gelaende ankamen (wir mussten ja wieder drumherum), war unsere Schicht vorbei und wir konnten nach Hause.

Sonntag (05:00 Start) und Montag (07:45) liefen dann schon wesentlich besser, wir verbrachten zwar den Grossteil der Zeit mit Warten, aber zumindest in den Portalen und so vertreibt man sich die Zeit recht unterschiedlich: Screenen (wenn denn mal jemand vorbei kommt); Reports schreiben; mit den Polizisten und anderen GSS Leuten quatschen; die Screener testend indem man Teppichschneider am Koerper versteckt und hofft, man kommt unentdeckt durch; und meine Lieblingsbeschaeftigung ist das Mithoeren der Gespraeche uebers Radio (jeder Supervisor traegt ein Radio zur besseren Verstaendigung mit der Kommandozentrale, der Polizei und unserem Manager). Ich habe festgestellt, dass die wenigsten Leute Erfahrung im Umgang mit den Radios haben (habe ich damals in Milford staendig machen muessen, um mit den Booten Kontakt zu halten) und die meisten koennen sich einfach ihre Rufzeichen nicht merken (und das ist nun wirklich das einfachste ueberhaupt). Ich finde das immer sehr unterhaltsam, wenn die Kommandozentrale schon zum dritten Mal erklaert, wie man sich ordnungsgemaess am Radio zu Wort meldet und der naechste machts dann doch wieder falsch.

Heute, Montag, arbeitete ich laenger als geplant und als ich nach Hause ging, fragte man mich, ob ich nicht Lust haette, mir die heute stattfindende erste Generalprobe der Eroeffnungszeremonie anzuschauen - das war uebrigens das erste Mal, dass wir richtig getestet wurden. Wenn man sonst 20 Leute pro Tag screent und ploetzlich Hunderte von Leuten vor dem Portal stehen, dann ist das ein Unterschied wie Tag und Nacht - obwohl diese Generalprobe vor nicht mal halben Haus stattfand (20-25.000 Leute). Natuerlich nahm ich das Ticket und konnte es nicht glauben, dass ich mir ansehen konnte, was sich mehrere Billionen Menschen am Freitag am TV anschauen werden und wofuer einige Leute mehrere Tausend Dollar fuer Eintrittskarten bezahlt haben. Zur Show selbst darf ich natuerlich nichts sagen, ausser dass ich begeistert war. Es kommt zwar sicherlich nicht an Peking (die letzte Sommer Olympiade) heran, weil man das einfach nicht toppen kann aber sie brauchen sich trotzdem nicht hinter den Chinesen zu verstecken!

Wednesday, February 3, 2010

buntes Treiben im BC Place

So, voll einsatzfaehig melde ich mich nach meinen beiden Trainingsessions zurueck. Das Jobtraining am Samstag fand unter Normalbedingungen statt, und das heisst fuer Vancouver - im Regen. Mehrere Hundert Security Mitarbeiter fanden sich im Pacific Coliseum ein, wo wir in richtigen Portals mit X-Ray Maschinen, Magnetometern und Stabscannern Hand anlegen durften. Waehrend jeweils ein Team das Portal bemannte, agierten die restlichen Teams als Zuschauer und liesen sich durchsuchen, durchleuten und abtasten. Da standen wir nun also stundenlang im Regen und bekamen ein ganz gutes Gefuehl dafuer, wie sich wohl die ganzen Leute fuehlen werden, die vor den Stadien anstehen und darauf warten, eingelassen zu werden. Fuer mich persoenlich gab das einen zusaetzlichen Ansporn, mein jeweiliges Team zu Hoechtleistungen und Tempo zu bewegen, um die Zuschauer schnellstmoeglich durch die Kontrolle zu schleusen.

Ausserdem wurde mir wieder bewusst, mit welchen Herausforderungen ich wohl waehrend meiner Arbeit umzugehen habe; einige der Screener sprechen kaum Englisch und koennen nicht mal die auswendig gelernten Saetze ohne Holpern von sich geben, was wohl sehr interessant werden duerfte. Schliesslich muessen sie die Zuschauer bitten, ihre Taschen zu leeren, um Erlaubnis fragen, die Taschen durchsuchen zu duerfen und sich vergewissern, ob scharfe Gegenstaende in der Tasche sind, an denen sie sich verletzen koennten. Ich stelle mich schon seelisch und moralisch auf Sprachunterricht ein....

Heute hatte ich meine Einfuehrung fuer BC Place / Canada Hockey Place und da gehts momentan organisiert drunter und drueber. Denn ab heute Mitternacht wird das riesige Gelaende komplett abgeriegelt und man kommt nur noch mit seiner accreditation aufs Gelaende. Alle moeglichen departments und Funktionsbereiche scheuchen momentan hunderte von Leuten durch BC Place um ihnen das noetige Training zu verpassen und mit dem Gelaende vertraut zu machen. Und so begegneten wir heute nicht nur Event Services (den Freiwilligen von VANOC, die fuer die Betreuung der Zuschauer zustaendig sind) sondern auch Herrscharen von Polizisten, die von allen Teilen Kanadas nach Vancouver gekommen sind, um fuer die Sicherheit aller Beteiligten zu sorgen. Viele von ihnen werden auf Kreuzfahrtschiffen naechtigen, weil Vancouver nicht so viele Betten fuer alle an den Spielen Beteiligten und die Zuschauer bieten kann.

Wie bereits im letzten Eintrag erwaeht, ist BC Place das groesste Olympiagelaende in Vancouver und mit ca. 950 security Leuten, 500 Polizisten und insgesamt ca. 9500 Arbeitskraeften definitiv ein Bienennest!

Ach so, meinen Arbeitsplan habe ich nun auch gestern endlich erhalten und ich fange MORGEN an zu arbeiten. Meine Schicht beginnt 7:45 in der Frueh und wer das fuer frueh haelt, sollte mal den Rest meines Plans sehen; an vielen Tagen fange ich schon 5 Uhr morgens an. Und das ist die Zeit, zu welcher ich zum Supervisor Briefing (Besprechung) erscheinen muss; screening (auch unserere Taschen werden durchleuchtet) und einchecken sind da noch nicht beeinhaltet. So frueh am Morgen duerfte das noch kein grosses Problem sein, aber bei meinen Nachmittagsschichten sollte ich ein oder zwei Stunden einrechnen, bis ich durch die Kontrollen durch bin, denn wir haben keinen extra Eingang und muessen uns mit den Zuschauern anstellen. Das kann ja heiter werden, gerade vor Hockey Spielen oder zur Eroeffnungsfeier!

Fuer Maerz bin ich ueberhaupt nicht eingeteilt worden, sodass ich fuer die Paralympics frei bin. Dafuer hab ich mir was ganz besonderes einfallen lassen, aber dazu mehr im naechsten Beitrag....