Wednesday, July 29, 2009

Momentaufnahme

Der Suhler Fotoclub Kontrast eroeffnete vor ein paar Tagen in der Suhler Innenstadt seine diesjaehrige Ausstellung und das konnte ich mir natuerlich nicht entgehen lassen. Rein zufaellig traf ich dort meinen Cousin + Frau, die ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Als wir auf meinen bald anstehenden 30. Geburtstag zu sprechen kamen, meinte er nur zu mir, dass danach sowieso alles bergab geht. Allerlei medizinische Vorfaelle stellten sich bei ihm nach dem 30. ein. Na klasse, das sind Aussichten!

Mit dieser kleinen Anekdote und einem zwinkernden Auge, schoene Gruesse aus meinen Spaet Zwanzigern im noch unversehrten Zustand. Wenn ich mich das naechste Mal melde, bin ich 30 und ganz offiziell 'alt' - nach meinen eigenen Vorstellungen vor noch 10 Jahren!

So, ich hau mich jetzt in die Sonne. Sie scheint nicht sehr oft dieses Jahr, deshalb muss ich die wenigen sonnigen Tage ausnutzen.

Saturday, July 18, 2009

Im Land der Elche, Saunen und tausend Seen

Wenn mir jemand vor einem Jahr vorhergesagt haette, dass ich mal Urlaub in Finnland machen wuerde, haette ich nur mit dem Kopf geschuettelt - was sollte mich denn dorthin verschlagen? Ein paar Monate spaeter muss ich sagen - erstens kommt es anders und zweitens als man denkt und so fand ich mich eines schoenen Samstags im Auto meines Bruders Sylvio und wir waren auf dem Weg nach Rostock, um dort die Faehre nach Helsinki zu besteigen. Mit an Board war die Bine (seine Freundin) und alles an Gepaeck, was wir irgendwie ins Auto stopfen konnten. Auf der Rueckbank mit dem Koffer und all der Taschen kam ich mir vor wie in einem Lieferwagen. Schuld daran ist natuerlich nur der Micha, Sylvios Kumpel, der sich in Finnland niedergelassen hat und uns eine Grossbestellung aufgetragen hatte.

Bevor wir in Rostock das Kapitel Faehre begannen, speisten wir noch koeniglich im Besitos, einem spanischen Restaurant und liesen uns einige Cocktails im Rahmen der Happy Hour munden. Hinterher schauten wir uns noch Ice Age 3 im Kino an und waren anschliessend bereit, 26 Stunden auf der Faehre zu verbringen. Die Faehre legt zwar erst 5 Uhr in der Frueh ab, eingescheckt haben muss man aber bereits bis spaetestens 1 Uhr, so dass man noch ewig aufs Ablegen der Faehre wartet. Wir hatten 'bequeme Schlafsessel' gebucht, weil wir auf den Lottogewinn leider noch warten, der uns die Kabine bezahlt haette. Leider war die Lage und das Umfeld der Sessel mehr als unvorteilhaft - kleiner Raum mit 20 Sesseln, stickige heisse Luft, keine Klimaanlage und alle schliefen auf dem Boden, weil die Sessel eben nicht so bequem waren. Das war uns zu bloed und so schliefen wir eben in der Bar, gleich neben den Schildern, auf denen man aufgefordert wird, nicht in der Bar zu schlafen. Als ich schon halb eingedoest war, hoerte ich noch im Unterbewusstsein, dass die Faehre endlich ablegte - unsere lange Reise sollte also endlich beginnen!

Tja, wie verbringt man 26 lange Stunden auf einem raeumlich begrenzten Raum? Mit Schlafen, Karten spielen, Pokern, Kniffeln, Rauchen (was fuer mich entfiel), auf dem Deck rumspazieren und fotografieren (was auf mich zutraf), Essen (Langeweile macht Hunger, leider!) und noch mehr Schlafen.

Montag 8 Uhr finnischer Zeit (die Finnen sind uns eine Stunde voraus) landeten wir endlich in Helsinki und unsere Ausdauer wurde mit schlechtem Wetter bestraft. Eine Stadtrundfahrt hatten wir uns vorgenommen und da konnte uns auch der Regen nicht dazwischenfunken. Den Bus hatten wir fuer uns und so fuhren wir also zu dritt in einem riesigen Bus durchs regnerische Helsinki. Fuer nicht mal 3 Stunden Parkzeit im Parkhaus zahlte ich stolze 12 Euro und nach dem Schreck verliesen wir Helsinki in Richtung Norden. Sylvio fuhr und Bine und ich nickten immer wieder zwischendurch ein, da wir auf der Faehre nicht wirklich bequem geschlafen hatten. Mit Micha verabredeten wir, dass er uns an einer Tankstelle abholen sollte und das war eine weise Entscheidung, denn sein zu Hause mitten im Wald haetten wir wohl trotz detailierter Wegbeschreibung nicht so ohne weiteres gefunden. Gegen 18 Uhr kamen wir dann endlich an und sprangen sofort in die Finnische Sauna, um auszuspannen. Was fuer eine Leistung, nach 3 Tagen Anfahrt hatten wir es endlich geschafft! Jetzt mag jeder sagen, warum seid Ihr nicht geflogen? Tja, waere nicht wirklich guenstiger gekommen und Michas Grossbestellung haetten wir auch nicht ausliefern koennen.

Effektiv hatten wir nur 3 Tage beim Micha, weil wir fuer den Rueckweg auch wieder qualvolle 3 Tage unterwegs waren. Das Wetter zeigte sich recht unbestaendig und es regnete haeufig, wir wurden aber auch mit Sonne belohnt; am letzten Tag sogar soviel, dass ich mich mal wieder etwas verbrannte. Wo waren wir nun genau? Also das Gebiet nennt sich Karelien, ungefaehr 500 Kilometer nordoestlich von Helsinki, schon recht nahe an der russischen Grenze. Naechst groessere Orte sind Joensuu und Kontiolahti, denen wir Besuche abstatteten (die Namen der Sehenswuerdigkeiten konnte ich mir nicht merken, die finnische Sprache ist eher kompliziert). Sehr viel Natur stand auch auf dem Programm und so wanderten wir durch den finnischen Wald und machten einen kleinen Boottrip auf einem der zahlreichen Seen. Elche und Baeren bekamen wir leider nicht zu Gesicht, dafuer aber tausende und abertausende von Muecken. Ich trage noch heute einiger ihrer Andenken. Sogar Micha, ein ueberzeugter Vegetarier und gegen das Toeten, kann sie inzwischen ohne schlechtes Gewissen erschlagen!

Einige Teile Finnlands liegen noerdlich des noerdlichen Polarkreises und das bedeutet, dass im Sommer die Mitternachtssonne scheint und im Winter Polarnacht herrscht. Das wiederrum bedeutet, dass die Sonne im Sommer nicht untergeht und sich dafuer waehrend des ganzen Winters nicht blicken laesst. Karelien liegt zwar suedlich des noerdlichen Polarkreises, aber zur Zeit der Sommersonnenwende wird es auch dort nicht komplett dunkel und momentan wird es nur fuer einige Stunden dunkel, aber nicht tiefschwarze Nacht. Das hat unsere inneren Uhren ein wenig durcheinander gebracht, denn gegen 10 Uhr abends stand die Sonne noch immer recht hoch am Himmel und gegen 2 Uhr in der Frueh war es gerade mal daemmerich. Schaut man auf die Uhr, stellt man entsetzt fest, dass man sich endlich mal ins Bett begeben muesste. Was im Sommer noch ganz ertraeglich ist, stelle ich mir fuer den Winter hart vor! Wenn es nicht richtig hell wird und man trotzdem seinem alltaeglichen Leben nachgehen muss. Kein Wunder, dass viele Leute in Finnland unter Depressionen leiden.

Wie es leider immer so ist, verging die Zeit viel zu schnell und am Freitag hies es Abschied nehmen. Zurueck nach Helsinki ging es in knapp 6 Stunden und dort liefen wir noch mal einige Sehenswuerdigkeiten ab, von denen wir bei der Bustour durch den Regen keine Fotos machen konnten. Danach sollte es eigentlich zum Faehrhafen gehen, aber wir landeten beim falschen Hafen. Oh je, wir kommen wir nun zu unserer Faehre? Das scheint wohl oefter zu passieren, denn man drueckte uns ne Karte+Ausdruck eines Routenplaners in die Hand, womit wir mal leider gar nichts anfangen konnten, denn finnische Strassennamen werden sehr selten oder sehr klein an den Gebaeuden angezeigt, so dass man nicht weiss, wo man sich befindet. Irgendwann hatten wir ne clevere Idee und tricksten das Navigationsgeraet aus (welches die Adresse des Hafens uebrigens nicht finden konnte) und alsbald waren wir auf dem Weg zur Faehre und boardeten sie auch gleich. Sie fuhr um 9 Uhr abends und diesmal war ich so schlau, meinen Laptop mit nach oben zu nehmen, so dass ich das bereitgestellte drahtlose Internet nutzen konnte. Das erlaubte mir, schon mal meine Fotos zu bearbeiten und noch vielen anderen Kram zu machen.

Samstag 11 Uhr legten wir in Rostock an und mit Fahrerwechseln ging es zurueck nach Suhl, wo wir kurz vor 5 Uhr in der Frueh ankamen. Ich haute mich sofort ins Bett, Sylvio und Bine fuhren noch etwas laenger, um nach Hause zu kommen.

Tja, das war also Finland. Das Land der tausend Seen! Ich moechte unbedingt noch mal im Winter wiederkommen, dunkle Tage erleben, all den Schnee sehen und mich wundern, wo sich denn all die Seen und Strassen versteckt haben. Jeden Tag in die Sauna gehen und mich danach im Schnee abkuehlen! Mal schauen, wie ich das in meine Reiseplanung mit einbeziehen kann....

Sunday, July 5, 2009

Nu, Nu..... Yes, we can.... Ooch in Dresden!

Das Reisefieber ist hartnaeckig und so machte sich die family letzten Freitag ganz spontan auf den Weg nach Erfurt, um das schoene Wetter zu geniessen und aus Suhl herauszukommen. Wir liefen durch Erfurts schoene Altstadt und machten natuerlich auch einen Abstecher im Erfurter Dom. In der direkt daneben liegenden Severi - Kirche war ich trotz meiner vielen Besuche des Doms noch nicht und obwohl die Kirche nur ein paar Meter neben dem Dom liegt, wird sie von den meisten Touristen gemieden. Dementsprechend ruhig war es in der Kirche.

In der Naehe der Kraemerbruecke genehmigten wir uns einen Eisbecher und nachdem wir die Alstadt abgelaufen hatten, gings wieder nach Hause. Durch die neue Autobahn alles kein Problem mehr und in knapp einer halben Stunde waren wir wieder zu Hause, wo es uebrigens sofort anfing aus Kuebeln zu schuetten.

Fuer Freitag entschlossen wir uns einen Abstecher nach Dresden zu machen, der zwar schon laenger auf der Wunschliste stand, bisher aber noch nicht verwirklicht wurde. Frueh am Morgen ging es los und gegen 11 Uhr waren wir in der Sachsenmetropole. Dort fiel mir sofort ein Plaket auf mit der Aufschrift "Welcome Mr. President! Nu, Nu.... Yes, we can.... Ooch in Dresden!". Ein Schmunzeln huschte mir uebers Gesicht; irgendwie hatte ich das saechsische schon ein wenig vermisst.

Die vor einigen Jahren fertiggestellte Frauenkirche ist Touristenmagnet Dresdens und dementsprechend viele Menschen draengelten sich vor deren Toren, in der Kirche selbst und auf dem Aussichtsturm. Kann man ihnen aber nicht veruebeln, denn mit dem Wiederaufbau der im 2. Weltkrieg zerstoerten Kirche hat Dresden einen tollen Job geleistet! Die schlichte Unterkirche, der lichtdurchflutete Kirchraum mit dem imposanten Altarraum und die barocke Malerei der inneren Kuppel versetzen den Besucher zutiefst beeindruckt in Staunen. Fuer 6 Euro nicht gerade ein Schnaeppchen, aber das Geld auf alle Faelle Wert, war der Aufstieg auf den Kirchenturm und die Aussicht auf Dresden. Gerade die naheliegenden Attraktionen wie Zwinger, Semperoper und das Residenzschloss waren von dort oben besonders gut zu betrachten.

Das Schlaendern auf der Bruehlschen Terrasse dauerte ewig und dafuer nehme ich auch alle Schuld auf mich, denn mit dem Fotografieren kann man dort einfach nicht mehr aufhoeren. Ueberall neue Tuerme, Statuen und ein toller Blick auf die Elbe sowie die Frauenkirche im Hintergrund. Wir besuchten das neue Gruene Gewoelbe welches, zusammen mit dem historischen Gruenen Gewoelbe, als eine der reichsten Schatzkammern Europas Weltruf geniesst und betrachteten dort prunkvolle Ausstellungstuecke, die einst August dem Starken gehoerten. Anschliessend liesen wir uns bei einer Bootsfahrt auf der Elbe so richtig durchbrutzeln und freuten uns ueber den sympatischen saechsich angehauchten Kommentar (auch in der englischen Uebersetzung).

Wieder festen Boden unter den Fuessen gings zur Semperoper, die wegen Elton John leider nicht zugaenglich war. Haeh, wie? Na ganz einfach, Elton John gab am Abend auf dem Theaterplatz ein Open-Air-Konzert und dort waren die Vorbereitungen bereits in vollem Gange. Dementsprechend war alles abgesperrt und von der Semperoper habe ich keine Bilder schiessen koennen. Da habe ich es endlich mal nach Dresden geschafft und dann macht mir Elton einen Strich durch die Rechnung! Uebrigens eine tolle Kulisse fuer ein Konzert, denn auf dem Theaterplatz ist man umgeben von Semperoper, Zwinger, Schinkelwache, Residenzschloss etc.

Nun gut, die Oper war also tabu aber umso laenger hielten wir uns im Zwinger auf. Erst drumherum und anschliessend im Zwingerhof selbst schoss ich auch dort unzaehlige Fotos und irgendwann meinte ich, wir sollten wohl den Heimweg antreten, schliesslich fuhren wir noch ca. 2,5 Stunden zurueck nach Suhl. Toller Tag in einer wirklich schoenen Stadt und irgendwie kann ich es gar nicht glauben, dass ich es vorher noch nie richtig nach Dresden geschafft hatte (einmal durchfahren zaehlt nicht) und das, obwohl ich in Sachsen studiert habe!

Wednesday, July 1, 2009

Marienbad (27.-29.06.2009)

Der Abreisetag aus Prag rueckte naeher und am Morgen herrschte Aufbruchstimmung. Die Koffer waren schnell gepackt und nach dem Fruehstueck ging es los in Richtung Marienbad. Das Wetter zeigte sich von seiner guten Seite - wie sollte es auch anders sein, schliesslich verliesen wir Prag!

In Marienbad kamen wir so gegen 13 Uhr an und weil bis 14 Uhr leichte Mittagssnacks serviert werden, galt unser erster Gang dem Hotelrestaurant. Nach einem leckeren Sueppchen bummelten wir in der Kurstadt herum und nahmen den Sessellift auf einen nahegelegenen Berg, auf dessen Gipfel wir zu erst einen Miniaturpark besuchten, der bedeutende Bauwerke aus Tschechien im Format 1:25 ausstellt. Auf dem Weg nach unten kamen wir an einem Aussichtsturm vorbei, der natuerlich bestiegen werden wollte und der zwar nur eine eingeschraenkte, deswegen aber nicht minder schoene Aussicht auf einen Teil Marienbads bietet. Zurueck im Stadtzentrum besuchten wir einige der vielen Mineralquellen, fuer die Marienbad so bekannt ist - um Marienbad gibt es ca. 100, in Marienbad selbst knapp 40 natuerliche Mineralquellen- und nahmen Geschmacksproben. Hunderte von Kurteilnehmern pilgern jeden Tag von ihrem Hotel zu diesen Quellen, bewaffnet mit Plastebecher, Flasche oder schoen verzierter, zum Verkauf angebotener, Porzellangefaesse, um sich stundenlangen Trinkgelagen hinzugeben.

Wir gaben uns erstmal dem Gala Essen im Hotel Restaurant hin und das hatte es in sich! 6 - Gaenge Menu mit Bedienung (das allerdings nur am Samstag) und das Essen vom Allerfeinsten. Die Portionen waren jeweils recht klein, deswegen waren die zahlreichen Gaenge kein Problem, aber wohl gesaettigt waren wir hinterher trotzdem. Da man sich mit solch einem vollen Magen nicht ins Bett legt und es dafuer sowieso noch viel zu frueh war, machten wir uns noch mal auf den Weg ins Stadtzentrum, diesmal allerdings wieder mit vollen Kamera Equipment und Stativ, denn Nachtbilder standen auf dem Kuraktivitaets Programm. Der erste Gang galt der singenden Fontaene, einem Brunnen, der kunstvoll Wasser spuckt und dies jede Stunde mit musikalischer Untermalung tut. Tagsueber ist das eher langweilig, aber bei Dunkelheit betrachtet aufgrund der verschiedenen Farben ein beeindruckendes wenn auch etwas kitschiges Schauspiel. Ich knipste wie ne Bloede und danach gings weiter zu anderen Objekten, die es aufgrund ihrer Architektur Wert waren, geknipst zu werden. Dem straffen Laufprogramm der letzten Tage mussten wir Tribut zoellen und mit erschoepften Beinen gings irgendwann zurueck zum Hotel und ins Bett.

Fuer Sonntag stand Erholung und Entspannung auf dem Programm und da durften wir mal ganz offiziell faul sein. Allerdings konnten es die weiblichen Mitglieder der Familie nicht lassen, frueh fuer einen Tauchgang im Pool aufzustehen und vor dem Fruehstueck ein paar Bahnen zu schwimmen. Nach dem Fruehstueck machten wir es uns auf Liegestuehlen bequem und warteten auf unsere Kuranwendungen. Massagen, Ganz - Koerper- Peelings und Gesichtshautpflege standen an und wir liesen uns verwoehnen. Da wir das Mittag bei all der Verwoehnerei vernachlaessigt hatten, gingen wir am Nachmittag fuer einen kleinen Eisbecher in die Stadt und als wir zurueckkamen, hauten wir uns noch in die Sauna. Mein Dad schmolz in der Dampfsauna und meine Mum und ich halt nur in der 55 Grad Trockensauna, die besonders gut fuer uns Asthmatiker geeignet ist. Es war bereits Abendbrotzeit, deswegen leerte sich die Sauna recht schnell, aber wir waren nicht in Eile. Die laestigen Finnen, die nur zum Gucken gekommen waren und schnell merkten, dass die einzigen zwei Frauen in der Sauna (wir) zum einzigen anderen Mann in der Sauna gehoerten (Familienoberhaupt), verzogen sich auch bald wieder und dann hatten wir unsere Ruhe. Mit groesster Ueberwindung tauchte ich sogar im Abkuehlungsbecken ab und danach rasste mein Herz im Rekordtempo!

Der Hunger meldete sich zu Wort und so machten auch wir uns auf den Weg ins Restaurant zu einem leckeren Abendessen und einer leckeren Flasche Wein und danach gings ins Bett. Montag stand leider schon wieder die Abreise an und so machten wir uns entspannt und um viele Erinnerungen und vorallem Bilder reicher auf den Nachhauseweg.



Prag (21.06.-27.06.2009)

Montag


Heute sollte bei bedecktem Himmel eine erreignisreiche sightseeing Woche beginnen und das Wetter war uns an diesem Tage noch hold denn bis zum spaeten Nachmittag regnete es nicht. Wir trafen uns mit Pavlina an einer naheliegenden Metrostation und fuhren zusammen in die Stadt, um von dort mit einer Seilbahn auf den Laurenziberg (Petrin) zu klettern, der eine wunderschoene Aussicht auf Prag und die naheliegende Prager Burg bietet. Ausserdem findet man hier oben den “kleinen Eiffelturm”, der erstmal bestiegen einen noch besseren Ausblick ueber Prag bietet. Der Aufstieg hingegen dauerte eine Weile.... puh ganz schoen viele Stufen! Wieder unten angelangt, spazierten wir hinueber zum Wahrzeichen Prags, seiner Burg und dem imposanten St. - Veits Dom im Inneren des Burggelaendes. Durch Zufall (oder gute Planung von Pavlinas Seite) erlebten wir um12 Uhr die feierliche Wachabloesung mit Fanfaren, die kein Ende zu nehmen schien, schliesslich war der Durchgang zum Dom gesperrt, den wir unbedingt sehen wollten. Nach all dem Gebruell, Blasen der Fanfaren, Einmarsch der neuen und Abschied der alten Wachen und noch mehr Gebruell und Fanfaren machten die Herrschaften den Eingang wieder frei und wir liefen mit hundert anderen Schaulustigen durch die Burg hindurch zum Dom. Wir haetten ihn uns gern von innen angeschaut, aber nicht mit sovielen anderen Leuten, deswegen stellten wir uns nicht an der Einlass Schlange an und verliesen das Burggelaende. Ueber die Burgrampe (tolle Aussicht ueber Prag!) und die malerische enge Neruda Gasse gings wieder runter in die Stadt und von dort gleich zum naechsten Prag Hoehepunkt, der Karlsbruecke. Leider nicht so idyllisch wie auf all den Postern, Postkarten und Malerein sondern ebenfalls mit Hundertschaften von Touristen, kleinen Souvenirstaenden und leider auch streckenweise verhuellt, da die Bruecke momentan renoviert wird. Ein Erlebnis war es trotzdem, die statuenreiche Bruecke zu sehen und die tolle Aussicht hoch auf die Burg zu geniessen. Wer mich kennt, weiss dass meine Kamera einiges zu leisten hatte!

Pavlina kannte kein Erbarmen mit unseren Fuessen und so liefen wir erst zum Altstaedter Ring und bewunderten die Astronomische Uhr, dessen Figurenspiel wir gerade verpasst hatten, das Altstaedter Rathaus, das Hus Denkmal (zu Ehren von Jan Hus, der in Konstanz auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden war), die Teynkirche und St.- Niklas- Kirche. Danach ging es zum beruehmten Wendelsplatz mit seinen Kaufhaeusern, unzaehligen Geschaeften, Theatern, Kinos, Boutiquen etc und dem Denkmal des hl. Wenzel vor dem Nationalmuseum. Hier feierten die Prager seit 1918 den Gruendungstag der selbstaendigen Tschechoslowakei und auch andere wichtige Demonstrationen fanden und finden hier statt. Wie mir Pavlina erklaerte, ist die Reiterstatue ist ein beliebter Treffpunkt der Prager und so verabredet man sich zu einem Treffen 'beim Pferd'. Hier verabschiedete sich Pavlina von uns, da sie noch etwas anderes zu erledigen hatte. Wir setzten unseren Stadtbummel ohne sie fort und liefen zurueck zur Astronomischen Uhr auf dem Alstaedter Ring, wo wir uns das Figurenspiel zur vollen Stunde anschauten (haetten wir beinahe wieder verpasst) und dann weiter auf der Luxus-Einkaufsmeile der Pariser Strasse zum juedischen Viertel liefen. Dort fing es heftig an zu regnen und wir machten uns auf den Weg zur Metro und fuhren heim. Unsere Fuesse beschwerten sich sowieso schon und im hostel angekommen, wollte ich keinen Schritt mehr gehen!


Dienstag

Leider hatte es sich ueber Nacht eingeregnet und wer auch immer fuer das Wetter zustaendig war, wollte uns den Gefallen nicht tun, den Regen zu stoppen. So machten wir uns ohne Pavlina mit dem Auto auf den Weg zum ca. 45 km entfernten Schloss Konopiste, das dem in Sarajevo erschossenen oesterreichischen Thronfolger Franz Ferdinand und seiner Gemahlin Sophie als zu Hause diente. Wir buchten eine deutsche Fuehrung und wunderten uns ueber die Preisgestaltung, da wir mehr zahlten, als auf den Informationstafeln ausgeschrieben. Spaeter erfuhren wir, dass man fuer den Fuehrer extra zahlt. Versteh ich schon, allerdings darf man das Schloss ohne Fuehrung nicht betreten und so koennte man die Gebuehr doch eigentlich in den Eintrittspreis gleich mit einrechnen, oder? Naja, viel interessanter fand ich ja, dass bei unserer Fuehrung eine hollaendische Schulklasse anwesend war, deren Lehrer sich beim Fuehrer beschwerte, dass sie kein oder nur wenig Deutsch verstehen und er wollte doch das ganze ins hollaendische uebersetzen. Das traf bei uns auf Unverstaendnis, denn wieso sollten wir darunter leiden, dass die Gruppe eine deutsche Fuehrung gebucht hatte, obwohl anscheinend nur der Lehrer deutsch verstand? Egal, die Schueler sahen sowieso nicht sehr interessiert an der ganzen Sache aus und so wurde sehr wenig von ihm uebersetzt. Der Fuehrer tat mir allerdings leid, denn er merkte, dass kaum Interesse/Verstaendnis da war und das ist meiner Meinung nach ein undankbarer Job. Was gab es im Schloss nun eigentlich zu sehen? Die privaten Wohnraeume des Thronfolgers sowie eine sehr umfangreiche und wertvolle Sammlung historischer Waffen und Jagdtrophaen. An Waffen schien es Franz Ferdinand nicht zu mangeln, denn neben der komplett mit Waffen zugestellten Ausstellung im Dachgeschoss sah man in vielen anderen Zimmern Waffen jeglicher Art und Herkunft.

Zurueck in Prag goennten wir uns was Gutes fuer unsere 'geschundeten Koerper' (man vergesse bitte nicht, dass ich vorher schon paddeln war und sehr unbequem im Zelt genaechtigt hatte) und begaben uns erst in den Whirlpool und danach bekam jeder von uns noch eine Massage. Ach herrlich!


Prag 2. Teil


Mittwoch

Leider spielte das Wetter noch immer nicht nach unserer Geige und so kehrten wir auch heute wieder Prag den Ruecken. Gluecklicherweise gibt es in Prags Umgebung genuegend Schloesser und Burgen fuer mehrere Wochen Regen und so war heute das auserwaehlte Objekt der Begierde Burg Karlstein, nur ca. 35 km von Prag gelegen. Die Anfahrt an sich war schon ein kleines Abenteuer fuer sich, denn kurz vor dem Ziel litt unser Navigationsgeraet an geistiger Verwirrung und schickte uns im Kreis herum. Irgendwann hatte ich die Nase voll und ignorierte das bloede Ding, stieg aus und fragte in rekordverdaechtig schlechtem Tschechisch nach dem Weg. Geantwortet wurde mir in einem Kauderwelsch aus Tschechisch, Deutsch und Englisch. Pavlina erzaehlte mir spaeter, dass sie schon haeufiger davon gehoert hatte, dass in dieser Gegend Navigationsgeraete den Geist aufgeben; kein Wunder bei all den kleinen Landstrassen, da kann man schon mal den Ueberblick verlieren. Der Parkplatz fuer die Burg war eher schlecht besucht, kein Wunder bei dem Wetter. Man versuchte uns auch gleich eine Kutschfahrt anzudrehen, weil es ja regnete, der Weg angeblich so steil und so lang sei aber wir lehnten ab und liefen. Mir mussten wohl eine Abkuerzung gefunden haben, denn trotz der vielen Stops, um uns die zahlreichen Souvenir Shops anzusehen und ein paar Fotos zu schiessen, waren wir sehr schnell oben an der Burg angelangt. Zwischenzeitlich hatte es sogar aufgehoert zu regnen! Wir knipsten alles, was es im Innenhof und um die Burg herum zu fotografieren gab und entschieden uns gegen eine Fuehrung in der Burg. Erstens war sie sehr viel teurer als in Konopiste am Vortag, zweitens standen schon wieder mehrere Schulkassen am Eingang und drittens hatte uns Pavlina bereits vorgewarnt, dass die Fuehrung nicht so sehenswert sei wie am Vortag. So machten wir uns an den Abstieg, assen zu Mittag in einer der vielen Restaurants, kauften ein paar Souvenirs und fuhren zurueck nach Prag. Das Wetter hatte sich doch tatsaechlich so weit gebessert, dass sich sogar die Wolkenschicht ein wenig loeste. Ich kontaktierte Pavlina und wir verabredeten uns fuer spaeter fuer einen kleinen Bummel in Prag und zum spaeteren Abendessen. Ach so, was macht Karlstein zur beruehmtesten Burg in Boehmen? Errichtet wurde sie unter Karl IV., der hier die Reichskleinodien und seinen Reliquienschatz aufbewahrte. Die Kroenungsinsignien sind allerdings umgezogen und leben heute im St. - Veits – Dom in Prag.

Meiner Mum ging es aufgrund einer ungluecklichen Kombination von Mittagessen, Grog und kurvenreicher Rueckfahrt nicht so besonders gut und so machten sich mein Dad und ich allein auf den Weg in die Stadt, wo wir uns mit Pavlina trafen und das Sightseeing vom Montag fortsetzten. Diesmal zu bestaunen gab es das imposante Gemeindehaus im Jugendstil, den Pulverturm, die tschechische Nationalbank und ueber die Zeltnergasse ging es zum Altstaedter Ring, wo wir mal wieder das Figurenspiel der Astronomischen Uhr verpassten (komisch, wir waren sehr oft an diesem Platz, aber das Figurenspiel haben wir leider nur einmal sehen koennen). Die Nationalstrasse entlang liefen wir zur Moldau vorbei am Nationaltheater, welches 1881 komplett niederbrannte. Kaum zwei Jahre spaeter war es wieder aufgebaut und das allein durch private Spenden der Tschechen. Aus diesem Grund auch die Inschrift an der Front: 'Narod sobe = Die Nation sich selbst'. An der Moldau entlang liefen wir zu einem futuristischen Bauwerk, genannt Tanzendes Haus, da sich beide Hausteile wie ein tanzendes Paar aneinander schmiegen. Danach gingen wir erstmal essen und zwar in einen recht beruehmten Pub, dessen Namen ich schon wieder vergessen habe (Asche auf mein Haupt!).

Wir warteten darauf, dass es endlich dunkel wuerde, schliesslich hatte ich meine gesamte Fotoausruestung bei mir und mein Dad schleppte sich mit dem Stativ ab, denn ich wollte Nachtaufnahmen schiessen. Spaeter machten wir uns auf den Weg zur Karlsbruecke und suchten einen Zugang zum Wasser, von wo aus ich herrliche Nachtbilder schoss. Als wir endlich gegen 23.30 Uhr wieder im hostel auftauchten, waren wir beide hundemuede und die Beine streikten.


Donnerstag

Die Goetter waren uns gehoerig, es regnete nicht mehr und es war sogar so warm, dass wir ohne Jacken aufbrechen konnten. Unsere Gebete mussten erhoert wurden sein! Fuer den Vormittag war wieder ein bisschen sightseeing geplant und fuer den Abend hatten wir etwas ganz besonderes vor, aber dazu spaeter mehr; einige von Euch wissen es bereits und die anderen will ich noch auf die Folter spannen.

Pavlina fuehrte uns hinauf zum Vysehrad, der Nationalen Gedenkstaette, was bei Touristen weniger beliebt ist, ganz einfach weil sie meist keine Zeit fuer die etwas abgelegene Anlage haben und so waren wir hier nur mit einer handvoll Busladungen von Touristen unterwegs. Neben der St. Peter und Paul Kirche befindet sich der Ehrenfriedhof, auf dem bedeutende tschechische Vertreter aus Kunst, Literatur und Wissenschaft begraben liegen (u.a. die Schriftstellerin Bozena Nemcova, Jugendstilkuenstler Alfons Mucha, Geiger Jan Kubelik und die Komponisten Bedrich Smetana und Antonin Dvorak). Wir fanden dort uebrigens auch den Namen Preiss auf einem der Grabsteine und vielleicht sollte ich mal einige Nachforschungen anstellen.... wer weiss was dabei ans Tageslicht kommt!

Niemand war besonders scharf aufs Laufen heute und so bedienten wir uns der Strassenbahn, um zum naechsten Fotostop zu gelangen, dem Fernsehturm Prags. Eigentlich ein tristes graues Bauwerk, aber trotzdem ein Hingucker, denn auf der Aussenseite krabbeln Babys den Turm hinauf. Da das Turmsteigen gewoehnlich nicht zu den Lieblingsaktivitaeten eines Babys gehoert, haben wir sie Baby Aliens getauft, denn an der Sache muss was faul sein!

Es war gerade mal frueher Nachmittag, aber wir verabschiedeten uns kurzfristig von Pavlina, fuhren heim und hielten ein kurzes Nickerchen. Danach trafen wir uns wieder mit ihr und zwei ihrer Freunde und quetschten uns mit hundert anderen Leuten in eine Strassenbahn, um in den Sueden Prags zu gelangen. Am Slavia Stadion angekommen trafen wir auf tausende meist schwarz gekleidete Menschen und aus einem Auto droehnte “People are People” von Depeche Mode. Das machte alles Sinn, schliesslich sollten hier in ein paar Stunden Depeche Mode im Rahmen ihrer Tour of the Universe auftreten und Pavlina hatte bereits vor Monaten die Karten fuer uns besorgt. Nicht lange nach dem Finden eines geeigneten Stehplatzes im Innenraum des Stadions und einem kurzen Besuch beim Merchandise Stand fing es an zu regnen. Motor, die Vorband begann ebenfalls zu spielen und obwohl mir die Musik eigentlich ganz gut gefiel (es lies sich gut dazu wippen, um warm zu bleiben), nervte sie nach einer Weile, weil es immer das selbe war. Gegen 7 Uhr hoerten sie auf zu spielen und alle riefen nach Depeche Mode, aber die liesen noch 1 Stunde auf sich warten.

Puenktlich zum ersten Song hoerte es auf zu regnen, das nenn ich perfektes Timing! Sie starteten mit ein paar Songs aus dem neuen Album, mit dessen Songtexten ich mich leider noch nicht so genau beschaeftigt hatte. Das machte das Mitsingen schwierig. Im Allgemeinen muss ich sagen, dass die Tschechen nicht so die Mitsinger sind (sie singen lieber allein und tanzen auf Tischen), selbst bei den bekannten Songs sang niemand in meinem Umfeld (ausser Pavlina, die kann nicht singen und man hoert sie ueberall!) aber vielleicht standen wir nicht im direkten Fanbereich. Nach dem Einstieg kam dann Walking in my shoes, was die Leute zum ersten Mal richtig zum Ausflippen brachte und die Klassiker taten dann den Rest. Mit der Videoshow haben sie sich auch diesmal wieder grosse Muehe gegeben, aber ich haette es lieber gesehen, wenn sie die grossen Leinwaende komplett zum Uebertragen des Geschehens auf der Buehne genutzt haetten. Ich hatte eine Wand von grossen Leuten vor mir und konnte somit von der Buehne ueberhaupt nichts sehen und war auf die Leinwaende angewiesen. Bloed dann, wenn da gerade Dave, Martin und Andy als Kosmonauten verkleidet zu sehen sind! Wie auch immer, es war ne grossartige Show, Dave war zum Glueck nach seiner OP wieder wohlauf und bester Laune und das letzte Drittel der Show war vollgepackt mit Klassikern wie I feel you, Never let me down again (und dem obligatorischen Meer aus Haenden- sieht geil aus wenn man das auf der Leinwand sieht!!!), Enjoy the silence, Strange Love, Policy of Truth und vielen vielen mehr. Nach etlichen Zugaben dann das letzte Schmankerl der Show, Waiting for the night, von Martin und Dave auf der kleinen Buehne in der Zuschauermenge gesungen, was ich leider wieder ueberhaupt nicht sehen konnte, da die Leinwand einfach nur eine Weltkugel zeigte (ganz toll!). Was da eigentlich vor sich ging, habe ich spaeter auf einem Video auf utube sehen koennen. Nach knappen 2 Stunden war das Konzert zu Ende und alle waren happy! Es dauerte bestimmt ne halbe Stunde, bis wir endlich aus dem Stadion raus waren und wir entschieden uns gegen die Strassenbahn, was eine gute Entscheidung war, denn die platzten aus allen Naehten. Wir liefen recht lange zur naechstgroessen Seitenstrasse, wo wir in andere Strassenbahnen in die gleiche Richtung einstiegen. Nach einem kleinen Stop beim grossen M (wo leider auch wieder alle anderen stoppten) ging es nach Hause, wo wir kurz vor Mitternacht eintrafen. Erschoepft aber gluecklich fiel ich ins Bett.


Freitag

Eigentlich wollten wir uns heute spaeter mit Pavlina treffen, aber die harten Betten im hostel liesen alle anderen (ausser mir) zur normalen Zeit aufstehen und so liesen wir uns eben sehr viel Zeit beim Fruehstuecken und machten uns schon frueher auf den Weg in die Stadt. Wir knipsten am Nationalmuseum (Wendelsplatz) herum und trafen uns mit Pavlina 'am Pferd'. Waehrend wir nach einer Stativtasche shoppten, unterbreitete uns Pavlina die News vom Vorabend; Michael Jackson war tot. Puh, da guckten wir nicht schlecht aus der Waesche.

Programm fuer den heutigen Tag: Sowenig Laufen wie moeglich! Wir entschieden uns also fuer eine Bootsfahrt auf der Moldau und das war sogar fuer Pavlina ein erstes Mal. Allerdings war die Bootsfahrt selbst ein wenig enttaeuschend. Das Wetter war zwar gut, aber erstens gab es keinen Kommentar, wir haetten also gar nicht gewusst, was wir uns eigentlich anschauen, wenn wir unseren Fuehrer nicht dabei gehabt haetten und dann ging es auch nur einmal die Moldau hoch und runter zur Karlsbruecke und wieder zurueck. Highlight des ganzen Trips war ironischerweise die Schleuse, in die das Boot einfuhr, um ein Weiterfahren zu ermoeglichen. Im Flussbett der Moldau befindet sich eine Art Stufe, die das Befahren mit Schiffen und Booten unmoeglich macht. Um den Schiffverkehr nicht vollstaendig zum Erliegen zu bringen, haben sich die schlauen Tschechen etwas einfallen lassen: Das von oben kommende Boot faehrt in eine Schleuse, beide Tore schliesen sich und das Wasser wird solange herausgepumpt, bis man auf gleichem Wasserniveau wie unterhalb des Gefaelles ist. Auf dem Rueckweg funktioniert es nach dem gleichen Prinzip: Boot faehrt in die Schleuse, Tore schliesen sich und Wasser wird eingelassen, bis man das Wasserniveaus oberhalb des Gefaelles erreicht hat. Als Profis mussten Pavlina und ich ueber die Art und Weise lachen, wie die ganze Sache mit den Bootstrips durchgezogen wird und in der Hinsicht koennten die Tschechen bestimmt noch was lernen. Ein nettes Begruessungswort durch die Crew oder den Kaptain, wenn man an Board kommt, vielleicht sogar ein Begruessungsfoto mit der Prager Burg im Hintergrund (laesst sich gut verkaufen), Kommentar ueber Lautsprecher oder wenigstens eine Broschuere mit Infos ueber die zu sehenden Sehenswuerdigkeiten, all das haette einen grossen Unterschied gemacht. Nun ja, Spass hatten wir ja trotzdem, aber nun hatten wir Hunger und assen zu Mittag.

Anschliessend begaben wir uns mal wieder zum Altstaedter Ring, verpassten das Figurenspiel bei der Astronomischen Uhr und wollten eigentlich den Tower hinauf, um die Aussicht zu geniessen, aber dieser wurde gerade wegen der Auffuehrungen zu den Prager Festspielen auf dem Platz selbst gesperrt und so zogen wir wieder von dannen. Auf der Suche nach einer Eisdiele erkletterten wir den Letna, einen weitlaeufigen Park auf einem Plateau ueber der Moldau und gegenueber der Altstadt mit herrlichem Blick ueber die Stadt. Pavlina brauchte eine Weile um die Lage der Eisdiele aus ihrem Gedaechtnis zu kramen, erinnerte sich aber rechtzeitig, denn wir schafften es gluecklicherweise mit Einsetzen eines Wolkenbruchs in den kleinen Pavilion. Dort wimmelte es von Menschen und Hunden, die alle Schutz vor dem Regen suchten und in den naechsten 20 Minuten machten die dort bestimmt Rekordumsaetze!

Pavlina hatte noch einige Verpflichtungen und da es schon wieder spaet war fuhren wir zum hostel und verabschiedeten uns. Wie schnell doch die Zeit vergeht, aber unser letzter Tag in Prag neigte sich dem Ende.



Paddeln auf der Moldau (17.-21.6.2009)

Kaum zu Hause hies es fuer mich schon wieder Rucksack packen und auf in ein neues Abenteuer. Diesmal ging es zu unseren Nachbarn in die Tschechei und dort wartete bereits meine gute Milford Freundin Pavlina auf mich. Am Mittwoch morgen bestieg ich in Suhl einen Regionalbummelzug nach Erfurt, stieg dort in einen ICE nach Dresden und dort nochmal in einen weiteren ICE nach Prag um. Anscheinend macht es bei der Deutschen Bahn einen grossen Unterschied, wohin die Zuege fahren, denn ich hatte bei dem besonderen 'Tschechei - Special' zugeschlagen und die 1. Klasse gebucht und die war von Erfurt nach Dresden um einiges schicker und luxurioeser als nach Prag. Der ganze Zug nach Prag war alt und gebrechlich und dementsprechend sah auch die 1. Klasse aus. Es faehrt ein Zug nach..... ne nicht ins Nirgendwo aber definitiv in den alten Ostblock!

Egal, die Aussicht war gerade nach Dresden mit der saechsischen Schweiz ganz hervorragend und eigentlich muesste ich auch noch einen Ausflug in diese Gegend planen. Naja, mal sehen, ob es die Zeit und das Geld zulassen.

Gegen Nachmittag erreichte ich Prag und nachdem ich bereits meine erste kleine Panne erlebt hatte, als die nette Dame vom Ticketschalter fuer die Metro meinen alten 20 Kronen Geldschein nicht annehmen wollte (ich konnte aber mit Euro bezahlen), holte mich Pavlina am Bahnhof ab und wir machten uns auf den Weg nach Cerny Most, den Stadtteil von Prag in dem sie wohnt. Fuer den Abend hatten sich auch ihre Mutter und ihre Schwester angekuendigt, weil sie fuer ein Musical in Prag waren und bei selbstgemachten Sushi verbrachten wir einen lustigen Abend. Pavlina und ich redeten auf Englisch, ihre Schwester uebersetzte fuer die Mutter (mit gelegentlichen Hinzudichtungen und eigenwilligen Abaenderungen) und das versprach einige Lacher. Pavlina wohnt in einer recht kleinen Wohnung, schaffte es aber trotzdem, uns alle fuer die Nacht unterzubringen und so gingen wir irgendwann muede ins Bett.

Am naechsten Morgen verabschiedeten wir uns von ihrer Familie und trafen uns erst mit Eva, die wir ebenfalls aus Milford kennen und warteten dann auf Lenka und ihren Freund, die beide in Brno leben und uns am Stadtrand Prags abholen wollten. Das dauerte ein wenig laenger als geplant, weil sich die beiden verfahren hatten und keine Stadtkarte im Auto hatten, aber Pavlina lotste sie per Handy zu unserem Aufenthaltsort. Es war schweineheiss und wir 5 quetschten uns ins Auto fuer unsere Fahrt nach Rozemberg. Dort trafen wir uns mit den 9 anderen Mitgliedern unserer 'Expedition' und bauten erstmal die Zelte fuer die Nacht auf.

Die Verfahrensweise war uebrigens jeden Tag der selbe. Nach Aufstehen und Fruehstueck packten wir die Zelte zusammen und verstauten alles im Auto. Dann machten sich 3 Fahrer auf den Weg zum naechsten Camp und bauten dort die Zelte auf, damit diese bei unserer Ankunft bezugsfertig waren. Dann machten sie sich per Taxi auf den Weg zurueck zum alten Camp und von dort paddelten wir dann zum neuen Camp.

Wie Tschechen nun mal so sind, trafen sich erstmal alle in der Camp Kneipe auf ein Bier und daraus wurden dann recht viele Biere und einige Schnaepse und ich befuerchtete bereits, dass wir gar nicht mehr wegkommen wuerden. Gegen 4 Uhr machten wir uns endlich auf den Weg, weil wir ein Stueck von Rozemberg entfernt, unsere Boote abholen und zum Lager paddeln mussten. Bis wir dann endlich in den Booten sassen, verging auch noch mal ueber eine Stunde und ich konnte es kaum glauben, als es dann endlich los ging. Zum Glueck war es an diesem Tag superwarm und so war es lange hell und warm. Das stellte sich fuer alle als grosser Vorteil heraus, denn gleich an der ersten Stromschnelle landeten alle im Wasser, wohl mehr aus Ueberraschung, weil keiner mit sowas gerechnet hatte. Zum Glueck hatte ich vorher noch meine Kamera in einem der Faesser verstaut, die unsere Sachen vor dem Wasser schuetzen sollten, aber meine Sonnenbrille verlor ich leider dabei. Pavlina war die einzige, die trocken blieb, aber sie hat sowas in ihrer Jugend als Hobby betrieben und es waere wohl mehr als peinlich fuer sie gewesen, diese Stromschnellen nicht meistern zu koennen.

Es dauerte eine ganze Weile, bis alle Boote wieder richtig herum im Wasser schwommen, ohne allzu viel Wasser im Boot selbst und bis wir alle unsere Habseeligkeiten zusammengepackt hatten. Nach einem Zwischenstop in einem der zahlreichen Camps am Ufer, der natuerlich wieder mehr zum Trinken als zum Essen genutzt wurde, kamen wir so gegen 8 Uhr endlich in unserem Lager fuer die Nacht an. Endlich wieder in trockenen Klamotten assen wir warme aber weniger gesunde Campkueche (gegrillter Kaese, Pommes, Bockwurst und andere Feinschmeckerl) und dazu gabs ne Menge Alkohol. Irgendwann ging ich ins Bett und viele Stunden spaeter folgten Pavlina und Eva, mit denen ich mir das Zelt teilte.

Ueber Nacht begann es zu regnen und sollte den ganzen naechsten Tag anhalten. Dementsprechend war die Stimmung am naechsten Morgen. Viele wollten den Trip abbrechen, andere (darunter ich) wollten weiterfahren und so dauerte es Stunden, bis endlich eine Entscheidung getroffen war. Bis dann endlich die Zelte abgebaut, die Fahrer davongefahren und dann wieder im Camp eingetroffen waren, verging ne halbe Ewigkeit und ich war zu Tode gelangweilt und happy, als es endlich losging (wohl wieder so gegen 3 oder 4 Uhr!). Am Lager 2 angekommen haette ich gerne ne Dusche genommen aber da wartete ne Schlange von ca. 15 Leuten und so entschied ich mich gegen die Dusche. Ging auch ohne. Wir machten uns wieder im Pub breit und dort wurde die Stimmung im Laufe des Abends immer ausgelassener. Wie ich hautnah erleben durfte, sind die Tschechen gute Trinker - was ich bereits wusste, aber sie sind auch leidenschaftliche Saenger und Taenzer, besonders gern auf Tischen. Irgendwann hielt es niemanden mehr auf den Stuehlen und der ganze Pub sang und tanzte. Sehr unterhaltsam, auch wenn ich bei den tschechischen Songs nichts verstand.

Am naechsten Morgen hatte sich das Wetter nicht gerade gebessert, im Gegenteil, es regnete noch immer leicht und war nun auch viel kaelter geworden. Bis endlich alle ihren Rausch ausgeschlafen, gefruehstueckt und die Zelte zusammengebaut hatten, vergingen vielen Stunden und die Warterei war besonders fuer mich immer sehr langweilig, da die 11 anderen (2 hatten die Sache doch zwischendurch abgebrochen) verstaendlicherweise mehr tschechisch als englisch sprachen und wenn man so gar nichts versteht, nervt das. Nunja, irgendwann ging es auch an diesem Tag los und waehrend wir am 2. Tag von Stromschnellen verschont geblieben waren, erwarteten uns am 3. Tage einige davon. Eva und ich meisterten einige, aber bei einer der grossen landeten wir - leider als einzige unser Gruppe- im Wasser. Dabei hatten wir uns so wacker geschlagen und waren fast aus der Gefahrenzone, als es uns doch erwischte. Diesmal verlor ich auch meinen Paddel, weil ich es fuer wichtiger errachte, das Boot zu retten und so stand ich eine Weile ohne Paddel da, welches aber spaeter von anderen Ungluecksraben gefunden wurde.

Wir erreichten Cesky Krumlov und fuhren an unserem Lager vorbei, weil wir an diesem Tag die Boote abgeben mussten. Cesky Krumlov ist eine wunderschoene alte Stadt mit einem praechtigen Schloss auf steilen Felswaenden erbaut und wir den morgigen Tag stand auch eine Besichtigung auf dem Plan. Als wir uns von den Booten getrennt hatten, sprach die Haelfte der Gruppe davon, uns fuers Abendessen in eine Kneipe zu setzen (oh Ueberraschung!) aber ich streikte. Die anderen waren ja zum Glueck noch trocken, aber Eva und ich waren noch nass und so wollte ich erstmal ins Camp und mich umziehen. Das machten wir dann auch und entschlossen uns, gleich im Camp zu bleiben und dort im Pub unser allabendliches Programm durchzuziehen. Etwas frueher ging es an diesem Abend auch ins Bett, weil wir am naechsten Morgen das Lager um 10 Uhr verlassen wollten. Ein wagemutiger Plan...

Aber wir schafften es tatsaechlich, den Zeltplatz bis 10 Uhr zu verlassen und das allerbeste - die Sonne hatte uns wieder! Ein kurzer Bummel durch die Stadt, viele Fotos spaeter und gegen 12 Uhr verabschiedeten wir uns von einander und die verschiedenen Gruppen gingen ihrer eigenen Wege. Wir machten uns zurueck auf den Weg nach Prag und hielten zwischendurch noch in Ceske Budejovice in der Budweiser Brauerei, wo wir uns ein leckeres Mittagessen goennten. Leider standen wir kurz vor Prag einige Stunden im Stau so dass wir erst gegen 4 Uhr bei Pavlina ankamen und bis ich mich endlich mit meinen Eltern am hostel in Prag selbst traf, war es so gegen 6 Uhr. Ein Abenteuer war somit beendet und ein weiteres stand bereits vor der Tuer....

P.S.: Zu den oben gezeigten Karten: Die 1. Karte ist natuerlich eine Uebersichtskarte der Tschechischen Republik und die 2. Karte ein Ausschnitt, der die Moldau unterhalb Cesky Krumlov sehr gut zeigt. Rozemberg liegt sehr nahe an der Grenze zu Oesterreich....