Ich wurde bereits vorgewarnt, dass an einem Sonntag in Tonga die Buergersteige hochgeklappt bleiben, schliesslich sind Tonganer sehr glaeubige Menschen, die fast den ganzen Sonntag in der Kirche verbringen. Nach Anfrage wurde mir der typische Tagesablauf erklaert. Der erste Kirchengang erfolgt zwischen 5 und 6 Uhr in der Frueh gefolgt von einer laengeren Pause, die zum Beispiel zum fruehstuecken genutzt wird. Zwischen 10 und 11 Uhr begibt man sich erneut in die Kirche um wieder gemeinsam zu singen und zu beten. Am Nachmittag ist die Kirche erneut Treffpunkt Nummer eins und zwar zwischen 4 und 5 Uhr. Viele Tonganer treffen sich abends noch mal in der Kirche, um den Tag durch gemeinsames Singen ausklingen zu lassen. Tonganer sind stolz auf ihren Glauben und erscheinen wohlgekleidet in der Kirche, wobei Frauen und Maedchen huebsche Kleider oder ein Sarong (genannt tupenu) und Maenner und Jungen oft traditionell in einem tupenu und darueber einem ta'ovala (einer gewobenen Bastmatte), festgebunden mit einem 'kafa' Seil erscheinen. Auch Frauen tragen manchmal ein ta'ovala, oefter allerdings ein kiekie, ein Faden Roeckchen, das ueber dem tupenu getragen wird.
Toni's Inseltour wurde mir nicht nur von Pavlina empfohlen, die ja bereits schon mal auf Tonga war, sondern wird auch vom Lonely Planet als sehenswert eingestuft und deswegen schloss ich mich den anderen Gaesten an. Wir warteten, bis Toni, Leni (seine Frau) und Tohi (Lenis Bruder und Fahrer) von der Kirche zurueck kamen und dann machten wir uns mit zwei Minivans auf den Weg. Es war heiss und schwuel und neben meiner Kamera Ausruestung verstaute ich noch genuegend Wasser und Sonnencreme in meinen Rucksack. Ich sass im Minivan, der von Tohi gefahren wurde und mit an Board waren ausser dem australischen Kiwi und den beiden Oesterreichern noch eine Japanerin. In einem anderen hostel holten wir einen weiteren Mitfahrer ab und es stellte sich heraus, dass er auch aus Deutschland kommt und er die beiden Oesterreicher bereits auf Samoa kennengelernt hatte. Die Wiedersehensfreude war gross und die Drei quatschten munter drauf los und es stoerte sie auch nicht, dass die hinter ihnen Sitzenden (die Japanerin und ich) Tohi nicht mehr verstehen konnten. Wir machten so viele Stops auf unserer Tour, dass ich sie gar nicht mehr in der passenden Reihenfolge aufzaehlen kann, aber wir sahen den Koenigspalast von der Strasse aus, hielten an allen moeglichen Plantagen, damit uns Tohi erzaehlen konnte, welche Nahrungsmittel in Tonga angepflanzt werden (was mich ja mal gar nicht interessierte aber alle anderen schienen die Informationen gierig aufzunehmen und so ertrug ich die Langeweile), wir hielten an diversen Lookouts, sahen die flying foxes schlafend von den Baeumen haengen (eine Fledermausart), sahen hunderte von Kirchen und hoerten die tollen Kirchengesaenge der Tonganer, besuchten die Blowholes, Ancient Trilithon Ha'amonga 'A Maui, besuchten einige Friedhoefe, sahen riesige eklige Spinnen am Strassenrand und zwischendurch stoppten wir im Liku'alofa Ressort, dem einzigen Ort in Tonga, wo an einem Sonntag gearbeitet und fuer Touristen gekocht wird. Toni riet uns, das Essen gleich zu bestellen, bevor wir baden oder sonstigen anderen Aktivitaeten nachgingen. Ich spazierte durch die Gegend und fotografierte (wer verwundert darueber ist, kennt mich nicht oder verfolgt meine blogs nicht lang genug) und nach einer knappen halben Stunde wurde das Essen serviert. Ich hatte das 'Vergnuegen' mit Gottfried, Christa, Matthias (dem Deutschen) und Chi (der Japanerin) an einem Tisch zu sitzen und als mich Chi auf Deutsch ansprach und meinte, sie lernt Deutsch mit Hilfe eines Buches, verstand ich die Welt nicht mehr. Ausser mir und Chi war der Rest des Tisches mit dem Service nicht so besonders zufrieden und beschwerte sich ueber alles und jeden und ich versuchte inzwischen ein Gespraech mit Chi zu fuehren, um mich abzulenken. Natuerlich dauerte alles ein wenig laenger und fehlerfrei waren sie auch nicht, aber das ist nunmal Tonga (dazu noch an einem Sonntag!), da kann man fuenfe schon mal grade sein lassen!
Irgendwann gings weiter mit der Sightseeing Tour und zwischendurch wurden mir mal von nem kurzen Regenschauer ueberrascht, aber der war nach nicht mal 5 Minuten schon wieder vorbeigezogen. Wo Tonganer ihre Toten begraben ist ganz interessant, denn manche Grabhuegel sieht man sogar in Gaerten und Hinterhoefen und Friedhoefe, wie wir sie kennen, gibt es eigentlich nicht, nur Stellen, wo man mehrere Graeber vorfindet. Geschmueckt sind die Graeber meist mit Kunstblumen, Muscheln und leeren Bierflaschen (ja Ihr habt richtig gelesen). Gottfried und Christa zogen bald den Ungunst der gesamten Minibus Besatzung auf sich, denn sie brauchten unverschaemt lange fuer ihre Fotoeskapaden und wo immer wir stoppten, standen sie mit ihren Reisefuehrer um alles ganz genau nachzulesen. Das ging sogar mir auf den Keks, und ich bin bekannt dafuer, viele Fotos zu schiessen. Wenn dann trotzdem noch jemand doppelt so lange braucht wie ich, kann ich das nicht verstehen. Mir tat Tohi leid, der es eigentlich gern fuer den 5 Uhr Service in die Kirche geschafft haette, aber wir schafften es nicht rechtzeitig zurueck. Arbeiten am Sonntag wird in Tonga nicht gern gesehen und der Arme chauffierte uns den ganzen Sonntag durch die Gegend... Ach ja, auf dem Weg nach Hause hielten wir noch mal kurz an der Stelle, wo Entdecker James Cook vor vielen vielen Jahren die Insel betrat, aber die Stelle war durch ein riesiges Tor verriegelt und man konnte nicht mal lesen, was auf Gedenkstein geschrieben stand. Auf dem Nachhauseweg war die Stimmung im Minivan etwas angespannt, denn der australische Kiwi hatte mal ein paar Machtworte gegenueber der oesterreich/deutschen Koalition ueber die Ruecksichtnahme gegenueber anderen Tourteilnehmern gesprochen und ich grinste nur in mich hinein.
Gegen 6 Uhr waren wir wieder zu Hause, ich kochte mir ne Kleinigkeit und wurde dann wieder von dem Inder belagert, mit dem ich am gestrigen Abend bereits gequatscht hatte. Im Grossen und Ganzen erzaehlte er mir all seine Stories noch einmal und als Toni mit einer grossen Schuessel Kava anrueckte und meinte, dass die Kava Night bald anfing, verzog er sich ins Bett. Ich war etwas ueberrascht, weil Toni keine Kava Night erwaehnt hatte und als die anderen alle erschienen und mit dem Trinken anfingen, ohne mich oder die Insassen unseres Hauses zu fragen, ob wir ihnen beiwohnen moechten, machte auch ich mich angesaeuert ins Bett. Dazu muss ich erwaehnen, wie Toni's Guesthouse aufgebaut ist: es besteht aus mehreren Haeusern in verschiedenen Farben und manche sind schon einige Meter voneinander entfernt, so dass man als Bewohner des gruenen Hauses von den Bewohnern der gelben und blauen Haeuser nichts mitbekommt. Wenn dann die Bewohner der gelben und blauen Haeuser vor dem gruenen Haus anruecken um dort ihre Kava Night zu veranstalten, laut bis spaet in die Nacht durchs gruene Haus rumpeln und deren Toilette benutzen, find ich das mehr als frech, besonders wenn 'Die Gruenen' alle schlafen, weil sie nicht eingeladen wurden.
Ach so, fuer alle die nicht wissen was Kava ist, dabei handelt es sich um ein Sinne betaeubendes Getraenk, das die Tonganer so gern trinken wie die Deutschen ihr Bier. Vom Geschmack kann ich leider nicht berichten, schliesslich bin ich nicht in den Genuss gekommen, aber mir wurde von mehreren Quellen bestaetigt, dass Kava nicht gerade fuer seinen koestlichen Geschmack bekannt ist.
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