Wie kann ich diesen ereignisreichen Tag am besten zusammen fassen? Selbst eine knappe Woche nach dem Grand Prix weiss ich noch immer nicht genau, was genau passiert ist, wer auf den Raengen 4 abwaerts gelandet ist und da ich mich im Internet nicht schlau gemacht habe, habe ich den Rennablauf noch immer nicht nachverfolgen koennen. Ein kompletter Reinfall mag der ein oder andere jetzt denken. Nein, im Gegenteil! Aber mal ganz von vorn...
Die Tore zum Renngelaende wurden 10.30 Uhr fuer die breite Oeffentlichkeit geoeffnet und da wir uns auf einen harten Kampf in Sachen guter Plaetze eingestellt hatten, waren wir puenktlich vor Ort, um die Lage auszukundschaften. Normalerweise verberge ich ja gern die Tatsache, dass ich Deutsche bin, aber heute konnte ich es mir nicht nehmen lassen, mir eine kleine deutsche Flagge auf die Wange zu malen - ein bisschen Patriotismus muss schon mal sein und das kann ich mir alle paar Jahre schon mal leisten (normalerweise ja nur zur Fussball WM).
Geplant war eigentlich, unser Lager in der Brabham Kurve aufzuschlagen, aber ein paar hundert Meter weiter fanden wir einen besseren Platz, hoch gelegen auf einem Huegel mit Blick in eine Kurve und ausserdem auf eine Leinwand, die allerdings ein wenig zu niedrig angebracht und damit durch die hohen Sicherheitszaeune verdeckt war. Wir kamen gut vorbereitet und obwohl wir auf dem Weg zum Albert Park ein paar Mal ueber die unhandlichen Campingstuehle geflucht hatten, waren wir nun mehr als dankbar, uns mit ihnen abgemueht zu haben, war es doch viel bequemer, die naechsten Stunden in ihnen zu verbringen, anstatt auf dem harten Boden.
Die naechsten Stunden verbrachten wir in der prallen Hitze mit Warten. Geboten wurde ein umfangreiches Programm an diversen Rennen von verschiedenen Kategorien, Geschwindigkeiten und Rennklassen (Formel 5000, Minicars, Formel Ford, V8 Supercars etc). Die Reihen fuellten sich bestaendig mit mehr und mehr Zuschauern und der Alkoholgenuss stieg ebenfalls an. Da wir unsere guten Sitzplaetze nicht verlassen wollten, machten sich Katrin und ich abwechselnd auf Entdeckungstour und als ich von meiner wiederkam, war gerade der Kriegszustand hinter uns ausgebrochen. Ein paar Herrschaften hinter uns hatten ihre Campingstuehle noch frueher aufgestellt als wir und waren verstaendlicherweise mehr als sauer, als sich Spaetankoemmlinge unverschaemterweise einfach vor sie stellten. Nur mit Muehe und Not konnte das Fliegen von Faeusten vermieden werden. Ich muss gestehen, ein wenig aggressiv wurde ich spaeter auch, als sich groessere Leute genau vor mich stellten und mir die einzige Sicht auf das Rennen nahmen und so moegen es einige als unverschaemt angesehen haben, wenn ich ihnen auf die Schulter tippte und sie bat, woanders hinzugehen, weil ich nichts sehen konnte. Aber mir war das wurscht, nimmt ja auch keiner Ruecksicht auf mich!
Also was die Sicht betraf, betrug diese fuer mich die meiste Zeit des Rennens gleich Null. Alle Zuschauer standen waehrend des Rennens und somit sah ich gar nichts. Wenn ich dann doch mal Fotos durch zig Koepfe und Schultern hindurch schiessen konnte, befanden sich die F1 Autos immer direkt hinter den bloeden Lautsprechern, die in regelmaessigen Abstaenden an den Sicherheitszaeunen angebracht waren. Das Fotografieren gab ich also auf. Leider kriegt man auch waehrend des Rennens absolut nicht mit, was eigentlich los ist. Wenn auf der Leinwand mal Resultate einblendet werden, dann sind diese viel zu klein, um entziffert werden zu koennen und den Kommentar hoert man aufgrund des anhaltenden Laerms sowieso nicht. Selbst als das Rennen zu Ende war, brauchten wir ungefaehr 5 Minuten, um in Erfahrung zu bringen, wer auf dem 3. Platz gelandet war (das aenderte sich ja spaeter ehe wieder, aber egal).
Wie schon damals an der Gold Coast war auch das Australische Militaer mit einer imposanten Flugshow vertreten und praesentierte verschiedene Kampfhubschrauber, eine Formationsstaffel und einen Duesenjet. Auch Qantas lies sich nicht lumpen und charterte einen Flieger, um Prominente und Moechtegern-Stars einen schoenen Ausblick auf Melbourne zu gewaehren. Ich fand das ein wenig makaber, schliesslich fand am gleichen Tag die Earth Hour statt, wo Menschen ueberall auf dem Globus ihr Licht ausschalteten um damit ein Zeichen zu setzen und u.a. auch fuer das sparsame Haushalten mit unseren Ressourcen aufmerksam zu machen. Qantas hingegen entscheidet sich lieber, tausende von Litern Oel zu verbrennen, nur um ein paar Leute zu unterhalten, die sonst schon nicht wissen, wohin mit ihrem vielen Geld. Und dann liegen sie uns staendig in den Ohren wegen Verantwortung uebernehmen fuer die eigene Vielfliegerei und fuer den Kohlenstoffausstoss zu zahlen, der dadurch verursacht wird. Diese Logik muss man nicht verstehen...
Katrin hatte bereits Tage vor dem Rennen in Erfahrung gebracht, dass ein deutscher Bratwurststand auf dem Gelaende vor Ort sein wird und somit hatten wir uns selbstverstaendlicherweise auf die Bratwuerste gefreut, die sogar recht lecker schmeckten. Zur Feier des Tages und dem besonderen Anlass gerecht zu werden, verdrueckten wir gleich zwei davon!
Nach dem Rennen stuerzten wir uns ins Gewuehl und versuchten ein paar Schnappschnuesse von der Boxengasse zu ergattern, aber das war aussichtslos bei den Menschenmassen! Wenigstens ergatterte ich ein paar Fotos von den Rennboliden, die nach dem Rennen auf das Einhalten aller Vorschriften untersucht wurden. Danach eilten wir weiter zum Konzertgelaende, wo THE WHO ihr einziges Melbourne Konzert geben sollten. Der Eintritt war fuer F1 Kartenbesitzer frei, also kein Grund sich dieses Ereignis entgehen zu lassen. Leider konnten wir nicht bis zum Schluss bleiben, schliesslich war es Sonntag und oeffentlicher Transport ist zu dieser Tageszeit etwas kritisch. Wir fuhren mit der Strassenbahn zurueck ins Stadtzentrum und nahmen von dort die lange und holprige Busfahrt nach Hause in Angriff (der Busfahrer muss seinen Fuehrerschein im Lotto gewonnen haben, als ich zu Hause ankam, war mir von seiner Fahrweise schlecht!). Zu Hause angekommen, gings auch gleich ins Bett, schliesslich musste ich am naechsten Morgen wieder arbeiten.
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