Tuesday, January 12, 2010

Stimmung zum Ueberkochen im Eisstadium

Jedes Land hat ja so seine Eigenheiten und das gilt in vielerlei Hinsicht. In Sachen Sport ist und bleibt in Deutschland der Fussball Volkssport Nummer 1, in Neuseeland und Australien neben dem Rugby das mir voellig unverstaendliche Cricket und in Kanada schlaegt das Herz der Nation fuers Eishockey. Hockey ist den Leuten hier so wichtig, dass sie sich bei Olympia mit einer einzigen Goldmedaille zufrieden geben wuerden, solange es die Medaille fuers Hockey ist (idealerweise gegen die USA). Klar, dass ich mir bei all dem Rubel ums Hockey unbedingt mal ein Spiel ansehen wollte und so geschah es, dass ich mich am Montag, dem 11. Januar nach der Arbeit mit meiner Arbeitskollegin Catherine auf den Weg ins Stadium "General Motors Place" befand. Vorher gabs noch schnell nen Happen zu Essen und da man Sushi schlecht im Stehen isst, nutzten wir die einzige Sitzgelegenheit, die sich uns ergab: im Foyer eines Wohnhauses nahe dem Stadium, in welches wir uns viel zu einfach Zutritt verschafften, indem wir einer Bewohnerin durch die Tuer folgten.

Irgendwie waren wir viel zu frueh und sahen zu, wie sich das Stadium langsam fuellte. Eine halbe Stunde vor Spielbeginn kamen alle Spieler aufs Eis, um sich Warmzulaufen und -zuschiessen, zu stretchen und das Eis zu testen. Danach verschwanden sie wieder, damit das Eis gerichtet werden konnte und bevor es losging, wurden die Nationalhymnen gesungen (das Spiel war gegen die Nashville Predators aus den USA; also die amerikanische und die kanadische Hymne), was ich schon sehr merkwuerdig fand, weil es sich um ein einfaches Spiel der NHL (National Hockey League) handelte und nicht um ein Spiel der Nationalmannschaften. Aber naja, wir befinden uns in Nordamerika, da sind die Dinge nun mal etwas anders.

Als das Spiel losging, bereute ich, mich nicht wenigstens ein bisschen schlau gelesen zu haben, denn ich hatte keine Ahnung, was da eigentlich passierte. Klar, die eine Mannschaft versucht den Puck ins Tor der anderen Mannschaft zu befoerdern, aber alles andere war mir schleierhaft. Gibt es in Hockey ein Abseits? Keine Ahnung! Warum werden da staendig im fliegenden Wechsel Spieler ausgetauscht und das manchmal nur fuer einen Angriff, um dann wieder Platz auf der Bank zu nehmen? Warum wird in unregelmaessigen Abstaenden das Eis gerichtet und das teilweise kurz vor der offiziellen Pause, wenn die Eisdecke bestimmt noch fuer die naechsten 5 Minuten Spielzeit gut gewesen waere? Fragen ueber Fragen. Fuers naechste Spiel, werde ich vorbereitet sein!

Die Stimmung war genial, auch wenn das Spiel nicht ausverkauft war. Die gemeinschaftlichen Oooohs und Uhhhhhs bei Patzern und fast-Treffern waren genauso synchron wie die Buhrufe bei Toren der Amis und das Ausbuhen der Schiedsrichter, die einige Canucks Spieler (so heisst das Team der Lokalhelden uebrigens) wegen Fehlverhalten auf die Strafbank schickten und damit angeblich den Spielausgang negativ beeinflusst haben. Naja, Schuldzuweisungen gibt es hinterher ja immer zahlreich. Gemeinschaftliche 'Go Canucks Go' sowies 'Ref you suck' (diese Kritik an der Schiedsrichterleistung moechte ich lieber gar nicht erst uebersetzen) waren lautstaerkemaessig nur noch durch das Gebruell bei den zwei Toren der Canucks zu uebertreffen - eine Lautstaerke und gemeinschaftliche Gluecksgefuehle in diesen Ausmasen habe ich bisher noch nicht erlebt und es lief mir ein Schauer ueber den Ruecken!

Gespielt werden 3x20 Minuten mit jeweils 15 Minuten Pause dazwischen, die mit allerhand Entertainment und Eispflege gefuellt werden. Ausserdem erhalten auch die Kleinen der Kleinsten eine Chance und so spielten zwei Teams von jeweils 5 oder 6 jaehrigen fuer einige Minuten gegeneinander und sorgten fuer viel Gelaechter und Anerkennung.

Wie bereits angedeutet, die Canucks verloren leider 2:3 gegen die Nashville Predators und obwohl sie einen sehr faehigen Tormann haben, muessen sie unbedingt was im Sturm machen (so heissen die Positionen im Hockey wahrscheinlich gar nicht; ich klaue die Bezeichnungen einfach mal vom Fussball), um an ihrer schlechten Chancenverwertung zu arbeiten. Denn so meine Lieben, gewinnt man keine Goldmedaille!

Eure Aushilfs-Hockey-Trainerin Katja

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