Friday, April 23, 2010

auch die Paralympics gehen zu Ende

Nach langer Pause versuche ich mal die Ereignisse der letzten Paralympischen Tage aus meinem Gedaechtnis zu kramen, damit ich das Kapitel endlich auch hier abschliessen kann.
Gluecklicherweise habe ich es zu noch einigen anderen Wettkaempfen geschafft und das sogar nicht nur zum Alpine Skiing in Whistler Creekside sondern auch zum Biathlon in den Whistler Paralympic Park, der sich ca. 16km suedwestlich von Whistler im Callaghan Valley befindet. Der Bus dorthin fuhr bequemerweise gleich vom Athletendorf aus und so war es fuer uns "Einwohner" eine Leichtigkeit, zu den events zu gelangen. Zweimal sah ich live, wie sich die blinde Verena Bentele mit ihrem Begleitlaeufer Thomas Friedrich eine Goldmedaille sicherte und damit eine hervorragende Bilanz ablieferte. Fuenfmal gestartet, fuenf Goldmedaillen, eine supertolle Leistung!

Auch im Biathlon wird den verschiedenen Behinderungsgraden der Athleten Rechnung getragen und in verschiedenen Kategorien gestartet; im Sitzen, fuer die Blinden und Sehbehinderten mit Begleitlaeufer und im Stehen fuer alle anderen Behinderungen (Beinprotesen, Einarmige usw). Der 1km lange Sprintwettbewerb am letzten Tag der Spiele war fuer mich der Hoehepunkt, da die Rennen erstens recht kurz und spannend waren und sich die Teilnehmer fuer das Finale qualifizieren mussten, man sie also mehrmals zu Gesicht bekam. In der Sitzenden Kategorie der Maenner schossen die Russen, wie eigentlich waerend der gesamten Paralympischen Spiele, den Vogel ab, denn sie belegten alle drei Treppchen. Die vielen Russen im Stadion waren ausser Rand und Band!

Zum Beginn dieser Spiele sah es noch so aus, als wuerden sich Russland und die Ukraine alle Medaillen untereinander aufteilen, aber Deutschland sollte man eben doch nicht so schnell abschreiben; auch Dank unserer Superathleten und der vielen
Medaillen von Verenta Bentele und Martin Braxenthaler holten wir maechtig auf und schafften es auf den 2. Platz des Medaillenspiegels.

Den 17. Maerz habe ich noch besonders gut in Erinnerung. Ich verbrachte einige Stunden im Paralympic Park und schaute mir einige der Biathlon Wettbewerbe an, verliess dann aber frueher das Stadion, weil ich nass und durchgefroren war. Deswegen bekam ich nicht alle Siege der Biatlethen mit und wusste natuerlich auch nicht so recht, was in der Zwischenzeit beim Alpine Skiing passiert war. Abends gings mit versammelter Mannschaft zur Siegerehrung und dort traute ich meinen Augen und Ohren kaum. Deutschland hatte an diesem Tag sage und schreibe 7 Medaillen gewonnen; 3x Gold, 1x Silber und 3x Bronze. Wahnsinn! Ich hatte mich bis nach vorne gedraengelt und an der Fotografen Ecke Platz genommen, wo die Gewinner mit ihren Medaillen posieren, bevor sie von der Buehne laufen und schoss einige grossartige Bilder. Eine Kanadierin neben mir meinte irgendwann zu mir, ob ich wuesste ob wir (und damit meinte sie Kanada, weil sie dachte ich sei eine Landsfrau) denn auch gewonnen haetten und ich meinte nur, dass die Deutschen heute einfach zu gut gewesen seien.

Als ich mich nach der Siegerehrung wieder mit den anderen traf (die sich nicht bis nach vorne gedraengelt hatten), war ich heisser und meinte nur zu ihnen, dass ich sonst im eigenen Land die deutsche Nationalhymne nicht so oft gehoert haette, wie in der vergangenen Stunde.

Waehrend die Eroeffnungsfeier fuer die Paralympischen Spiele noch in Vancouver stattgefunden hatte, wurden die Spiele in Whistler beendet. Die Medals Plaza ist sehr viel kleiner als BC Place in Vancouver und so gab es natuerlich auch nicht so viele Karten fuer diese Veranstaltung. Wir gingen leer aus und machten uns rechtzeitig auf den Weg nach Whistler, um in irgendeinem Pub einen guten Sitzplatz mit Blick auf einen Fernseher zu erhaschen, in der Hoffnung, die Feier wuerde im Fernsehen uebertragen und im Pub ausgestrahlt werden. Wir liesen uns im Amsterdam Pub nieder und gingen der Bedienung solange auf die Nerven, bis sie endlich von irgendwelchen langweiligen Sportveranstaltungen umschaltete und die Zeremonie zeigte. Kurz zuvor lief der Zug der Athleten direkt vor unserem Pub vorbei und wurde stuermisch von den Anwohnern und Besuchern in Whistler begruesst, bewunken und bejubelt, bevor sie in die Medals Plaza einliefen und ihre Plaetze vor der Buehne einnahmen.

Die Schlussveranstaltung zu sehen, war ein recht komisches Gefuehl, schliesslich hatten wir solange fuer beide Veranstaltungen hart gearbeitet und nun war ploetzlich alles vorbei. Wenn man monatelang (und viele andere Leute sogar jahrelang) schnurstracks auf ein Ziel hinarbeitet und dieses dann ereicht ist, wird einem erstmal der Boden unter den Fuessen weggerissen und man beginnt sich zu fragen, wie es weitergeht. Fuer mich war dies natuerlich nur halb so schlimm, weil fuer mich schon alles feststeht; erst mein road trip durch die Rockies und dann fange ich sofort mit Arbeit an. Fuer viele ehemalige Arbeitskollegen heisst es jetzt erstmal ab in den wohlverdienten Urlaub und dann fleissig Bewerbungen schreiben!

Vielen lieben Dank an meine supertollen Kollegen, an VANOC und die Athleten fuer eine klasse Zeit, geniale Olympische und Paralympische Spiele und eine Erfahrung fuers Leben, die ich nicht missen moechte und die mich wieder einiges Neues auch ueber mich selbst gelehrt hat. Ausserdem habe ich soviel mehr Respekt fuer alle Menschen mit Behinderungen, nicht nur Sportler und Medaillengewinner, die mich zweifelsohne zum Staunen und Nachdenken gebracht haben, sondern auch all die, die ihren Alltag meistern und sich tagtaeglich durch alle moeglichen Huerden und Hindernissen durchboxen muessen.

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