Saturday, July 23, 2011

In der Heimat unterwegs

Man koennte ja schon den Eindruck gewinnen, dass ich nur im Ausland herumreise, aber das stimmt so nicht. Auch in Deutschland habe ich kleinere Ausfluege unternommen, von denen ich hier kurz berichten moechte.

Wuerzburg
Bereits am ersten Wochenende nach meiner Ankunft im Juni verschlug es mich fuer ein paar Tage nach Wuerzburg, wohin mich Katrin eingeladen hatte. Das war zwar nicht mein erster Besuch in Wuerzburg, dafuer aber der erste mit professioneller Stadtfuehrung. Ein Gestaendnis muss ich hier machen; bei den verschiedenen Kirchen und Gotteshaeusern verlor ich bereits nach kurzer Zeit den Ueberblick, aber dafuer gibts ja Google und Wikipedia (und Katrin, die meine Bilder hinterher beschriftete). Ausserdem kam ich noch in den Genuss einer ausfuehrlichen Fuehrung durch den muetterlichen Garten mit allem Gemuese und bluehenden Blumen. Tja, um ein Vielfaches produktiver als unser Garten, Hut ab an die Pflegeberechtigte mit dem gruenen Daumen!

Buchenwald und Weimar
Das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald befindet sich zwar nur 60km entfernt von Suhl, dennoch bin ich nie dort gewesen, und dass obwohl sich dort jaehrlich zahlreiche Schulklassen einfinden. Was sich dort in den Jahren 1937-1945 abgespielt hat darf nicht vergessen werden, schon allein um eine Wiederholung zu vermeiden. Leider haben die Menschen noch immer nicht gelernt und so wuetete erst vor ein paar Tagen in Norwegen ein christlicher Fundamentalist mit Hass auf Auslaender und toetete in weniger als zwei Stunden mehr als 90 Menschen. Wie man sich derart in einen Rausch begeben und masslos toeten kann, ohne jegliches Empfinden und Mitleid, wie man auf fliehende um ihr Leben rennende Menschen ohne Skrupel schiessen kann, all das kann ich nicht verstehen. Ebenso wenig wie die Geschehnisse in Buchenwald und hier vorallem im Kleinen Lager. Als waeren die Umstaende im gesamten Lager nicht schon schlimm genug gewesen fuer die Gefangenen ging es im Kleinen Lager um ein Vielfaches fuerchterlicher zu. Hierher kamen all die Kranken und Arbeitsunfaehigen, die den harten Arbeitsbedingungen nicht mehr Stand halten konnten. Da sie nicht arbeiteten und daher in den Augen der Nazis wertlos waren, bekamen sie kaum Essen, wurden in die Huetten und spaeter in Zelte gepfercht und lebten unter grausamen Bedingungen. Tote wurden einfach vor den Huetten liegengelassen.
1940 wurde das erste Krematorium in Buchenwald gebaut um den vielen Toten Herr zu werden. Das Krematorium kann man heute noch besichtigen, wobei ich sagen muss, dass man wirklich starke Nerven braucht, um da an den Oefen vorbeizulaufen. Das ganze Gebaeude dient heute vielen Angehoerigen als Begraebnisstaedte und so findet man dort viele Gedenksteine im Voraum. Und schon allein der Anblick der Hunderten Urnen lies mir einen kalten Schauer den Ruecken runterlaufen.
Der Besuch in Buchenwald hat mich wieder sehr wuetend gemacht. Wuetend auf die Menschheit, die ihr Bestes tut, sich selbst zu zerstoeren. Ich bin sicher nicht die einzige Person, die sich gefragt hat, wie es zu all dem kommen konnte und wie Menschen zu solchen Taten faehig sind. Befehle hin oder her und selbst die Angst um das eigene Leben mit einbezogen, aber wo faengt Zivilcourage an? Gerade dieser Frage muessen wir uns auch wieder verstaerkt in der heutigen Zeit stellen, wo Menschen in aller Oeffentlichkeit angegriffen werden und niemand einschreitet.

Drei Gleichen und Bratwurstmuseum
Thueringen ist bekanntermassen das Land der Burgen und Schloesser und ich glaube man kann Jahre damit verbringen, all diese Burgen und Schloesser zu erkunden. Die Drei Gleichen dominieren die Landschaft und sind von der Autobahn A4 leicht zu erkennen.

"Die Burgen wurden zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert erbaut, hatten nie dieselben Besitzer und sind auch aeusserlich ungleich. Der Sage nach entstand der Begriff Drei Gleichen nach einem Kugelblitz-Einschlag am 31. Mai 1231, nachdem die Burgen wie drei gleiche Fackeln gebrannt haben sollen. Dieses Ereignis ist die Grundlage für den „Dreinschlag“, ein Feuerwerksspektakel, das in den Jahren 2002 und 2003 durchgefuehrt wurde.Waehrend die Muehlburg und die Burg Gleichen nur noch gut erhaltene Ruinen sind, wird die Wachsenburg heute als Hotel und Restaurant genutzt.Vor etwa 100 Jahren befand sich an der Stelle, wo jetzt die Autobahn zwischen der Muehlburg und der Burg Gleichen verlaeuft, ein großer See. Der Wanderweg, der die drei Burgen verbindet, ist nach dem Schriftsteller Gustav Freytag benannt." (geklaut bei Wikipedia, besser haette ich es auch nicht sagen koennen)

Jede der Burgen hat eine interessante eigene Geschichte, die ich hier nur kurz anreissen moechte.
Drei Gleichen: Die Burg wurde 1034 erstmals urkundlich erwaehnt und eine Sage berichtet vom zweibeweibten Grafen von Gleichen. Demnach habe der Graf Ernst von Gleich 1227 am fuenften Kreuzzug teilgenommen und sei gefangen genommen worden. Nur mit Hilfe der Tochter des Sultans, Melechsala, gelang ihm die Flucht nachdem er ihr die Ehe versprochen hatte.
Die Muehlburg ist die aelteste der drei Burgen und das aelteste erhaltene Bauwerk Thueringens und entstand so ungefaehr um die Zeit 700. Die Bewohner der Burg wechselten staendig und im Jahre 1357 wurde sie zu einem Bollwerk ausgebaut, um die Erfurter Handelswege zu sichern.
Veste Wachsenburg: wahrscheinlich gebaut um 930, erstmals urkundlich erwaehnt 1140. Auch die Wachsenburg wurde waehrend ihres Bestehens zahlreich um-und ausgebaut und war Gegenstand vieler kriegerischer Auseinandersetzungen, sodass ihre Besitzer haeufig wechselten. Am 4.4.1945 besetzten die US Truppen die Burg und die Generaele Patton und Eisenhower trafen sich zu Gespraechen.

Anschliessend besuchten wir in Holzhausen noch das Bratwurstmuseum, welches man als echter Thueringer mal gesehen haben muss. "Das Museum beinhaltet eine staendige Ausstellung zu Geschichte, Tradition und kulturellem Stellenwert der Bratwurst im gesellschaftlichen Leben im Allgemeinen und der Thueringer Bratwurst im Besonderen. Alles rund um die Bratwurst hat hier seinen Platz. Vom Schwein, der Schlachtung bis zu den Geraeten und Maschinen zur Bratwurstherstellung reichen die Ausstellungsstuecke." Ernst nehmen sich die Macher dabei nicht allzusehr und so muss man viele Ausstellungstuecke mit einem Zwinkern sehen. Uns hat es jedenfalls Spass gemacht und das ist die Hauptsache.

Merkers in Bad Salzungen
20 Euro fuer einen 2,5 stuendigen Aufenthalt unter Tage?! Ja das dachten wir auch, haben aber die Tour trotzdem mitgemacht - und es nicht bereut. Eingekleidet mit Schutzhelm und Jacke ging es im dreigeschossigen Fahrstuhl 800 Meter nach unten ins Bergwerk und dort rauf auf die Lagerflaechen der speziell umgebauten Lastwagen. Auf diesen duesten wir durch die engen und dunklen Gaenge und mussten die meiste Zeit unsere Helme festhalten, um sie nicht zu verlieren. Was gibt es denn nun da unten zu sehen? Eine ganze Menge. Erstmal gibt es dort unten ein kleines Museum, welches anschaulich die Geschichte des Bergwerks und des Salzabbaus beschreibt. Nicht nur die Ausruestung aus den Anfangszeiten ist dort zu bewundern (Stichwort Weiberarsch!), sondern auch eine grosse Bandbreite an technischem Geraet und Baufahrzeugen. Zu begutachten gibt es ausserdem die 1980 entdeckte Kristallgrotte mit Salzkristallen bis zu einem Meter Kantenlaenge, eine Kristallbar, Grossbunker und Goldraum. Der Grossbunker diente urspruenglich der Lagerung von 50.000 Tonnen Rohsalz und ist heute der groesste Konzertsaal unter Tage mit einer herrlichen Akustik, die von den verschiedensten Kuenstlern fuer Konzerte und andere Veranstaltungen genutzt wird. Management Trainings koennen dort unten auch gebucht werden und diese werden gern mit Kletteruebungen auf dem Hochseilgarten verbunden, welcher sich dort ebenfalls befindet. Ausserdem findet man im Grossbunker den groessten untertaegig eingesetzten Schaufelradbagger der Welt.

Und es kommt noch dicker. Weiter ging es zum Goldraum, in dem vor vielen Jahren Weltgeschichte geschrieben wurde. Hitler lagerte zum Ende des zweiten Weltkrieges nicht nur die Gold- und Devisenschaetze der deutschen Reichsbank in Merkers (mit einem Gesamtwert von 650 Millionen Reichsmark) sondern auch umfangreiche Bestaende Berliner Museen, um sie vor dem Zugriff der Amerikaner zu sichern. Im April 1945 bewegten sich die Amerikaner zielstrebig auf Merkers zu und wussten ganz genau, wo sie nach dem Schatz zu suchen hatten, schliesslich wussten sie durch die Flugaufklaerung ganz genau, dass ganze Zugladungen zu diesem Ort gebracht wurden. Als die Generaele Eisenhower und Patton die Grube nach Auffinden des Schatzes betraten, machte dies weltweit Schlagzeilen.

Wer nun aber glaubt, Merkers sei nur ein Vergnuegunsort oder aussergewoehnliches Museum, der irrt gewaltig. Taeglich werden dort mit Hilfe von 40 Tonnen Sprengstoff 80.000 Tonnen Salz gefoerdert und zwar in zwei Schichten. Gesprengt wird meistens zwischen den Schichten, wenn die einen Arbeiter nach Hause gehen und bevor die anderen zum Arbeiten kommen, damit sich waehrend der Explosionen sowenig Leute wie moeglich unter Tage aufhalten.

Abschliessen werde ich diesen Abschnitt mit dem Grusswort der Bergleute: Glueck auf!

Altensteiner Hoehle und Schloss in Bad Liebenstein
Und da wir uns in Thueringen nun mal im Land der Burgen und Schloesser befinden, statteten wir dem Altensteiner Schloss auch noch einen Besuch ab. Das Schloss fiel in der Vergangenheit mehrfach dem Feuer zum Opfer, letztmals im Jahre 1982, welches das Schloss schwer beschaedigte. Seit 2010 wird es nun groesstenteils durch private Spenden wieder aufgebaut und renoviert, wobei bisher unbekannte Kellerraeume gefunden wurden. Viel deutet daraufhin, dass es sich bei Altenstein frueher um eine mittelalterliche Burg handelte, die aber fast komplett zerstoert wurde und an dessen Stelle spaeter ein barockes Landhaus entstand. Wer sich fuer die Geschichte der Burg interessiert, kann das gern bei Wikipedia nachlesen, dort gibt es eine sehr ausfuehrliche Aufstellung der frueheren Geschehnisse.

Wir haben auch der sich in der Naehe befindlichen Hoehle einen Besuch abgestattet und fanden auch hier wieder einen tuechtigen Geschaeftssinn vor, den man wahrscheinlich als Betreiber solch einer kleinen Hoehle auch benoetigt. Auch diese Hoehle kann fuer Veranstaltungen jeglicher Art und hier besonders aufgrund der einzigartigen Akustik fuer Konzerte gebucht werden. Allerdings ist diese Hoehle nicht so wohl temperiert wie der Grossbunker in Merkers (dort 28 Grad) und so sollten die Auftritte 30 Minuten nicht ueberschreiten, damit den Spielern beim Betaetigen der Instrumente nicht die Finger abfallen. In der Hoehle wurden Knochen eines 800 Jahre alten Schwarzbaeren gefunden und der fruehere Herzog Georg I. von Meiningen genoss bereits kleine Konzerte in den Gemaeuern der Hoehle.
Die Altensteiner Hoehle ist die aelteste Schauhoehle Thueringens und wurde am 28.06.1799 bei Strassenbauarbeiten zufaellig entdeckt und bereits im Folgejahr zur Schauhoehle ausgebaut.

Auf dem Rueckweg kamen wir dann noch am Trusetaler Wasserfall vorbei, der kein natuerlicher Wasserfall ist, sondern vor vielen Jahren durch den Bergbau entstanden war. Vorallem im Winter wird der Wasserfall abgeschaltet um Frostschaeden am Gestein zu vermeiden. Gerade fuer mich ist der Gedanke an kuenstlich angelegte Wasserfaelle absurd, schliesslich sehe ich natuerlich entstandene Wasserfaelle tagtaeglich bei der Arbeit, aber leider kann sich ja nicht jeder so gluecklich schaetzen. Also jedem das seine!

Haette ich noch mehr Zeit fuer Entdeckungstouren in der Heimat gehabt, so haette ich diese auch genutzt, aber nachdem die Zeit mal wieder wie im Flug vergangen war, gings am 22. July schon wieder zurueck nach Neuseeland. Da bleibt mir nur zum Abschied zu sagen: Bis zum naechsten Mal!

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