Hoehle in Halong Bay |
3 1/2 Stunden
oestlich von Hanoi befindet sich Halong City, eine recht langweilige und
haesslich ausschauende Stadt, bei der man stadtentwicklungstechnisch so gut wie
alles falsch gemacht hat, was es falschzumachen gilt. Waere sie nicht
Ausgangsziel fuer Halong Bay Besucher, wuerde sich niemand dorthin verlaufen.
Die meisten Touristen buchen eine All-Inclusive Tour, die Bustransport von
Hanoi nach Halong City und wieder zurueck beinhaltet. Dabei hat man die Wahl
zwischen Eintagestouren, Zweitagestouren und Dreitagestouren, bei deren man
entweder die Nacht auf einem der traditionellen Boote verbringt (genannt Junk,
was wohl nicht nur bei mir zu Verwirrung fuehrte, denn Junk auf Englisch bedeutet
soviel wie Muell oder Abfall und wer moechte schon gern auf einem Boot fahren,
welches als Muell bezeichnet wird?!) oder auf einer der vielen Inseln in einem
Hotel.
Wir waren uebrigens
sehr erstaunt darueber, wie schwierig ist es, diese Attraktion, die man
zweifelsohne als eine der Hauptattraktionen Vietnams bezeichnen kann, als
selbstorganisierender Alleinreisender zu erreichen. Busse fahren so komisch,
dass man nicht am gleichen Tag aufs Boot kann sondern erst eine Nacht in dem
wenig attraktiven Halong City uebernachten muss. Aufgrund unserer knappen Zeit
kam das fuer uns nicht in Frage. Im Internet fanden wir Informationen ueber
einen Zug von Hanoi, aber den gibt es noch nicht oder vielleicht schon nicht
mehr. Dahinter steckt wohl eher die Tatsache, dass sich viele Vietnamesen mit
Touristen ihren einzigen Lebensunterhalt verdienen und da moechte man es den
Selbstorganisierern nicht allzu leicht machen. Am Ende waren wir gar nicht mal
so boese ueber die organisierte Tour, da man sich um nichts kuemmern muss und
in Hanoi vom Hotel abgeholt und bei der Rueckreise auch dort wieder abgesetzt
wird. Wir buchten eine 3-Tages/2-Naechte Tour auf der Elizabeth Sails und im
stolzen Preis von 210 USD waren der Transport, das Boot, Essen und alle Touren,
Eintrittspreise usw enthalten. 210 USD sind ne Menge Geld, aber wenn man
bedenkt, was man alles dafuer bekommt und was man in der Zwischenzeit z.B. in
Hanoi fuer Unterkunft, Verpflegung und Aktivitaeten ausgegeben haette, wuerde
man auf einen aehnlichen Betrag kommen.
Wir hatten mehr als
Glueck mit unserer Tour, denn wir erhielten ein kostenloses Upgrade und wurden
auf das neuere und etwas luxurioesere Schiff "Golden Lotus"
umgebucht. Wir waren uns ziemlich sicher, dass wir uns auf diesem Boot nicht
mit peinlichen Backpackern rumschlagen muessten, die bis spaet in die Nacht
feiern und sich nicht zu benehmen wissen.
Unser Aufenthalt auf
dem Boot war sehr gut durchorganisiert, zu gut koennte man meinen. Zum
Entspannen blieb kaum Zeit, da staendig irgendetwas auf dem Plan stand: ein
Ausflug mit dem Beiboot zum Besichtigen von zwei Sandsteinhoelen, paddeln,
schwimmen, Karaoke, eine Fahrt durch die endlos scheinende Bucht vorbei an
zahlreichen kleinen Inseln und Sandsteinfelsen in verschiedenen Groessen und
Formen und nicht zu vergessen die Mahlzeiten. Sie koennen sicherlich nicht mit
3 Sternerestaurant Qualitaet mithalten, aber wenn man bedenkt, mit welch
einfachen Mitteln sie auf dem hinteren Teil des Bootes auf vielleicht gerade
mal 2 oder 3 Kochplatten zubereitet wurden und wie ueppig und lecker die
Mahlzeiten ausfielen, kann man der Crew zu ihren Kochkuensten nur gratulieren.
In den 3 Tagen gab es reichlich Fisch & Co. und ich kann mit grosser
Sicherheit sagen, dass ich noch nie soviel Seafood gegessen habe: Fisch, Schrimps,
Oktopus und Prawns gabs jeden Tag zusammen mit ner riesigen Portion Reis,
Gemuese und frischem Obst zum Nachtisch.
unser Boot "Golden Lotus" |
Was die Stimmung aber
letztenendes wirklich daempfte, war die Tatsache, dass die Boote alle in der
gleichen Bucht fuer die Nacht vor Anker gehen und so hat man in dieser riesigen
Bucht nicht mal seine Ruhe. Aus irgendeinem Grund scheinen alle Cruiseanbieter
der Meinung zu sein, dass Karaoke toll ist und so hoert man von jedem Boot
Moechtegern Singer ihr Bestes (oder Schlechtestes) von sich geben. Das ist aber
noch gar nichts im Vergleich zur zweiten Nacht, in der es anfaenglich ganz
ruhig zuging, weil gottseidank keiner mehr Lust auf Karaoke hatte. Ich freute
mich bereits auf eine ruhige Nacht, bis auf einmal eines der Boote in der
Nachbarschaft die Mucke voll aufdrehte: Partymusik fuer die jungen Besucher. Da
aergert man sich wirklich, wenn man extra mehr Geld bezahlt, um sich solche
Leute fern zu halten und dann muss man sie letztenendes doch ertragen, weil
alle in der gleichen Bucht die Nacht verbringen. Die Musik lief
gluecklicherweise nur bis 1 Uhr in der Nacht, aber ich habe auch von anderen
Cruises im Internet gelesen, bei denen die ganze Nacht durchgefeiert wird und
man kein Auge zumachen kann.
Wettertechnisch
hatten wir mehr als Glueck waehrend dieser 3 Tage, denn es blieb trocken (und
das in der Regenzeit!). Es war so heiss, dass sogar ich einmal baden ging
(allerdings am Strand, nicht vom Boot aus). Wenn man Halong Bay so zu Gesicht
bekommt, wie man es auf vielen Bildern in den Reisefuehrern sieht, kann man
sich gluecklich schaetzen, denn solche perfekten Wetterbedingungen finden sehr
selten statt. So hatten wir zwar Glueck mit dem Regen aber die Sicht war
trotzdem eingeschraenkt, weil das ganze Gebiet recht diesig und grau erscheint
und man nur Silhouetten sehen kann. Nur ganz selten erkennt man in den
Sandsteinfelsen und der darauf befindlichen Vegetation die praechtigen
Gruentoene, da der pralle Sonnenschein all dies verdeckt. Nichtsdestotrotz lief
die Kamera heiss und ein paar gute Bilder sind trotzdem waehrend dieser Zeit
entstanden.
Auf dem Weg zurueck
nach Hanoi hielten wir an einer typischen Touristenfalle, ein Souvenir Mekka
direkt an der Autobahn mit wenigen Toiletten und noch weniger Nahrungsangebot,
dafuer aber einem Ueberangebot an Souveniren aller Art. Die Vietnamesen wissen
schon, wie sie ans Geld der Touristen kommen! Der Norden Vietnams scheint
uebrigens sehr viel produktiver als der Sueden zu sein, denn wir fuhren an
zahlreichen Fabriken vorbei von Firmen wie zum Beispiel Canon oder auch einer
Fabrik mit einer deutschen Flagge (hab den Namen vergessen). Die Wirtschaft
scheint zu boomen, aber leider profitiert nicht jeder davon.
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