Saturday, October 20, 2012

Strassenverkehr in Vietnam

unser kunterbunter Tourbus in Hue
Schon nach Bangkok habe ich gesagt, es geht nicht schlimmer und musste meine Meinung in Phnom Penh aendern. Und in Saigon angekommen, musste ich mich wieder eines besseren belehren lassen. Soviele Motorraeder hat man einfach noch nicht gesehen. Sie sind ueberall und verstopfen die Strassen! Am schlimmsten ist es in der Rushour wenn jeder von der Arbeit nach Hause faehrt, denn dann ist eindeutig kein Platz fuer all die Motorraeder. Die Leute scheinen hier auf der Strasse grundsaetzlich sehr ungeduldig zu sein und so faehrt man eben ueber den Buergersteig, wenn die Schlange an der Ampel zu lang ist. Das Resultat ist natuerlich, dass es noch viel chaotischer zugeht und als Fussgaenger ist man der Verlierer, denn fuer sie ist einfach kein Platz mehr.
Drachenboot in Hue

Auf der Strasse herrscht das darwinistische Prinzip des Ueberlebens des Staerkeren. Geduld ist ein Fremdwort und wer im Weg ist, wird solange behupt, bis er sich aus dem Staub macht. Was in anderen Laendern als Belaestigung angesehen und als Verkehrsdelikt geahndet wird, ist hier gang und gaebe.



wer braucht schon ein Auto?
Ob man hier Verkehrsregeln kennt, kann ich nicht sagen, aber es sieht nicht so aus, als wuerde sich irgendwer an irgendwas halten. Das geht los bei der Ampel, die gern ignoriert wird, egal welche Farbe sie gerade zeigt und wozu der Zebrastreifen da ist, weiss ich auch nicht, denn halten tut niemand.

Das System beim Ueberqueren der Strasse ist nichts fuer schwache Nerven: Man laeuft langsam auf die Strasse in den rollenden Verkehr und wenn man Glueck hat, schauen sie auch alle gerade in dem Moment nach vorne und Umfahren das Hindernis. Denn Schauen tun sie hier auch nicht, sie fahren einfach auf eine Kreuzung zu ohne links und rechts zu sehen und wenn ein Auto rueckwaerts vom Gehtsteig auf die Strasse faehrt, wird das auch blind gemacht. Die anderen muessen halt ausweichen. Blinker werden hier so gut wie keine benutzt, denn sehen tut sie sowieso kaum jemand. Das wichtigste Teil des fahrbahren Untersatzes ist uebrigens die Hupe, mit dessen Hilfe man sich hier "verstaendigt". Im Grunde genommen befindet sich ein Finger immer auf der Hupe, weil immer irgendwas im Weg ist und die Hupe signalisiert, dass was schnelleres von hinten kommt und man sich gefaelligst aus dem Weg machen soll. Stellt Euch den Laerm zur Rushour vor, Tausende von Motorraedern und jeder
Drachenboot in Hue
hupt was das Zeug haelt! 

Die Busfahrer sind die schlimmsten Verkehrsteilnehmer ueberhaupt und wir koennen erleichtert sagen, dass wir zum Glueck noch am Leben sind. Und das ist keine Uebertreibung! Gerade die Fahrt mit dem Nachtbus von Nha Trang nach Hoi An war die Hoelle und man konnte dem Fahrer einfach nicht beim Fahren zuschauen, ohne um sein Leben zu fuerchten. Da wird an unmoeglichen Stellen ueberholt (bevorzugt  unuebersichtliche Kurven) und da ist es auch egal, ob man den Gegenverkehr schon sehen kann. Der wird einfach angehupt und erwartet, dass der Platz macht.

ganz normaler Wahnsinn
Pro Tag verlieren statistisch gesehen 30 Menschen ihr Leben im Strassenverkehr und die meisten von ihnen sind auf dem Moped unterwegs. Beobachtet man die Gegebenheiten hier, verwundert dies nicht wirklich.
Jemand hier meinte zu mir, der Verkehr in Vietnam verhielte sich wie Wasser: alle bewegen sich in eine Richtung (wobei das nicht ganz stimmt, den sogar auf dem Highway kommt einem oefter mal was entgegen) und bei Hindernissen teilt sich der Strom in Unterstroeme auf, um das Hindernis zu umgehen, findet sich aber spaeter wieder zusammen.
Ausserdem meinte einer unserer Reiseleiter: "Wer in Vietnam fahren lernt, kann ueberall fahren." Das fechte ich vehement an, denn in den meisten anderen Laendern dieser Welt haelt man sich an Verkehrsregeln oder wird aufgrund zahlreicher Strafanzeigen recht schnell viel Geld los.

Uebrigens ist die Luftverschmutzung durch all die Verkehrsteilnehmer sehr hoch und viele Mopedfahrer tragen einen Mundschutz, um die Abgase nicht einzuatmen. Meiner Meinung nach ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich vorallem die Grosstaedte ueber ein oeffentliches Verkehrsnetz Gedanken machen muessen, ansonsten platzen die Strassen nicht nur aus allen Naehten, sondern die Lebensqualitaet der Stadtbewohner aufgrund der unertraeglichen Abgase veringert sich zunehmend. Von all den Atemwegserkrankungen mal ganz abgesehen...

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