Monday, July 14, 2008

Echuca (05.+06.07.2008)

Als ich vor ein paar Tagen den roster (engl. fuer Schichtplan) studierte, fiel mir das freie Wochenende auf. Da ich mein Glueck nicht fassen konnte, vergewisserte ich mich nochmal bei meinem Chef, der das Ganze absegnete. Einem laengeren Ausflug stand nun nichts mehr im Wege und ich verbrachte Freitag abend mit meiner Wochenendplanung. Ich entschied mich fuer das am Murray River gelegene Staedtchen Echuca, das an der Grenze zum naechsten Bundesstaat New South Wales liegt. Waehrend Echuca noch zu Victoria gehoert, ist alles auf der anderen Seite des Murrays, inkl. dem Ort Moama. New South Wales Territorium. Ich reservierte einen Platz im Zug und versuchte mein Glueck im YHA. Dort war leider aufgrund der Schulferien nichts mehr frei, aber der Manager verwaltet noch ein B&B gleich nebenan. Ich buchte dieses und war insgeheim nicht ungluecklich darueber, mein Zimmer nicht mit 4 oder 5 anderen Leuten teilen zu muessen.

Einige Leute wuerden mich wahrscheinlich fuer verrueckt erklaeren, an einem Samstag so frueh aufzustehen, aber ich durfte schliesslich meinen Zug nach Echuca nicht verpassen. Dort wurde ich durch laermende Kinder und entnervt schreienden Eltern an die Tatsache erinnert, dass im Bundesstaat Victoria gerade Schulferien sind. An schlafen im Zug, selbst mit Musik im Ohr, war nicht zu denken. 12.45 in Echuca angekommen, spazierte ich durch den kleinen Ort, ass ne Kleinigkeit zum Mittag und suchte nach Moeglichkeiten des Zeitvertreibs. Der Manager des B&B hatte mich vorgewarnt, dass er nicht vor 16 Uhr zu Hause sein wuerde. Ich schaute mich am Hafen von Echuca um und entschied mich fuer einen Bootstrip auf dem Murray River. Im letzten Jahrhundert war Echuca der groesste und wichtigste Inlandshafen Australiens, denn Holz und vorallem Wolle wurden auf dem Murray nach Echuca/Moama geschifft und von dort im Zug nach Melbourne transportiert, von wo aus es in alle Welt exportiert wurde. Die dampfbetriebenen Boote von damals befoerdern heutzutage nur noch Touristen. Und das waren ne ganze Menge. Vorallem wieder nervende Kinder, die alle nicht auf ihre Eltern hoeren wollten, uebers Boot rannten und ueber Gelaender kletterten. Ich weiss nicht, warum ich momentan so kinderfeindlich eingestellt bin. Ist wahrscheinlich nur die Tatsache, dass man sich bei der grossen Anzahl an die Wand gedrueckt fuehlt. Die Eltern erwarten auch immer Verstaendnis von allen anderen und haben es laengst aufgegeben, ihre Kinder zu massregeln. Zurueck zur Dampferfahrt: Wir passierten etliche Hausboote und ich bekam Lust, selbst mal auf solch einem Boot (oder in solch einem Haus) ueber den Murray zu shippern. Einige dieser Hausboote waren doppelt so gross wie einige Haeuser in Melbourne! Zusaetzlich zum Bootticket hatte ich ein Ticket zum Erkunden des Hafens gekauft und wunderte mich warum ich dafuer 12 Dollar gezahlt hatte, denn es gab nicht viel zu sehen! Spaeter stellte sich heraus, dass ich Kiwis auf den Augen gehabt haben muss...

Gegen 16 Uhr machte ich mich auf die Suche nach meiner Unterkunft und dort angekommen, wurde ich von einem 8 Monate altem Schaeferhund namens Kaiser begeistert begruesst. Das Haus glich einem Museum, denn der Besitzer Kim hat auf seinen zahlreichen Reisen Souvenirs aus aller Welt zusammengetragen und stellt diese nun in Vitrinen in seinem Haus aus. Auch ein paar Puppen aus Deutschland waren vertreten. Von ihm erfuhr ich von unterirdischen Tunneln und allerhand mehr, was ich im Hafen uebersehen hatte. Ich beschloss, die Hafentour am naechsten Tag noch mal in Angriff zu nehmen, bevor ich den Zug zurueck nach Melbourne nehmen wuerde. Den Abend verbrachte ich ueber meinem spannenenden Buch und weil mir die Augen beim Lesen fast zufielen, ging ich relativ frueh ins Bett. Da ich die Woche ueber taeglich frueh aufstehe (5.30 Uhr) ist mit mir am Wochenende nicht viel anzufangen!

Waehrend meines Fruehstuecks am naechsten Morgen quatschte ich mit Kim ueber dieses und jenes, ueber seine Reisen, meine Zeit in Neuseeland. Ja er kann es verstehen, dass ich mein Herz an dieses kleine Fleckchen Erde verloren habe... Das B&B Echuca Gardens ist mit sehr viel Liebe zum Detail ausgestattet und wirklich sehr zu empfehlen. Ich versuchte es nochmal im Hafen und der aeltere Herr an der Kasse war super nett und verstaendnisvoll. Nachdem ich ihn ueber meine Unwissenheit aufgeklaert hatte, gab er mir ein neues Ticket, ohne es mir nocheinmal zu berechnen. Mit Hilfe einer Karte fand ich Museum, unterirdische Tunnel und Bar, Schmied, Tischlerwerkstatt usw. und verbrachte einige Zeit mit der Erkunden der gesamten Hafenanlage. Bemerkenswert: Zu seiner Bluetezeit war der Hafen fuenfmal so gross wie heute! Es war ein sonniger und warmer Tag und meine Zeit vertrieb ich mit Herumlaufen, Fotografieren, Lesen und mehr Fotografieren. Mein Zug verliess Echuca kurz nach 16 Uhr und es sollte ein langer Trip werden!

Eine Mutter nahm mit ihrem schaetzungsweise 4 oder 5-jaehrigem Sohn genau eine Reihe vor mir Platz und sie unterhielten mit ihrem Geschrei den ganzen Wagon. Befehlsartig kommunizierte sie mit ihrem Kind und wenn er sie nervte, fauchte sie ihn an, er solle den Mund halten. Als er nach Stunden endlich eingeschlafen war (man spuerte regelrecht die Erleichterung der anderen Passagiere), erreichten wir Bendigo, wo wir alle den Zug fuer ein paar Minuten zum Ankuppeln eines weiteren Wagons verlassen mussten. Kaltherzig wie sie war, ruettelte sie ihn wach und er fing an zu heulen. Von Erleichterung der anderen Passagiere konnte keine Rede mehr sein! Als wir die Fahrt endlich fortsetzten, war er wieder putzmunter und das Ganze Theater ging von vorne los. In Melbourne angekommen, verliess ich den Zug mit moerderischen Kopfschmerzen, machte mich auf den Nachhauseweg und die Schulferien verfluchend ging ich sofort ins Bett.

1 comment:

Anonymous said...

Hallo Katja, wenn man das so liest mit Deinen Erfahrungen mit nervenden Kindern und nichtstuenden Eltern, können wir ja stolz sein, daß wir Euch nicht so erzogen haben. Und auf der anderen Seite, habt Ihr Euch auch nicht so benommen, daß andere Leute sich darüber hätten aufregen müssen. Wir sind stolz auf Euch, auf das was Ihr aus Eurem Leben gemacht habt und noch machen werdet. In diesem Sinne, erlebe weiterhin viel mit Spaß, aber wenn möglich ohne Kopfschmerzen.

Viele liebe Grüße Mom & Dad