Meine Wenigkeit. Zufgahrt. Entspannen. Dies scheint aus einem mir unbekannten Grund einfach nicht zusammenzupassen. Aber dazu spaeter mehr... Bevor es sich mein Chef anders ueberlegen und mich fragen konnte, ob ich Montag im Notfall fuer meine Arbeitskollegin einspringen koennte, die in letzter Zeit auffaellig haeufig krank ist, teilte ich ihm mit, dass ich fuer meine 3 freien Tage wieder einen Ausflug geplant hatte. Das war zwar ein bisschen gelogen, denn geplant war noch gar nichts, aber egal. Kleine Notluege... Freitag abend waelzte ich wieder Karten, Broschueren und Fahrplaene und entschied mich fuer einen Ausflug in den Osten nach Lakes Entrance. Im YHA hatte ich mal wieder kein Glueck, die waren wegen dem Weltjugendtag in Sydney landesweit ausgebucht. Zum Glueck gibts das Internet, wo ich eine Bleibe, die Tambo Lodge, fand und buchte.
7.45 Uhr in der Frueh verliess der Zug Melbourne und ich war noch ziemlich muede; der Plan war ein wenig Schlaf waehrend der Fahrt nachzuholen. Daran war leider nicht zu denken, denn eine Horde junger Frauen stieg ebenfalls zu, gesellte sich direkt zu den 6er Sitzen vor mir und schnatterte in einer Lautstaerke, mit der selbst mein ipod nicht mithalten konnte. Die Gruppe wuchs bei fast jedem Stopp an, so dass auch der Geraeuschpegel immer lauter wurde. Durchsagen des Schaffners waren unmoeglich zu verstehen. Irgendwann belagerten die Maedels auch noch die 6er Gruppe Sitze in meiner Einflugsschneise und Miss Unverschaemt neben mir hatte keine Probleme damit, mich sogar waehrend meines vorgetaeuschten Schlafens anzustupsen und nach dem Fahrplan zu fragen. Nach 3 Stunden Fahrt verliesen sie den Zug und die Quaelerei fand endlich ein Ende ! Die Ruhe war fast unheimlich...
Gegen 12.30 Uhr erreichte der Zug Bairnsdale wo ich umsteigen und die restlichen Kilometer im Bus zuruecklegen musste. Der Busfahrer stellte sich als mein Engel heraus, denn erstens bekam ich einen privaten Kommentar zu allem, was wir waehrend der Fahrt sahen (ich sass direkt hinter dem Fahrersitz) und zweitens machte er sich sichtlich Sorgen, weil meine Unterkunft 10 Minuten Fahrt vom Stadtzentrum entfernt war und ich Probleme haben koennte, von dort wegzukommen. Er bot mir also an, mich erst mit in die Stadt zu nehmen, damit ich mich umsehen kann und nach 3 Stunden nahm er mich wieder mit zurueck und setzte mich an der entsprechenden Stelle ab. Ausserdem versprach er mir sicherzustellen, dass der Busfahrer am Montag Bescheid weiss, und mich von dort wieder abholt. Ich konnte mich gar nicht oft genug bedanken. Die Wartezeit verbrachte ich mit Spazierengehen und Fotografieren (das duerfte dem aufmerksamen Leser bekannt vorkommen). Ich sass ne Weile am Strand und lauschte dem Rauschen der Wellen und war total begeistert von den Pelikanen von denen ich nicht genuegend Fotos schiessen konnte! Als ich sie das erste Mal fliegen sah, war ich ueber ihre Groesse ueberrascht - sie sind riesig!
In der Tambo Lodge angekommen, wurde ich stuermig von zwei supersuessen Welpen begruesst, die mich total in Beschlag nahmen. Chris, der Eigentuemer, fuehrte mich herum und buchte mich auf Anfrage fuer die morgige Wine-tasting-Cruise. Danach wanderte ich noch ein wenig durch den Wald und experimentierte mit meiner Kamera, bis ich aufgrund der einsetzenden Daemmerung wieder Richtung Lodge aufbrach.
Wegen der Entfernung zum Stadtzentrum musste ich mir am naechsten Morgen keine Sorgen machen, denn Chris setzte mich in Lakes Entrance ab, weil es auf dem Weg seiner geplanten Erledigungen lag. 11 Uhr legte meine Weincruise ab und wir waren eine kleine Gruppe von gerade mal 7 Leuten. Alle waren guter Laune und jeder unterhielt sich mit jedem. Unsere Crew bestand aus Shaun, dem Skipper und Molly Campbell, Sicherheitsbeauftragte (einziges Crewmitglied, das eine dauerhafte Schwimmweste trug), Dolphin-Spotter und erster Offizier. Molly ist eine 9.5 Jahre alte Huendin, die im Bug des Bootes Platz nahm und sich den Fahrtwind um die Nase wehen lies. Kurz nach Ablegen vom Hafen begannen wir mit der Weinprobe und da mein Fruehstueck schon ne Weile zuruecklag, war ich nach 2 Glaesern bereits beschwipst. Den anderen gings nicht anders. Leider machte Molly keine Delfine ausfindig, aber wir sahen allerhand Voegel. Am Weingut angekommen, bestiegen wir einen kleinen Bus, der sich einen steilen Hang zum Haus hochquaelte (und ich war froh, dass wir das kurze Stueck nicht zu Fuss zuruecklegen mussten) und die Weinprobe ging munter weiter.
Nach ca. 30 Minuten erreichten uns gute Neuigkeiten. Mittagessen war fertig! Zum leckeren Mahl nahmen wir ein weiteres Glas Wein zu uns (wir waren ja schliesslich auf einem Weingut!) und fuer mich war klar, dass ich genug hatte. Da ich die letzten Monate in Abstinenz verbracht habe, spuerte ich die Wirkung des Weins besonders schnell. Auch beim Essen unterhielten wir uns ueber Gott und die Welt und hatten eine gute Zeit. Die ging leider viel zu schnell vorueber und nachdem ich eine Flasche des fantastischen Riesling erstanden hatte, gings zurueck aufs Boot.
Zurueck im Hafen verabschiedeten wir uns voneinander und ich beschloss, den 90-Mile-Beach entlangzulaufen (Der Name kommt Euch bekannt vor? Yep, in Neuseeland gibts einen gleichnamigen Strand.). Strandspaziergaenge sind normalerweise entspannend, dieser war es aber nicht. Der Sand war viel zu tief und selbst auf nassem Sand lies es sich nicht besser laufen. Ich kam kaum voran und als ich das Ende des Strandes endlich erreicht hatte, war ich fix und fertig. Zurueck gings gluecklicherweise auf der Flusseite und nach anfaenglichen Schwierigkeiten (Strand war unter Wasser und ich musste mir einen Weg durch dichten Busch suchen) beendete ich den Spaziergang, als es anfing zu daemmern. Ein Taxi brachte mich zurueck zur Tambo Lodge, wo ich den Abend ruhig ausklingen lies.
Sonntag morgen lies ich mir Zeit mit dem Aufstehen und Auschecken, schliesslich hatte ich meinen Bus zurueck nach Bairnsdale erst fuer 11.45 gebucht. Ein Taxi brachte mich nach Lakes Entrance und die nette Dame erzaehlte mir waehrend des Fahrens, dass es einen weiteren Bus nach Bairnsdale gibt, der 1.5 Stunden frueher faehrt und dies wuerde mir die Moeglichkeit geben, Bairnsdale ein wenig auszukundschaften. Ich fand die Idee nicht schlecht und nahm den kleinen Hippi-Bus um 10.25. Hippi schoss mir sofort durch den Kopf, als ich einstieg und die Insassen sah; alternativ gekleidet, die Mehrzahl mit langen Haaren, alle gut gelaunt und sehr relaxt. Ich sass neben der Ehefrau des Fahrers und wir unterhielten uns uebers Reisen usw. Sie beide sind vor Ewigkeiten aus den Staaten ausgewandert, weil sie sich mit der Politik des Landes einfach nicht identifizieren konnten. Sehr nette Leute und die Fahrt verging wie im Flug. In Bairnsdale angekommen, lief ich ein wenig umher, genoss die waermenden Sonnenstrahlen (in Lakes Entrance hatte es am Morgen ein wenig genieselt), las in meinem Buch und bevor ich zum Bahnhof aufbrach, ass ich noch zu Mittag. Am Bahnhof traf ich den Busfahrer vom Samstag wieder und er hatte sich Sorgen gemacht, weil er mich nicht an der vereinbarten Stelle angetroffen hatte, schliesslich hatte er sich ja gemerkt, dass er mich dort abholen wollte. Ich entschuldigte mich und erklaerte ihm die Umstaende und er war auch nicht wirklich sauer auf mich, sondern sichtlich erleichtert, dass ich meinen Zug geschafft hatte.
Der Zug hatte sich noch nichtmal in Bewegung gesetzt, da rannten schon wieder gelangweilte Kinder durch den Zug. Die Muetter schnatterten nur miteinander und schienen an dem Laerm kein Interesse zu nehmen. Nachdem der Zug den Bahnhof verlassen hatte, kehrte gluecklicherweise bald Ruhe ein und ich hatte eine entspannte Zugfahrt nach Hause. Es geht eben auch anders...
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