Was macht man an seinen freien Tagen, wenn man zu faul zum wandern oder Ski fahren ist, seine Zeit aber trotzdem im Schneetreiben verbringen will? Ganz einfach, man baut Schneefiguren. So geschehen vor ein paar Tagen, als ich mich mit meinen Arbeitskollegen Bev, Donna und Zach an die Herausforderung wagte, eine ganze Reihe von ausgefallenen Figuren zu bauen. Hintergrund ist der hohe Anteil an Schneemaennern im Dorf, den wir in einem kreativen Anfall von Groessenwahn ganz klar ueberbieten wollten.
Gesagt getan und so begannen wir ganz bescheiden mit einem Schneemann, um unsere eingerosteten kuenstlerischen Faehigkeiten im Modellieren aufzufrischen. Der Schneemann stand recht schnell im Grundgeruest (das Dekorieren stellte sich aufgrund fehlender Ressourcen als wesentlich schwieriger heraus) und wir teilten uns in zwei teams auf: das Geschwisterpaar Donna und Bev wagte sich an einen Inukshuk, waehrend Zach und ich das paralympische Motto aufgriffen und uns an daran machten, paralypmische Athleten zu bauen. Gar nicht so einfach sag ich Euch! Der Sledge Hockey Spieler sah eigentlich mehr als eine in Gedanken versunkene Figur aus, aber egal, der paralympische Gedanke zaehlt! Mit unserer zweiten Figur hingegen haetten wir ganz klar Schneewettbewerbe gewinnen koennen, denn unser liegender Biathlet war grossartig! Allerdings nur die untere Koerperhaelfte, bei der sich Zach noch sehr viel Zeit zum Modellieren lies. Unser Elan lies beim Oberkoerper ganz klar nach; drei Stunden im Schnee hatten uns ziemlich nass und hungrig werden lassen.
Waehrend dieser Zeit waren wir das Gespraechsthema Nummer eins im Dorf und etliche Leute (inkl. Athleten) schauten mit ihrer Kamera vorbei, um Bilder von unseren Kreaturen zu schiessen. Mit einfach nur einem Bild kam uns aber keiner davon, wir versuchten nebenher auch immer, eine Schneeballschlacht mit wildfremden Menschen zu initieren, indem wir sie mit Schnee bewarfen. Die meisten nahmens gelassen und feuerten zurueck.
Bisher hatte ich mehr freie Tage als dass ich gearbeitet habe und nachdem am 12. Maerz nun endlich die Paralympischen Spiele ganz offiziell eroeffnet wurden, liesen wir uns auf einigen Wettkaempfen blicken. Fuer den ersten Tag zeigten wir noch superviel Einsatz und bemalten unsere Gesichter in unseren Landesfarben. Zach mit seinem weiss-roten Gesicht und Ahornblatt erntete natuerlich den meisten Zuspruch, aber Catherine's gold-gruenes Gesicht mit 5 Sternen (Australien) und meine vielen Deutschlandflaggen (4 gesamt, jeweils 2 auf jeder Wange, Stirn und Kinn) garantierten uns viel Aufmerksamkeit und Fotos. Das Wetter war leider ziemlich bescheiden und der 1. Durchgang fuers Alpine Skiing wurde staendig weiter nach hinten verschoben. Nach dem Mittag wurde das gesamte event wegen schlechtem Wetters gecancelt. Den angebrochenen Tag wollten wir nicht so sang - und klanglos beenden und so machten wir uns auf den Weg nach Whistler (Whistler Creekside, wo Alpine Skiing stattfindet, ist ca. 10 Minuten vom Stadtzentrum entfernt) und entschieden uns fuer tubing. Dabei rast man in einer Art Autoreifen einen Berg hinunter, was ziemlich viel Spass macht.
Mit Bev ging ich am naechsten Tag wieder zum Alpine Skiing und obwohl das Wetter zwischendurch alles andere als toll war, fanden alle Wettkaempfe statt, weil VANOC unter grossem Druck steht. Die Paralympics finden an nur 10 Tagen statt und so gibt es nicht sehr viele Puffertage fuer ausgefallene Wettkaempfe. Gerade waehrend des 2. Durchlaufs wurden wir im Schneeregen richtig nass, aber das Durchhalten lohnte sich, schliesslich gewann Martin Braxenthaler im Monoski Gold im Slalomdurchgang ! Abends schauten wir uns in Whistler natuerlich live an, wie Martin seine Medaile entgegen nahm. Ich haette nie im Leben gedacht, dass ich das mal sagen werde, aber beim Aufziehen der Deutschlandfahne und dem Erklingen unserer Hymne empfand ich sehr viel Stolz fuer das Land, in dem ich nicht mehr leben moechte.
Am Dienstag gings wieder zum Alpine Skiing, diesmal mit Kate und diesmal schauten wir den Riesenslalom. Es war Kate's erster Paralympischer Wettbewerb, da sie erst am Samstag zu uns gestossen war und bisher immer gearbeitet hatte. Zur Feier des Tages malte ich ihr eine UK-Flagge auf die Wange. Ich belief es diesmal nur mit einer kleinen Flagge in meiner Hand, Farbe ins Gesicht wollte ich mir diesmal nicht schmieren. Das war eine gute Entscheidung, denn auch dieser Tag war ziemlich nass und Kate musste ihr Gesicht permanent vor Wasser schuetzen, damit die Farben nicht verliefen. Martin Braxenthaler befand sich wieder auf Goldkurs!
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