Und schon wieder eine Fussballweltmeisterschaft, die ich nicht zu Hause verbringe. Auch diesmal ist die Zeitverschiebung eher bescheiden, wenn auch nicht ganz so unvorteilhaft wie damals in Neuseeland. Zumindest bleibt es mir erspart, mitten in der Nacht aufzustehen.
Das erste Spiel gegen Australien schauten meine Arbeitskollegen und ich im Pub, zu einer recht christlichen Zeit um 11 Uhr Mittags. Wir Deutschen waren in der Ueberzahl und machten gut Stimmung, aber es waren auch einige Australier anwesend. Leider waren sie nach dem Spiel nicht mehr so gut gelaunt wie wir. Da es ein toller Tag war und sich die Sonne blicken lies, verbrachten wir den Rest des Nachmittags in der Stadt; lagen an der Waterfront auf dem Rasen und quatschten ueber Gott und die Welt.
Das zweite Spiel gegen Serbien mitten in der Woche lief bei uns 4.30 am Morgen und ich stellte mir den Wecker, um es live im Internet zu verfolgen. Eine riesige Enttaeuschung und Zeitverschwendung, denn sie spielten grottenschlecht. Danach gings dann muede auf Arbeit.
Vor dem dritten Spiel gegen Ghana herrschte gewissen Nervoesitaet, schliesslich mussten Jogis Jungs diesmal einen Zahn zulegen, um in die naechste Runde zu kommen. Ich hielt als einzige Deutsche auf Arbeit die Stellung, denn die anderen hatten sich frei genommen. Ein bisschen unfair fand ich das schon, aber am Ende wars gar nicht so schlimm, denn ich schaute den Grossteil des Spiels auf Arbeit. Gluecklicherweise ist mein Chef selbst grosser Fussballfan, sagte nichts und schaute sogar die meiste Zeit mit. Wir haben es mit mehr Glueck als Verstand ins Achtelfinale geschafft und obwohl ich manchmal an den Jungs gezweifelt hatte gehoeren wir dort absolut hin!!! Und die erste Aufgabe bestand erstmal darin, die sich grosse Hoffnungen machenden Englaender nach Hause zu schicken.
Das sollte mal wieder zu einer unmoeglichen Zeit 7 Uhr am Morgen an einem Sonntag stattfinden. Da meine Arbeitskollegen und ich an dem Tag noch ein River Rafting vor hatten (spaeter dazu mehr), wollten wir das Spiel zusammen gucken und verabredeten uns fuer den Alpenclub, die Hochburg der Deutschen in Vancouver. Um den Anpfiff nicht zu verpassen, stand ich doch tatsaechlich 5.30 Uhr auf und das an einem der wenigen Tage in der Woche, wo ich mal ausschlafen koennte! Was tut man nicht alles fuers Vaterland....
Der Alpenclub war gerammelte voll und Sitzplaetze gab es fuer uns auch keine mehr. Neben hunderten von Deutschen und einer handvoll mutigen Englaendern hatten sich auch wenige andere Nationalitaeten in den Alpenclub verirrt und wollten wahrscheinlich diese klassische Begegnung mal hautnah mit erleben. Die Stimmung war super und steigerte sich von Tor zu Tor. Alles in allem haben die Jungs ein tolles Spiel abgelegt, auch wenn unsere Abwehr oftmals mehr durch Abwesenheit als durch Leistung ueberzeugte und unser Torwart auf sich allein gestellt war.
Sofort nach dem Spiel machten wir uns im Firmenwagen (Minibus) auf den Weg ins oestlich gelegene Chilliwack, wo unser Chef eine River Rafting Tour fuer uns organisiert hatte. Wir schafften es gerade noch rechtzeitig zum check in, mussten uns in hautenge, noch nasse (!) Schwimmanzuege quetschen und fuhren anschliessend mit einem alten Schulbus fuer ne halbe Stunde flussaufwaerts zu der Stelle, wo wir uns mit dem Chilliwack Fluss vereinen sollten. Wir erhielten den Rest unserer Ausruestung (Schwimmweste, Helm und Paddel) und nach der Sicherheitseinweisung waren wir ploetzlich nicht mehr ganz so gut gelaunt, schliesslich redeten die guides davon, wie man jemanden wieder ins Boot zieht, wie man sich verhaelt, wenn man ins Wasser gefallen ist usw. Wir wussten, dass das Wasser kalt war, deswegen wollte keiner an dieses Szenario denken.
Mit unserem aus Tasmanien stammenden guide ging es los und die ersten paar Meter gewoehnten wir uns erstmal ans paddeln, uebten Kommandos ein und suchten nach der bequemsten Sitzposition. Ich sass bis vorne, musste aber nach ein paar Minuten weiter nach hinten, weil meine kurzen Arme teilweise gar nicht bis ins Wasser reichten. Insgesamt waren wir 9 Leute im Schlauchboot, vorne 4, in der Mitte der guide mit zwei grossen Rudern und hinten nochmal 4. Die vorne bekamen das meiste Wasser ab und innerhalb weniger Sekunden waren wir platschnass. Hinten bleibt man relativ trocken, bekommt dafuer aber die Schlaege ab, wenn das Boot nach dem Aufrichten wieder aufs Wasser knallt. Ich muss zugeben, dass ich anfaenglich schon etwas nervoes war, schliesslich war ich noch nie river rafting. Allerdings hatte ich beim Paddeln in der Tschechei schon einige Erfahrung gesammelt (und bin jetzt besonders erfahren im 'Wieder-ins-Boot-klettern') und ich stellte mich schon seelisch und moralisch aufs Nasswerden vor. Allerdings war die Sorge unbegruendet, denn rafting im Schlauchboot ist viel sicherer als im Boot. Unser guide war sehr erfahren und wir mussten nicht mal besonders viel paddeln und nur einige Male aushelfen. Der Grossteil wurde von ihm ueber die grossen Ruder erledigt.
Der Trip war genial und obwohl es zwischendurch regnete und es uns recht kalt wurde, genossen wir das Rafting sehr. Spass hatten wir auf alle Faelle und ich freute mich mal wieder, den Australischen Akzent zu hoeren! Zwischendurch gabs auch Mittag mitten im Wald denn 3 stuendiges Rafting macht hungrig!
Was ich an Schwimmanzuegen neben dem laecherlichen look absolut nicht ausstehen kann, ist der noetige Aufwand beim Ausziehen. Es kostete mich einige Anstrengung, das Ding von der nassen Haut zu bekommen und ich machte drei Kreuze, als ich wieder trocken und angezogen die Umkleideraeume verlies und Stossgebete gen Himmel schickte, denn nun regnete es aus Kannen! Auf dem Weg nach Hause standen wir auch noch im Stau und waehrend alle im Van schliefen musste ich wach bleiben, schliesslich war ich der Fahrer und musste alle sicher nach Hause bleiben. Zu Hause angekommen bestand die erste Amtshandlung darin, meinen dringend benoetigten Schlaf nachzuholen!
Das Viertelfinale bestreiten wir uebrigens gegen Argentinien und das findet mal wieder um 7 Uhr in der Frueh am naechsten Samstag statt. Wir muessen alle arbeiten und haben beschlossen, frueh auf Arbeit zu erscheinen, das Spiel zu schauen und gemeinsam zu fruehstuecken. Druecken wir Deutschland die Daumen!!!
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