Nach einer heissen Nacht (Fenster konnte man im hostel nicht oeffnen und ein kleiner Luefter ackerte die ganze Nacht, um die stickige Luft im Zimmer einigermassen gleichmaessig zu verteilen) wachten wir am naechsten Morgen auf und warteten geschlagene 90 Minuten darauf, dass eine unserer Zimmergenossinnen das Bad endlich fuer die anderen 7 Bewohner raeumen moege. Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, wie ruecksichtslos einige Backpacker durch die Welt ziehen!
Das vom hostel angebotene Pancake Fruehstueck rangt zwar nicht auf Platz 1 der ausgewogensten und gesuendesten breakfasts, aber einem geschenkten Gaul schaut man bekanntlich nicht ins Maul.
Toronto ist die groesste Stadt Kanadas und somit gibt es eine Menge zu sehen und zu besichtigen und wir wussten von vorneherein, dass wir niemals genuegend Zeit haben werden, um uns alles anzuschauen. Abhetzen wollten wir uns beim Abklappern aller Sehenswuerdigkeiten auch nicht und so fanden wir meiner Meinung nach eine ganz gute Mischung von Anschauen, Relaxen und Entdecken. Wir kauften uns ein Tagesticket fuer die TTC (Toronto Transit Commission = oeffentlicher Verkehrsverbund)und wie auch schon in Niagara Falls musste ich bei dessen Anblick schmunzeln, denn irgendwie erinnerten mich diese Tagestickets an Bingo Spielscheine oder Lotto Tickets- der entsprechende Monat und der Tag muessen freigerubelt werden und ich haette mich sehr auf den Hauptgewinn gefreut!
Die Hafengegend wimmelte nur so von Kajakern, kleinen Booten, Faehren und privaten Segelbooten und Yachten und ich finde es immer wieder schoen, die ganz besondere Atmosphaere in den Haefen aufzusaugen. Bei frischer Meeresluft und dem Gekreische der Moewen schweifen die Gedanken in die Ferne und man traeumt vom ungebundenen Leben auf einem Boot, fernab von Verpflichtungen, Autos und Menschenmassen. Etwas abgelegen im North Shore Park und durch eine laengere Busfahrt erreichbar, liegt Tommy Thompson Park, in dem man zahlreiche Voegel beobachten kann. Ziel war es eigentlich, diesen Park zu bewandern, aber er lag doch weiter ausserhalb, als wir urspruenglich gedacht hatten. Wir aenderten unsere Plaene, entspannten eine Weile am naheliegenden (naja, so nahe war es auch nicht) Cherry Beach (Kirschen gabs leider keine), bevor wir wieder zurueck in die Stadt fuhren. Wie jede groessere Stadt hat auch Toronto eine Art Markthalle, in der taeglich der farmers market stattfindet und Obst, Gemuese, Fleisch, Fisch, Kaese und jede Menge mehr frisch angeboten werden. St. Lawrence Market wurde mit einem Besuch beehrt und obwohl es schon spaeter war und die meisten Haendler bereits zusammenpackten, genossen wir den Anblick der frischen Auslagen und ich merkte mir vor, mal wieder den Markt auf Granville Island in Vancouver auf der Suche nach frischen Lebensmitteln zu besuchen.
Auf unserem Streifzug durch die Stadt entdeckten wir am Dundas Square die Shoppingmeile Torontos und Eaton Centre, das groesste Einkaufszentrum Kanadas. Es ist wohl unnoetig zu erwaehnen, dass ich mich nicht hinein verirrt habe, da mir solch grosse Menschenmengen suspekt sind und ich sie eher zu vermeiden versuche. Nach einem kurzen Abstecher zur Town Hall (dem Rathaus) gings mal kurz zurueck ins Hostel, um Ballast abzuwerfen (fuer Katrin) und mehr Ballast aufzunehmen (fuer mich), denn ich schnappte mir mein Stativ und es ging wieder los in Richtung Faehrhafen, wo wir eine Faehre auf eine der vielen Toronto Islands (Ward's Island) bestiegen (naja, besprungen trifft es eher, wir mussten der bereits abfahrenden Faehre hinterherrennen).
Ueber Ward's Island gibts nicht viel zu sagen, ausser dass wir uns wie in einer Hippie Kommune fuehlten; die ewig Junggebliebenen, baertig, Kopftuchtragend und auf dem Fahrrad begegneten uns haeufiger. Wir liefen ein wenig umher um uns eine strategisch gute Position zu sichern und warteten auf den Sonnenuntergang, der an diesem Tag erstaunlich lang auf sich warten lies. Aber wahrscheinlich kam uns die Warterei nur so lang vor, weil das schliesslich immer so ist, wenn man auf etwas bestimmtes wartet. Allzuviele Fotos knipste ich dann gar nicht, denn besonders viel Variation gab es bei dem Motiv leider nicht und so machten wir uns auch bald wieder auf den Rueckweg. Die Faehre machte diesmal noch einen kleinen Umweg ueber andere Inseln und nachdem sie uns wieder am Faehrhafen abgesetzt hatte, gings nochmal zum CN Tower, um ihn fotografisch festzuhalten.
Kein Besuch in Toronto ist perfekt, wenn man den hoechsten Turm der Welt aussen vor laesst und so wurden wir Teil der 2 Millionen Besucher, die den 553 Meter hohen Turm jaehrlich erklimmen. Bevor man den Fahrstuhl besteigen darf, muss man erstmal durch die Sicherheitskontrolle und fuehlt sich dabei wie einem gigantischen Staubsauger, der auch gleich noch die nassen Haare trocknet. Hoehenangst habe ich eigentlich nicht, aber im Aussenfahrstuhl (mit grosszuegiger Fensterflaeche!) konnte ich trotzdem nicht vorne an der Tuer stehen. Auf dem Glasboden uebrigens auch nicht, was mich in meiner Platzwahl stark einschraenkte. Oben angekommen folgte dann mein uebliches Turm-Prozedere; erstmal mit Zoom Linse alles abfotografieren und dann das gleiche nochmal mit Weitwinkel. Leider kann man gar nicht einmal komplett herumlaufen, weil sich im gleichen Stockwerk das Restaurant befindet und die finden es nicht so prickelnd, wenn staendig Herrscharren von Besuchern mit der Kamera zwischen den Tischen umherwandeln. Schade, denn wenn man 21 Dollar (das war schon mit Rabatt!) bezahlt, moechte man auch so viel wie moeglich sehen! Eine Etage weiter unten konnte man das Aussendeck betreten und dann auch endlich herumlaufen, allerdings lies sich fototechnisch kein Kapital daraus schlagen, denn logischerweise ist aus Sicherheitsgruenden ein stabiles Stahlnetz aufgespannt. Fuer die ganz Mutigen - ich nenne sie Wahnsinnige(!) - wartet diese Etage mit einem Glasboden auf, durch den man bis runter auf den Boden schauen kann. Herunterschauen konnte ich ohne Probleme, aber darauf stehen (oder wie manch andere Leute, LIEGEN!) konnte ich nicht. Zum wieder Runterfahren mussten wir schon sehr viel laenger anstehen und das gab uns ein Gefuehl dafuer, wie lange man an manchen Tagen anstehen muss, um auf den Turm zu gelangen.
Das Wetter zeigte sich von seiner allerbesten Seite und so machten wir es uns auf dem Rasen der St. James Kathedrale fuer ein kleines Nickerchen gemuetlich, bevor wir wieder aufbrechen mussten, um im hostel unser Gepaeck abzuholen und mit dem Airport Shuttle zurueck zum Flughafen zu fahren. Unser Flug erreichte gegen 8.30 Uhr abends Vancouver und dort fing es nach unserer Landung gleich mal wieder heftig an zu regnen. Schoen, wieder zu Hause zu sein!
No comments:
Post a Comment